Es waren dramatische Momente beim Training der Wasserwacht Donauwörth am 16. Februar - einem Tag, der sich allen eingebrannt hat: Wenige Sekunden lang trieb Rudolf Wallimann leblos im Wasser, bis ihn seine Kollegen von der Wasserwacht Donauwörth aus dem Schwimmbecken im Stadtbad am Mangoldfelsen zogen. „Um Viertel nach zehn habe ich den Rudi noch auf dem Rücken schwimmen sehen. Als ich mich das nächste Mal umgedreht habe, war er unter Wasser“, schildert Michael Deisenhofer den Vorfall an jenem Sonntag. „Erst dachte ich, er taucht. Das macht er manchmal, um unsere Form zu korrigieren“, so der Kollege und Freund. Doch der Schwimmlehrer bewegte sich nicht mehr – Herzinfarkt, ohne vorherige Anzeichen, ohne Vorwarnung. „Wir haben ihn dann sofort herausgezogen, da war er schon komplett blau angelaufen“, beschreibt Deisenhofer die dramatische Situation. Dass der 66-Jährige mit dem Leben davon kam, hat er vielen glücklichen Fügungen zu verdanken – allen voraus aber seinen Kollegen von der Wasserwacht.
Hallenbad in Donauwörth: Defibrillator wäre beinahe nicht in der Halle gewesen
Das sonntägliche Schwimmtraining verwandelte sich für die Wasserwachtler in Donauwörth binnen von Sekunden in einen Albtraum. Als Rudolf Wallimann einen Herzinfarkt erlitt, schlitterten sie nur knapp an einer Katastrophe vorbei. „Ich habe sofort mit der Herzdruckmassage angefangen, der Timo hat beatmet und der Michi den Defi geholt“, beschreibt Diesenhofer die routinierten Handgriffe, nachdem sie den leblosen 66-Jährigen aus dem Wasser gezogen hatten.
Wallimanns Glück waren an diesem Tag nicht nur seine Kollegen, die genau auf solche Situationen vorbereitet sind, sondern auch der Defibrillator im Stadtbad am Mangoldfelsen. Das Gerät, mit dem ein kontrollierter Stromstoß abgegeben werden kann, um einen normalen Herzschlag wiederherzustellen, muss alle zwei Jahre gewartet werden, erklärt Manuel Brandt, der erste Vorsitzende der Wasserwacht. Vor gerade einmal drei Wochen sei ihr Gerät noch beim BRK in der Wartung gewesen. „Wir hatten wirklich Glück, dass der Defi wieder im Haus war“, so Brand.

Glück im Unglück: Nur 10 Prozent der Menschen überleben solchen Herzinfarkt
„Wir haben einmal geschossen und dann weiter reanimiert“, erzählt Deisenhofer. Kurze Zeit später habe bei Rudi die Eigenatmung wieder eingesetzt. „Das Schönste war, die Linie auf dem EKG zu sehen“, so Deisenhofer. Er und Wallimann kennen sich seit 45 Jahren. „Wir sind schon viele Kilometer zusammen geschwommen.“ Nachdem der Krankenwagen mit Wallimann auf dem Weg ins Krankenhaus Nördlingen war, ging für seine Kameraden das Warten erst richtig los. „Wir wussten nicht, wie er das übersteht“, sagt Deisenhofer. „Geschlafen hat an dem Sonntag keiner von uns“, ergänzt Timo Bablok, der bei der Rettungsaktion ebenfalls dabei war.
Wallimann wurde im Krankenhaus operiert und bekam von all dem nichts mit. „Ich weiß noch, dass wir Rückenschwimmen gemacht haben und dann bin ich vor einer grünen Wand aufgewacht und habe mich gefragt: Wo bin ich?“ berichtet er. Die Ärzte informierten ihn später: Bei seinem Anfall habe es sich um Hinterhofherzinfarkt gehandelt. Ihm seien daher zwei Röhrchen zur Stabilisierung der Herzgefäße, sogenannte Stents, eingesetzt worden. Die Überlebenschancen eines solchen Herzinfarkts liegen laut den Ärzten lediglich bei 10 Prozent. Denn oftmals würden keine eindeutigen Beschwerden auftreten, so wie auch bei Wallimann: „Ich hatte gar nichts. Nicht mal eine Vorahnung.“

Regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse retten Leben: Im Notfall ist jede Hilfe gefragt
Knapp zwei Wochen nach dem Unfall kommen die Beteiligten im neuen Wasserwacht-Heim zusammen. Der Erlebte sitzt ihnen noch merklich in den Knochen. „Das macht schon etwas mit einem“, meint auch Wallimans Kollege Michael Müller. Seit dem Vorfall nehme er Defibrillatoren in seinem Umfeld bewusst wahr. „Die sind mir davor gar nicht aufgefallen.“ Das geht vielen so, vermutet er. Deshalb sei es ihnen wichtig, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Das BRK Nordschwaben bietet unter anderem eine Defibrillator-App an. Dort kann man sehen, wo sich das nächste Gerät befindet, erklärt er.
Wasserwachtvorsitzender Manuel Brandt verweist außerdem darauf, wie wichtig regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse sind. Denn je öfter man für den Ernstfall übe, desto besser für einen selbst und die Betroffenen. Deshalb appelliert die Wasserwacht: Frischt eure Erste-Hilfe-Kurse auf! Möglichkeiten gibt es dafür viele, so bietet nicht nur die Wasserwacht, sondern natürlich auch das BRK sowie der DAV und die VHS in Donauwörth solche Kurse an.
Für Wallimann war das Wissen seiner Kollegen und der Defibrillator vor Ort ein Glücksfall. „Ich wurde von meinen besten Freunden gerettet“, sagt er dankbar. „Ich habe jetzt einen zweiten Geburtstag gewonnen“, freut er sich. Künftig werde er nicht nur an seinem eigentlichen Geburtstag, sondern auch am 16. Februar feiern. Nach einem Rehaaufenthalt möchte er zurück ins Schwimmbecken und weiterhin Kindern das Schwimmen beibringen.
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