Das Friedberger Museum will mit mehr locken als mit seinen Exponaten. Daher umfasst das Programm Lesungen, Kreativ-Workshops, Vorträge und besondere Führungen. "Programm-Macherin" ist die Museumspädagogin Mariella Hosp. Die 39-Jährige liebt Museen seit ihrer Kindheit, ins Schloss verliebte sie sich bei ihrem ersten Praktikum dort. Ein Gespräch mit ihr zeigt, dass Museumspädagogik bei Weitem nicht nur aufs Kinderprogramm beschränkt ist.
Fragen, die Hosp umtreiben, sind: Wie schafft man es, Menschen nach ihrem ersten Besuch erneut ins Museum zu locken? Und wie zieht man diejenigen an, die ein Museum sonst gar nicht besuchen würden - Alte und Junge, Männer und Frauen, alle Milieus? Für 2022 entwickelte sie ein Programm, das einen Schwerpunkt auf Kreativ-Angebote legt - Basteln, Kalligrafie, Schreiben. Wichtig sind natürlich auch Führungen, doch die mit einem speziellen Dreh. So ist in der Reihe "Geschichte mit Geschmack" ein Besuch im Museumscafé inklusive, es gibt das Entdecker-Programm für Kinder, den Museums-Mittwoch an Vormittagen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule sowie Workshops mit dem Bastel-Kiosk, der Autorin Katharina Maier und der Grafikerin Michèle Greiner. Der Start verlief so erfolgreich, dass das Museum diese Idee ausbaut.
In der Programmgestaltung und -organisation steckt viel Arbeit für die Museumspädagogin, die nur eine Teilzeitstelle hat. Trotzdem ist sie (fast) am Ziel ihrer Träume. Denn von klein an wollte die Augsburgerin in einem Museum arbeiten.

Während andere Kinder beim Museumsbesuch mit den Eltern die Langeweile überkommt, liebte die kleine Mariella die "München-Tage" mit ihrer Mutter - und das nicht nur wegen des Picknicks im Hofgarten, sondern wegen der Besuche in der Villa Stuck, den Pinakotheken, der Hypo-Kunsthalle. Später studierte sie Literatur, Kunst- und Medienwissenschaften sowie Geschichte. Und selbst ein Praktikum bei den Augsburger Kunstsammlungen konnte sie von ihrem Ziel nicht abbringen, obwohl ihre Aufgaben dort mehr als trocken waren. Ein Masterstudiengang in Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Medienarbeit schloss sich an. Denn eine Lehre hatte Hosp aus dem Praktikum gezogen: Sie wollte nicht im Archiv verstauben, sondern Menschen das Museum und seine Inhalte lebendig vermitteln.
Und obwohl sie in dieser Zeit für viele große Einrichtungen arbeitete, darunter das Haus für Bayerische Geschichte und das Germanische Nationalmuseum, hatte sie bald ein Ziel: das Museum im Wittelsbacher Schloss. 2009 absolvierte sie ein Praktikum; mit Kustos Hans Beil erforschte sie das alte Gebäude: "Ich kam rein und wusste, ich habe mein Museum gefunden."
Zehn Jahre wartete Mariella Hosp auf die Festanstellung im Museum Friedberg
Von da an war es ein langer Weg bis zur Festanstellung. Während dieser zehn Jahre arbeitete Hosp unter anderem bei den Kunstsammlungen und im Textilmuseum, nahm immer wieder neue Werkverträge an, gab Führungen, jobbte im Museumscafé.
Auch an der Neukonzeption des Museums arbeitete sie mit - und widmete sogar ihre Masterarbeit an der Uni Friedberg: Sie baute den Uhrenturm, ein "Star" unter den Mitmachstationen. An dem Turm kann man das Thema Uhren und Zeit in allen Facetten erkunden.

Ab 2019, als Hans Beil in Ruhestand ging, teilt sie sich seine Stelle mit dem Museumskustos Jörg Adam. Und obwohl das Stundenkontingent ein wenig aufgestockt wurde, reicht die Zeit nie für all ihre Ideen. Trotzdem sieht Hosp das Job-Sharing als Vorteil: "Den Umfang an Themen könnte eine Person nicht bewältigen."
Sie konzipiert und leitet auch Führungen für Kindergarten- und Schulgruppen sowie Projektwochen und Lehrerfortbildungen. Die Angebote sind altersgerecht konzipiert und der zweifachen Mutter ist es wichtig, dass die Kinder etwas in die Hand nehmen oder sogar selber tätig werden können. Und es gelingt ihr, die Vergangenheit aktuell zu machen, zum Beispiel Archäologie: Für eine Umwelt-Projektwoche ging sie mit den Kindern den Fragen nach: Was blieb von unseren Vorfahren? Was wird von uns bleiben?
Die Ideen gehen der lebhaften, zierlichen Frau jedenfalls nicht aus. "Mein Wunsch wären Führungen für Gehörlose und Blinde", sagt sie. Auch Angebote für Menschen mit Demenz, eine wachsende Gruppe in der Bevölkerung, fände sie gut.
Programm im Museum im Wittelsbacher Schloss Friedberg
Alle Informationen zum Programm im Friedberger Schloss gibt es online auf museum-friedberg.de