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Das Hörbacher Montagsbrettl ist seit 50 Jahren ein Biotop der Kleinkunst

Hörbach

Das „Hörbacher Montagsbrettl“ ist seit 50 Jahren ein Biotop der Kleinkunst

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    Der Wechsel an der Spitze des „Montagsbrettls“ war kein Bruch, sondern ein Weitererzählen. Von links: Markus, Toni, Jakob und Simon Drexler.
    Der Wechsel an der Spitze des „Montagsbrettls“ war kein Bruch, sondern ein Weitererzählen. Von links: Markus, Toni, Jakob und Simon Drexler. Foto: Christine Hornischer

    Die Schrift des Original-Brettls ist leicht geschwungen wie von Kinderhand. „Hörbacher Montagsbrettl“ steht da, fast scheu, als wolle sie nicht zu viel versprechen. Und doch verbirgt sich hinter diesem unscheinbaren Schriftzug ein halbes Jahrhundert an spitzer Satire, scharfem Witz und liebevoll inszeniertem Chaos. Die Brüder Toni und Jakob Drexler, Gründer des legendären Montagsbrettls, nennen es rückblickend nicht ohne Stolz: „50 Jahre gelebter Wahnsinn.“

    Der Ursprung dieser Kleinkunstbühne ist untrennbar mit dem Namen Toni Drexler verbunden. Eine Zeitreise zurück ins Jahr 1975: Toni trägt die Haare schulterlang, arbeitet tagsüber als Verwaltungsbeamter an der Universität München – und taucht abends ein in die vibrierende Welt der alternativen Kulturszene der bayerischen Landeshauptstadt. Es ist eine Zeit, in der die Kneipen noch Bühnen waren – Orte des Aufbruchs, des Austauschs, des Experiments.

    Gerhard Polt oder Bruno Jonas testeten hier ihre Programme

    Dort begegnete man Größen, die heute längst Legendenstatus genießen: Gerhard Polt, Bruno Jonas, Fredl Fesl – sie alle testeten ihre Programme noch im intimen Rahmen, Auge in Auge mit dem Publikum. Die Kabarettisten pendelten zwischen Bühnen wie dem Song Parnass oder der Liederbühne Robinson, stets auf der Suche nach Resonanz, nach Lachen, das aus dem Bauch kam und nach einem Publikum, das sich berühren ließ.

    Der junge Toni sog diese Atmosphäre auf wie ein Schwamm – und brachte sie mit nach Hörbach, wo sie bei seinem Bruder Jakob auf fruchtbaren Boden fiel. Was dann entstand, war mehr als ein Bühnenprojekt: Es war ein Herzensanliegen, geboren aus Leidenschaft und geprägt von Humor mit Tiefgang. Gemeinsam leiteten die beiden die Geburt einer Kleinkunstbühne ein, die mit Witz, Mut und Musikalität ihren ganz eigenen Ton anschlug.

    Beim ersten „Hörbacher Montagsbrettl“ am Kirchweih-Montag 1975 im Gasthaus Sandmeir traten einige verwegene Musiker auf die kleine, improvisierte Bühne: Rainer Panitz (später einer der Mehlprimeln), Arthur Loibl, Fredl Fesl, Hansi Well (später Biermösl-Blosn) und der bairische Poet Helmut Eckl.

    Viele Neulinge im Montagsbrettl tauchen später im Fernsehen auf

    Das Publikum war begeistert, der Wirt, Florian Sandmeir, eher skeptisch. Der Grundstein für die weitere Entwicklung der Kleinkunst in Hörbach aber war gelegt. Mit dem Wirt einigten sich die Drexler-Brüder auf den Brettltag Montag, da die Gastwirtschaft am Wochenende von Essensgästen belegt war. So war auch der Name „Hörbacher Montagsbrettl“ gefunden.

    Viele der damals noch unbekannten Neulinge, die Toni Drexler zum Montagsbrettl eingeladen hatte, waren später im Fernsehen zur besten Sendezeit wiederzusehen. Namen wie Helmut Schleich, Luise Kinseher und Martina Schwarzmann sind nur einige Beispiele dafür. Sie erinnern sich alle gerne an ihre Anfänge beim Montagsbrettl, was zeigt, wie bedeutend diese Plattform für ihre Karrieren war.

    Im September feiert das „Hörbacher Montagsbrettl“ seinen 50. Geburtstag.
    Im September feiert das „Hörbacher Montagsbrettl“ seinen 50. Geburtstag. Foto: Maximilian Pilz/Brettl-Festival (Archivbild)

    So bedankt sich beispielsweise der deutsche Kabarettist, Schauspieler und Buchautor Dieter Hildebrandt mit den Worten: „Große Anerkennung für die Pionierarbeit im bayerischen Kabarett.“ Oder der Kabarettist, Liedermacher und Arzt Georg Ringsgwandl dichtet: „Hörbach, wo die Großen der Kleinkunst herkommen. Da durfte der Ringsgwandl auch ein paar Mal hin, das hat ihn gezeichnet fürs Leben.“

    An die 500 verschiedene Künstler und Gruppen sind inzwischen im Montagsbrettl, welches als die älteste noch aktive Kleinkunstbühne Bayerns gilt, aufgetreten. Das Programm ist immer noch so bunt wie das Leben selbst: In den vergangenen fünf Jahren hat erfolgreich ein Generationswechsel stattgefunden. Sprecher ist nun Markus Drexler, Schwiegersohn von Jakob Drexler – er hat bei der Heirat den Namen seiner Frau angenommen.

    „Hörbacher Montagsbrettl“ feiert heuer sein 50. Jubiläum

    Seine Stellvertretung übernimmt Simon Drexler, Sohn von Toni Drexler. Der 38-Jährige erzählt lachend: „Ich bin quasi zwischen Vorhang und Zapfhahn groß geworden.“ Ihm ist es ein Herzensanliegen, den ursprünglichen Charakter der Kleinkunstbühne zu erhalten – dieses gewisse Etwas zwischen Volkstheater und Hinterhofpoesie, zwischen Grant und Grandezza.

    „Doch das Montagsbrettl steht nicht nur für Kleinkunst und Kulturförderung auf dem Land“, betont Markus Drexler. „Es steht mindestens ebenso sehr für die Begegnung von Menschen und Meinungen.“ Der Wechsel an der Spitze ist kein Bruch, sondern ein Weitererzählen. Ein leises Übergeben von Verantwortung, getragen vom Vertrauen, dass Kultur immer da weitergeht, wo Menschen sie mit Herzblut tragen.

    Zum Jubiläum wird vom 12. bis 21. September das „Brettl-Festival 2025 – 50 Jahre Hörbacher Montagsbrettl“ gefeiert – ein Fest voller Mut, Leidenschaft und Gemeinschaftsgeist. Die Veranstaltung findet wieder im großen Zirkuszelt statt, doch diesmal an einem neuen Ort am südlichen Ortsrand von Althegnenberg.

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