Wie bereitet man ausländische Pfarrer auf ihre Arbeit in Deutschland und die andere Kultur hier vor? Das ist eine Aufgabe für das Pastoraltheologische Institut der Pallottiner in Friedberg. 700 Priester wurden hier seit 1961 ausgebildet, Menschen zu begleiten, sie zu unterstützen und in Glaubens- wie Lebensfragen für sie da zu sein. Das Institut, das nun sein Jubiläum nachfeierte, ist die einzige Ordenseinrichtung, die offiziell im Auftrag der Bischofskonferenz Priester ausbildet.
Aus Afrika, Indien, Indonesien, Philippinen, Kroatien, Polen und Ungarn kommen junge Priester, die hier auf die Seelsorgearbeit in Deutschland vorbereitet wurden und anschließend oft in ihr Heimatland zurückgehen. Ein Aspekt ist es, ausländische Ordenspriester aus einer anderen Kultur auf die Pastoral in Deutschland vorzubereiten. Das zweite Standbein ist es, junge Ordensmänner Praxiswissen mitzugeben, um später als Priester gut arbeiten zu können, wie der Leiter des Instituts, Pater Christoph Lentz erklärt.
Priester-Ausbildung in Friedberg dauert fünf Jahre
Vier bis fünf Jahre dauert die Ausbildung. Im ersten Jahr – dem Pastoralkurs - sind die Teilnehmer 14 Monate in einer Pfarrei tätig und kommen acht Wochen zur Reflexion nach Friedberg.
„Deutschland tickt anders als Indien oder Nigeria“, sagt Lentz. In Afrika werde etwa bei Trauer viel von der Gemeinde aufgefangen und der Pfarrer beschränke sich auf das Ritual. In Deutschland erwarten die Menschen vom Priester Trost, Verständnis und dass sie ein Stück weit aufgefangen würden. Auch Taufgespräche müsse der Pfarrer in Indien nicht führen. Die Menschen wüssten, warum sie kommen und wie eine Taufe ablaufe. In unserer eher anonymen Gesellschaft müsse man dagegen Kennenlerngespräche führen.
Gleichberechtigung von Mann und Frau Thema in Priesterausbildung
Lentz kommt es darauf an, dass Priester nicht belehren, sondern dass sie gelernt haben, Menschen in ihrer Situation anzuhören und sie auf ihrem Glaubensweg zu begleiten. Dazu gehöre auch, dass in Deutschland die Ökumene und damit evangelische Christen eine Rolle spielen. Und natürlich müsse er auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau klarstellen.
Aber auch die deutschen Mitbrüder unterscheiden sich von denen aus früheren Zeiten, hat Pater Lentz erfahren: „Die jungen deutschen Priester bringen nicht mehr unbedingt die klassische Gemeindeanbindung mit, weil sie Ministrant, Gruppenleiter oder Pfarrgemeinderatsmitglied waren.“ Oft seien es Quereinsteiger. „Da muss man ein Gespür für die Gemeinde vermitteln“, sagt Pater Lentz. Sein Ziel: „Mitbrüder begleiten, damit sie kommunikationsfähige, gläubige, weltoffene und menschenfreundliche Priester werden.“ (AZ)
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