Sie sind mit blauen Jacken und Ausweisen der Stadtwerke Augsburg ausgestattet und ziehen von Haus zu Haus in der Friedberger Innenstadt. So beschreibt es ein Anwohner, an dessen Tür die beiden jungen Männer klingelten und über neue Gastarife beraten wollten. Der Mann vermutete einen Betrugsversuch, da es keine Vorankündigung per Mail gegeben hatte und ihm die Anrede und Ausdrucksweise merkwürdig vorkamen. Bereits Tage zuvor hatte seine 80-jährigen Nachbarin von einem ähnlichen Vorfall berichtet. Die Verunsicherung war groß. Was steckt dahinter?
Auf Nachfrage stellt Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg klar, dass tatsächlich gerade Beauftragte der SWA in Friedberg unterwegs sind und zu Gas- und Stromtarifen Beratungsgespräche führen. Ob es sich bei den genannten Personen um solche Mitarbeiter handelte, lasse sich im Nachhinein nicht prüfen. Fergg betont aber, dass echte SWA-Mitarbeiter immer einen Lichtbild-Ausweis mit sich führen, auf dem eine Telefonnummer zu finden ist. Diese kann man im Zweifel zur Überprüfung anrufen.
Betrüger in Friedberg? Oder Mitarbeiter der Stadtwerke Augsburg?
Zudem wollen laut dem SWA-Sprecher richtige Mitarbeiter nur beraten und keine Verträge abschließen. Ohne Voranmeldung betreten sie zudem auch keine Wohnungen. Die Vertriebsaktion in Friedberg laufe bereits seit mehreren Wochen und es habe bisher noch keine Beschwerde gegeben. Dennoch: „Betrugsfälle kommen immer wieder vor, circa ein- bis zweimal im Jahr“, sagt Fergg.
Vor einem ähnlichen Fall wird gerade auf Facebook gewarnt: Ein Nutzer beschreibt, wie zwei Männer im Rieder Ortsteil Baindlkirch unterwegs sind und als angebliche Mitarbeiter des Telekommunikationsanbieters M-Net an Häusern klingelten. Der Nutzer schreibt, er habe nach einem Anruf bei M-Net die Bestätigung bekommen, dass es sich nicht um Vertreter des Unternehmens handelte.
Betrügerische Haustürgeschäfte: Polizei rät, keine Fremden in die Wohnung zu lassen
Der Pressesprecher von M-Net, Hannes Lindhuber, bedauert, falls es sich dabei um einen Betrugsversuch gehandelt hat und hofft, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Ihm ist jedoch nicht bekannt, dass solche Fälle öfter vorkommen. Um Missbrauch zu vermeiden, tragen die von M-Net beauftragten Berater einen Ausweis mit sich. Auf der Website des Unternehmens kann man zudem jeden Kundenberater mit Foto finden. „Unseren Kunden raten wir grundsätzlich, Vertragsdokumente vor Unterschrift zu prüfen“, sagt Lindhuber. „Die Alarmglocken müssten schrillen, wenn an der Haustür Geld oder Gebühren in bar verlangt werden.“
Laut der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Nord gab es im Landkreis Aichach-Friedberg in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle, bei denen sich die Betrüger als Mitarbeiter verschiedener Firmen ausgaben. „Bei einigen dieser Fälle konnte jedoch festgestellt werden, dass es sich um tatsächliche Außendienstmitarbeiter der angegebenen Firmen handelte“, sagt die Pressesprecherin Johanna Kruger.
Die Polizei rät, Fremde nur in die Wohnung zu lassen, wenn sich diese ausweisen können. Außerdem solle man für einen Anruf beim entsprechenden Unternehmen immer selbst die Telefonnummer heraussuchen. Eine Vereinbarung mit Nachbarn, sich bei unbekannten Besuchern gegenseitig zu unterstützen, könne ebenfalls helfen.
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