Mit großem Interesse hat der am vergangenen Dienstag das Spiel bei der Handball-Weltmeisterschaft zwischen Dänemark und Deutschland verfolgt. Für Dieter Sand war schon vor dem Anpfiff in der Hölle von Herning klar, dass sich das Team von Bundestrainer Alfred Gislason nicht viel ausrechnen darf. „Es ist so gekommen, wie ich befürchtet habe“, kommentierte der 75-Jährige die 30:40-Niederlage des DHB-Teams. Umso erleichtert war er am Donnerstagabend, als Deutschland gegen Italien siegte und vorzeitig den Einzug ins Viertelfinale schaffte.
Ohne Handball, das gibt der im Dillinger Stadtteil Hausen wohnende Vater von zwei Söhnen und vierfache Opa offen zu, würde in seinem Leben etwas fehlen. Mehrere Jahre war Dieter Sand das Gesicht der Handball-Abteilung des TV Dillingen, die 2003 aufgrund von Personalmangel den Spielbetrieb einstellen musste. Es war ein schmerzhafter Moment für den ehemaligen Spieler, Trainer und Funktionär. Zunächst meldeten die Dillinger ihre Herren- und Damenmannschaft ab, als letztes Team dann die A-Jugend. „Uns gingen einfach die Spieler aus“, blickt Sand auf diese Zeit zurück.
Dabei hat der pensionierte Polizeibeamte bei der TVD auch viele glorreiche Tage erlebt: Unvergessen sind dabei die von 1974 bis 1995 durchgeführten Kleinfeldturniere mit bis zu 80 Mannschaften im Donaustadion. Auch Teams aus Österreich, der Schweiz und dem ehemaligen Jugoslawien zog es immer wieder zum Sommer- und Freiluft-Event nach Dillingen. Die meisten Gäste übernachteten dabei in Zelten auf dem Nebenplatz im Stadion. „Einige haben aber auch in Gaststätten und Hotels geschlafen“, ergänzt Dieter Sand und bekommt glänzende Augen, wenn er von den damaligen Ereignissen erzählt.
Sich für die Handballer des TVD so zu engagieren, das wäre ohne seine Ehefrau Irene, einst selbst aktive Spielerin in Dillingen, freilich nicht möglich gewesen. „Sie hat mich immer wieder unterstützt“, ist Dieter Sand seiner besseren Hälfte dankbar. Kein Wunder ist es, dass auch die Söhne des Ehepaars, Stefan und Frank, Handballspieler geworden sind. Letzterer ist der Sportart, bei der es immer wieder schnell hin und her geht, bis heute als Schiedsrichter treu geblieben ist. Der Ältere der beiden leitet Spiele bis zur Bayernliga.

Bevor Dieter Sand als Spartenleiter beim TVD viele Akzente setzen konnte, war er für die Dillinger als aktiver Spieler eine Stütze für das Herrenteam, mit dem er einige Auf- und Abstiege von der damaligen A-Klasse in die Bezirksliga und umgekehrt mitgemacht hat. Seine Liebe zum Verein war so stark, dass er es jungen Jahren, als er noch bei der Polizei in Ainring bei Freilassing im Einsatz war, immer wieder in Kauf nahm, ins 320 Kilometer entfernte Dillingen ins Training zu fahren. „Und nach den Übungseinheiten ging es in der Nacht oftmals die gleiche Strecke wieder zurück“, staunt er heute, wie er das damals alles geschafft hat.
Anfangs noch ohne Dillinger Halle
In den Anfangsjahren seiner aktiven Zeit als Spieler gab es in Dillingen noch keine geeignete Halle, in der Handballspiele ausgetragen werden konnten. „Die meisten Begegnungen haben wir in der Fliegerhorsthalle in Leipheim bestritten“, erinnert sich Sand an Spieltag, die in Turnierform ausgetragen wurden. Erst als in den 1980er-Jahren die Dreifachhalle in der Ziegelstraße in Dillingen zur Verfügung stand, konnten die TVD-Teams vor eigenem Publikum antreten. Damals boomte der Handballsport in Dillingen, freuten sich Akteure und Fans immer wieder auf Derbys gegen Lauingen, Wittislingen, Gundelfingen oder Wertingen.
Mit der Einstellung des Spielbetriebs beim TVD vor 22 Jahren hat bei Dieter Sand das Interesse für den Handball nicht nachgelassen. Im Gegenteil: Schon oft hat er in den vergangenen Jahren Bundesligaspiele in Göppingen, Mannheim (Rhein-Neckar Lösen), Kiel oder Flensburg besucht und war mit seiner gesamten Familie beim WM-Finale 2007 in Köln live dabei, als Deutschland den Heimvorteil nutzte und Polen mit 29:24 besiegte. Es war der dritte und bislang letzte Titelgewinn in der Geschichte eines DHB-Teams.
Gutes Verhältnis zu Erhard Wunderlich
Auch 1978 war Deutschland Weltmeister geworden. Damals gehörte Erhard Wunderlich als jüngster Spieler mit zur Erfolgsmannschaft von Bundestrainer Vlado Stenzel. Zu dem aus Augsburg stammenden „Handballer des Jahres“ 1981 und 1982 hatte Dieter Sand ein mehr als freundschaftliches Verhältnis. Mit Wunderlich, den alle nur „Sepp“ nannten, traf sich der Dillinger mehrere Male privat. So auch in jenen Jahren, als der Weltmeister für den FC Barcelona spielte und des Öfteren in seine Heimat Augsburg zurückkehrte, um sich mit Freunden wie Dieter Sand auszutauschen. „Die meiste Zeit haben wir uns dabei in den Katakomben der Sporthalle in Augsburg getroffen“, möchte der Dillinger diese Zeiten nicht missen.
Auch im fortgeschrittenen Alter interessiert sich Dieter Sand für Handball, ohne aber noch Spiele in der Region zu besuchen. Wenn er mal unterwegs ist, dann geht es in Hallen, wo die Bundesliga zu Hause ist. Ob er nochmals wie 2007 bei einer WM live vor Ort sein wird, kann Sand nicht sagen. „Ich kenne mein Alter“, lacht der 75-Jährige und ergänzt: „Eigentlich bin ich ein Multisportler“ und gesteht, dass er im TV fast alles verfolgt, was live angeboten wird. Natürlich die Fußball-Bundesliga mit seinen Lieblingsvereinen FC Bayern München und 1. FC Heidenheim, die Champions League, die Tennis-Open in Australien, den Biathlon-Weltcup und natürlich auch weiter die Handball-WM in Dänemark, Norwegen und Kroatien. Dabei drückt er Deutschland im heutigen Spiel in Herning gegen Tunesien besonders die Daumen und hofft, dass es maximal die Hälfte an Gegentoren wie im Spiel gegen Dänemark geben wird.
Zur Person: Dieter Sand
Er ist ein Dillinger Urgestein. Er wurde vor 75 Jahren in der Großen Kreisstadt an der Donau geboren, ist seit 1973 mit Ehefrau Irene verheiratet und ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen sowie vierfacher Opa. Der pensionierte ehemalige Polizeibeamte wohnt im Dillinger Stadtteil Hausen und war von 1973 bis 2003 Handball-Abteilungsleiter beim TV Dillingen.
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