Wenn vom 4. bis 13. Juli wieder die Friedberger Zeit gefeiert wird, verwandelt sich die Altstadt in eine Welt voller barocker Gewänder, Musik und Traditionen. Zehntausende kommen, um in die besondere Atmosphäre einzutauchen. Für viele ist dieses Fest ein Höhepunkt im Jahr. Doch gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten stellt sich für manche die Frage: Kann ich mir das überhaupt leisten? Umso wichtiger ist da ein Zeichen, das die Stadtpfarrei St. Jakob in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern jetzt bereits zum vierten Mal setzt: Mit einem Gutscheinheft für Menschen mit geringem Einkommen soll auch jenen der Festbesuch erleichtert werden, die andernfalls wahrscheinlich zu Hause geblieben wären. Enthalten sind im Heft ein ermäßigter Eintritt sowie vergünstigte Speisen und Getränke an der Jakobusschänke der Stadtpfarrei.
„Soziale Teilhabe beginnt da, wo Menschen nicht ausgeschlossen werden – und wo es unkomplizierte Wege gibt, dabei zu sein“, sagt Margit Lucchesi, stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, die gemeinsam mit dem Pfarrei-Arbeitskreis Soziales Netz die Aktion koordiniert. „Wir möchten Menschen mit wenig Geld zeigen: Auch ihr gehört dazu.“
Gutschein-Aktion fürs Friedberger Altstadtfest gibt es seit 2016
Die Gutscheinheft-Aktion zum Altstadtfest wurde 2016 ins Leben gerufen und hat sich seither als Ausdruck sozialer Verantwortung etabliert. Für Stadtpfarrer P. Steffen Brühl ist das Angebot mehr als Almosen-Geben: „Ein Fest wie die Friedberger Zeit prägt das Gemeinschaftsgefühl einer Stadt. Das Gutscheinheft ist unser konkreter Beitrag dazu, dass möglichst viele Friedbergerinnen und Friedberger teilnehmen können.“
Die Aktion ist aktueller denn je – nicht zuletzt wegen der spürbaren Preissteigerungen beim Festobulus, die in diesem Jahr auch in den sozialen Medien für teils heftige Diskussionen sorgten. „Da ist viel Unmut zu spüren – und ich sehe ja auch, dass immer mehr Menschen und vor allem Familien sich finanziell mit dem Besuch der Friedberger Zeit schwertun. Deshalb helfen wir als Kirche vor Ort ganz konkret – und sagen ebenso deutlich: Gesellschaftliche Teilhabe darf nicht zum Luxus werden. Schon gar nicht bei einem Fest, das den Zusammenhalt in unserer Stadt stärken will.“
Das Gutscheinheft ist für Friedbergerinnen und Friedberger mit geringem Einkommen gedacht, also etwa Personen, die z. B. Leistungen nach dem SGB II, SGB XII oder dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten oder Wohngeld bzw. Kinderzuschlag beziehen. Die Ausgabe des Heftes erfolgt über die Einrichtungen der Caritas (Tafel, Sozial-, Asyl- und Schuldnerberatung, Bürgernetz etc.), die entsprechenden Stellen der Stadt Friedberg (z. B. Integrationsberatung, Obdachlosenhilfe), das Divano (Pfarrstraße 1) sowie das Stadtpfarramt St. Jakob.
Neuerung: Gutscheinheft für Friedberger Zeit muss aktiviert werden
Erstmals muss das Gutscheinheft vor dem Einsatz aktiviert werden. Das geht ganz einfach über einen QR-Code im Heft. Wer keine Möglichkeit zur Online-Aktivierung hat, kann sich telefonisch oder persönlich an das Stadtpfarramt wenden. Die Kontaktmöglichkeiten stehen im Heft. So wird Missbrauch verhindert – und sichergestellt, dass die Unterstützung bei denen ankommt, für die sie gedacht ist.
Ermöglicht wird die Aktion durch ein breites Bündnis: Die Stadt Friedberg, der Rotary Club Friedberg, die Stadtbäckerei Scharold, die Roman Mayer Logistik Group und Körners Hofladen gehören zu den Unterstützern. Das Design stammt erneut von der Kommunikationsdesignerin Michèle Greiner. Margit Lucchesi zeigt sich dankbar für die breite Unterstützung: „Die Friedberger Zeit ist ein Fest der Stadt – und eine Stadt beweist ihren Charakter gerade im Umgang mit denen, die nicht auf der Sonnenseite stehen.“ (AZ)
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