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Friedberg
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Mini-Galeone aus Gold von Hans Schlottheim aus dem 16. Jahrhundert ist heute im British Museum in London

Friedberg/London

Goldener Dreimaster segelt aus Friedberg bis ins British Museum

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    Diese goldene Galeone im British Museum in London ist in Friedberg hergestellt worden.
    Diese goldene Galeone im British Museum in London ist in Friedberg hergestellt worden. Foto: British Museum

    Sollte in diesem Sommer der langersehnter Besuch in London endlich in Erfüllung gehen, wäre ein Besuch im British Museum sozusagen Pflicht. Denn dabei gibt es die Gelegenheit, ein im heimischen Friedberg gefertigtes goldenes Prunkstück zu bestaunen. Es ist – mit Verlaub gesagt – ein sündhaft wertvolles „Bestechungsobjekt“. Kaiser Rudolf II. ließ dieses dem Kurfürsten von Sachsen als Geschenk zukommen. Klar, der Herr Kurfürst gehörte zu den sieben Glorreichen, die allein zu einer Kaiserwahl berechtigt waren. Und so „kleine Gaben“ sind da immer recht hilfreich. Seine Kaiserliche Hoheit ließ sich dabei nicht lumpen: Er bestellte 1585 beim in ganz Europa einen guten Namen habenden Friedberger „Miniateur“ Hans Schlottheim – der später auch in Augsburg wirkte – das Modell eines getakelten Dreimasters.

    Hans Schlottheim war ein angesehener Uhrmacher aus Friedberg

    Eine sogenannte Galeone, von der die sich anbahnende Zeit technischer Konstruktionen und mechanischer Abläufe präsentiert wird. Ein Zeitgenosse beschreibt das Kunstwerk so: „ein vergoldetes Schiff mit einer aufziehbaren Mechanik, die uns 24 Stunden lang fasziniert“. Matrosen schlagen dabei mit einem Hammer auf die Schiffsglocke, um die Zeit zu dokumentieren. Und was wichtig ist: Im Innern sitzt der Kaiser auf seinem Thron und vor ihm defilieren die sieben wichtigen Kurfürsten. Zu hoffen ist, dass der so reich Beschenkte Seiner Hoheit immer treu zu Diensten war. Dies war schließlich auch der Zweck der kaiserlichen Übung. Und hoffentlich verärgerte der Kaiser nicht die leer ausgegangenen sechs Kollegen des sächsischen Kurfürsten. Solch ein „Spielzeug“ war nichts fürs Kinderzimmer. Es zählte zum Nonplusultra der Mächtigsten.

    Das British Museum in London.
    Das British Museum in London. Foto: Yui Mok, dpa

    Jedenfalls fasziniert dieses Kunstwerk heute immer noch. So wurde es vor einigen Jahren in die beeindruckende Liste der 100 die Weltgeschichte am meisten für bestimmte Epochen symbolisierende Objekte in den Sammlungen des British Museums aufgenommen. Diese Auszeichnung hat er auch verdient – der große Meister aus Friedberg und Augsburg. Und bienenfleißig fleißig war er: Gleich drei solcher Schiffsautomaten entstanden, die heute – neben dem im British Museum – im Kunsthistorischen Museum in Wien und im Museum in Schloss Écouen bei Paris zu bestaunen sind. Im Übrigen fertigte Hans Schlossheim insbesondere für Kaiser Rudolf II. auch kostbare Uhren, meist als Geschenke für orientalische Sultane. „Kleine Geschenke“ fördern bekannterweise die Freundschaft.

    Der Kaiser bliebt Schlottheim die Bezahlung schuldig

    Doch dabei soll nicht unerwähnt bleiben: Warum auch immer – der gute Kaiser verweigerte Hans Schlottheim nach fast jahrzehntelangen „Geschäftsbeziehungen“ die Bezahlung dieser Pretiosen. Schlottheim kam hierdurch im Alter in materielle Not. Gegenwärtig werden er und sein Lebenswerk immer wieder gewürdigt. So durch den renommierten amerikanischen Historiker William B. Ashworth in einer erst kürzlich erschienenen Publikation. Er „adelt“ den Friedberger und Augsburger Kunsthandwerker so: „Unvorstellbar, wie dieser mit den Werkzeugen und Materialien des 16. Jahrhunderts diese weltweit einmaligen Kunstwerke mit solch großer Vielfalt und mit solch technischer Effizienz erschaffen konnte.“ Mehr Lob und Anerkennung geht eigentlich nicht mehr.

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