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Obstbaum-Veredlung: So gelingt das Aufpropfen seltener Apfelsorten

Landkreis Donau-Ries

Zwei Apfelsorten von einem Baum: Das Veredeln von Obstbäumen

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    Unser Bild zeigt „naufghockte“ Edelreiser in Zirgesheim: Künstler schaffen es, dass an einem Baum verschiedene Sorten reifen.
    Unser Bild zeigt „naufghockte“ Edelreiser in Zirgesheim: Künstler schaffen es, dass an einem Baum verschiedene Sorten reifen. Foto: Ralf Hermann Melber

    Im Landkreis Donau-Ries gibt es vonseiten des Landratsamts enorme Bemühungen, sehr seltene oder gar einmalige Obstsorten durch Vermehrung zu sichern, ehe die Altbäume früher oder später absterben. Häufig kann kaum mehr der Sortenname festgestellt werden. Es gibt aber noch andere Gründe, warum das Veredeln, besonders das Umpropfen auf einen bestehenden Baum, Sinn macht.

    Es kann zum Beispiel sein, dass im Kleingarten einfach nicht mehr Platz ist für weitere Bäume, man aber vom Obstangebot des einen Baums aufgrund gleichzeitiger Reife ganz einfach zu viel auf einmal hat. Auch andere Gründe mag es geben, warum die bisherige Frucht nicht überzeugt. In solchen Fällen bietet sich das Aufpropfen von Edelreisern anderer Bäume an, möglichst durch geübte Hände. Sie werden im Frühjahr, je nach Vegetationsfortschritt oder Art, meist Mitte April bis Anfang Mai aufgepfropft. Idealerweise schon Ende Dezember bis Anfang Januar sind die am besten bleistiftstarken Reiser den Spenderbäumen entnommen und dann kühl, aber frostfrei, bis circa fünf Grad Celsius und ausreichend feucht, zum Beispiel in Sand, eingelagert worden. Es gibt Künstler, die im Extremfall gar eine dreistellige Zahl an Sorten auf einen einzigen Baum aufgepropft haben, also von Äpfelbäumen auf den Apfelbaum, Birnbaumreiser auf Birnbäume und so weiter.

    So funktioniert das Obstbaum-Veredeln

    Wenn auch vielfältige Literatur und sehr wertvolle Tipps in Fachblättern rund ums Veredeln existieren, lässt man am besten erfahrene Leute ran oder lernt es in der Praxis direkt von ihnen. Alle gängigen Veredelungstechniken haben gemeinsam, dass Kambium mit Kambium, also die grüne Schicht unter der Rinde, miteinander verbunden wird. Dies gilt für Pfropfungen im Frühjahr ebenso wie während des Sommers. Entscheidend sind mehrere Faktoren: Der Ast, auf den aufgepropft wird, sollte nicht groß mit Wundheilungen darunter beschäftigt sein. Außerdem braucht es genügend Versorgungszweige, die mit ihren Blättern Nährstoffsaft nach oben ziehen – jedoch nicht mehr als nötig, um dem Edelreis den Vorzug zu geben.

    Mindestens so entscheidend wie der Propfvorgang ist jedoch die Nachsorge. Ist irgendeine Blase im Veredelungswachs entstanden, sodass Luft hereintreten kann? Dann mag das Reis letztlich nicht angehen. Problematisch sind auch Konkurrenztriebe unterhalb der Veredelung, die sich aus schlafenden Augen entwickeln können. Sobald hier nur eine Kleinigkeit zum Vorschein kommt, kann man sie sofort mit dem Fingernagel entfernen. Tut man dies nicht, war die ganze Frühjahrsarbeit oft vergebens, auch der Materialaufwand für Wachs und Bast. Zwar werden je nach Astdicke vorsichtshalber meist zwei oder mehrere Reiser „naufbelzt“, doch nur bei entsprechender Fürsorge passiert das eigentliche Wunder erst jetzt: Das Leben fließt in das Edelreis und nach wenigen Wochen erwachen die anfangs geschlossenen Knospen und fangen an zu grünen. Damit sich wenigstens ein Trieb daraus entwickelt, muss immer wieder von den Zweigen unterhalb der Veredelungsstelle ein wenig entfernt werden, besonders irgendwelche Wasserschosse.

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