Advent – die Dämmerung senkt sich übers Land, in den Häusern gehen die Lichter an. Die Mertinger Kirche St. Martin, adventlich geschmückt, füllt sich aufs Schönste; im hellerleuchteten Chorraum ziehen die Mitglieder des Gempfinger Singkreises ein, das diesjährige Adventskonzert zu singen. Ein kluges, wunderbar konzipiertes Programm mit Weisen aus dem Mittelalter bis in die Neuzeit, das der Leiter des Chores, Erich Hofgärtner, zusammengestellt hat. Er verbindet die Lieder auch mit nachdenklichen, beeindruckenden Texten.
Die Adventszeit sei die Zeit der Erwartung, der Unsicherheit, eine „Fastenzeit“ – ausgerichtet auf den einen Moment, da der Erlöser geboren ward. Der Freude, Licht, Seligkeit bringen wird. Diesen Anspruch nehmen die ersten Gesänge, zwei Fastengesänge aus der Osterzeit, auf: Das erste im Mittelalter als Antiphon während der Fußwaschung gesungen: „Ubi caritas et amor deus ibi est“ (vertont von Maurice Duruflé), der zweite Gesang ist die Vertonung des Psalms „Dextera Domini“ von Anton Bruckner. Der Singkreis Gempfing, ein Chor mit strahlendem Klang, tönt mächtig, hinreißend, und fordert Andacht ein – ein großartiges Ensemble, wunderbar ausgewogen in Frauen- und Männerstimmen: Man lauscht fast verzückt.
Vielstimmige Gesänge in St. Martin Mertingen
Das Gebet des Herrn, das „Vater Unser“, weltumspannend verbindend, wird in moderner Form – „Tève musu“ vom zeitgenössischen lettischen Komponisten Alvidas Remesa, und in der schier überwältigenden Version von Guiseppe Verdi „Pater Noster“ gesungen. Der Chor bewältigt diese sängerischen Herausforderungen grandios. Max Regers so einfach klingender, wunderbarer Chorsatz „Und unsrer lieben Frauen“, der die Legende von Mariens Traum, dass unter ihrem Herzen ein Baum wuchs, der die ganze Christenheit schützend überwölbte, expressiv beschreibt, leitete zur nächsten Lobpreisung Mariens über – dem britischen Christmas Carol „A Hymn to the Virgin“ aus dem 13. Jahrhundert (Benjamin Britten), singt bittersüß von der Rose ohne Dornen, dem Meerstern….Der Zuhörer verliert sich in den vielstimmigen Gesängen…
“Adventi ének“ von Zoltán Koday macht den Ruf „Komm, o komm Emanuel“ erklingen, dann, um Erlösung flehend das barocke (Johann Eccard)„Ich lag in tiefer Todesnacht“. Jubelnd, triumphierend folgt „Machet die Tore weit“ die Einladung an den Erlöser, als König und Herrscher in die Stadt einzuziehen. Leuchtende, ausstrahlende Freude! Auf festlich barocke Klänge folgt ein alpenländisches Volkslied „Auf, auf! Ihr Hirten auf dem Feld““ mit der Aufforderung „Verlasset Eure Herden“……es klingt so selbst-verständlich, so traulich, so natürlich, Jahrhunderte zu überbrücken. Waren doch die Hirten die Ersten, die das Kind in der Krippe sehen durften! Ganz modern dann „Nata Lux“ vom Zeitgenossen Morten Lauridsen – Himmelsklänge, chorisch aufregend gesetzt…
Zum Abschluss singen die Besucher in St. Martin mit
Noch einmal traditionell, mit einem zauberhaften Solo von Angela Hofgärtner „“I woaß net, was des Ding bedeut“, eingebettet in das zeitgenössische „Lux Aurumque“ von Eric Whitacre, ein auf einem lateinischen Gedicht beruhendes Lied, das die Welt erobert hat: aufrüttelnd, umarmend. Mit „Maria durch ein Dornwald ging“ endete dann ein besinnliches, tiefgründiges, das Wesen der Adventszeit wunderbar auslotendes Kirchenkonzert. Zum Abschluss – „Ihr Geschenk an uns“ – sangen die vielen, vielen Besucher und der Singkreis gemeinsam noch eines der schönsten und ältesten Weihnachtslieder „Es ist ein Ros (Reis)entsprungen“ – in gemeinsamer freudiger Erwartung des Weihnachtsfestes.
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