Die Glocke der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Johannes in Mering läutet. „Das ist doch schon ein wenig dünn“, meint Pfarrerin Carola Wagner. Und manche Gemeindemitglieder hätten sogar davon gesprochen, dass sich das Geläut eher wie die Glocken für eine Beerdigung anhören. Nicht nur deshalb will die evangelische Kirchengemeinde nun zusätzlich drei neue Glocken kaufen. Dazu werden jetzt Spenden gesammelt.
Sommerfest am kommenden Sonntag
Beim Sommerfest am kommenden Sonntag, 6. Juli, wird sie das Projekt den Gläubigen vorstellen. „Die Welt soll es hören, dass wir Gott die Ehre geben“, sagt Carola Wagner. Man wolle eine fröhliche und festliche Stimmung verbreiten. „In einer Zeit, da die Kirche immer wieder in der Kritik steht, wir uns oft anhören müssen, dass wir so viele Menschen verlieren und wir sie nicht mehr erreichen, wollen wir mit diesen neuen Glocken ein Zeichen setzen, dass wir eine fröhliche und zugewandte Gemeinde sind“, sagt die Seelsorgerin.
16 Jahre leitet Carola Wagner die evangelische St. Johannesgemeinde. Und nach den großen Projekten Gemeindehausbau und Waldkindergarten seien die Glocken ein weiteres Herzensanliegen von ihr. Noch der frühere Kirchenvorstand habe das Projekt abgesegnet und auch das neugewählte Gremium stehe hinter der Neuanschaffung. 120.000 Euro werden für die Glocken und die Turmsanierung einkalkuliert. Davon fallen etwa 80.000 Euro allein für die Glocken an. Wenn genügend Spendengelder zusammenkommen, sollen die neuen Glocken zum Jubiläum im nächsten Jahr läuten. „Dann wird das Kirchengebäude von Sankt Johannes nämlich 75 Jahre alt und das wollen wir mit einem Festgeläut natürlich feiern“, sagt Pfarrerin Wagner.

Hagel 2023 hat großen Schaden in St. Johannes angerichtet
Aber zuvor gibt es noch viel zu tun. Denn durch den Hagelsturm 2023 wurde das Dach des Turms ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Schindeln wurden zerstört und müssen erneuert werden. Mittlerweile gibt es ein statisches Gutachten, das genau aussagt, welche Glockengrößen im Turm möglich sind. Denn die bisherige Glocke, war ja sehr klein. „Aber wir werden sie auf jeden Fall noch erhalten, denn auch sie hat eine lange Geschichte hinter sich“, sagt Carola Wagner. Sie kommt nämlich von einem Glockenfriedhof in Hamburg, den es nach dem 2. Weltkrieg gab. Während des Nazi-Regimes wurden viele Glocken eingeschmolzen, andere warteten noch darauf. „Unsere Glocke stammt aus dem Jahr 1687 und war ursprünglich aus Ostpreußen“, weiß Carola Wagner. Das belege auch eine Inschrift auf der Glocke.
Die neuen Glocken werden speziell für die Kirchengemeinde gegossen. „Wir haben uns für ein Dreiergeläut entschieden in den Tönen h‘, cis“ und e“ “, sagt Ute Becker, die Mitglied im Kirchenvorstand ist. Das passe auch musikalisch zur katholischen Pfarrkirche Sankt Michael. Für den Kirchenvorstand war schnell klar, dass keine gebrauchten Glocken angeschafft werden sollen. „Der Preisunterschied ist nicht groß“, sagt Ute Becker. Großspender können sogar mitfahren, wenn die Glocken gegossen werden. Zudem dürfen sie beim Spruch, der auf der Glocke angebracht wird, mitentscheiden und ihren Namen verewigen. „Großspender beginnen ab 10.000 Euro, Spender ab 5000 Euro sind ebenfalls in die Entscheidung des Spruchs einbezogen“, erklärt Pfarrerin Wagner. Eine Familie hat bereits 20.000 Euro für eine Glocke übernommen. „Wir hoffen, dass wir noch viele weitere Spender finden, damit schon bald der Guss beginnen kann“, sagt Pfarrerin Wagner. Es werden noch Benefizkonzerte und andere Spendenaktionen von der Kirchengemeinde geplant.
Um schon einmal einen Vorgeschmack auf das Dreiergeläut in Sankt Johannes zu bekommen, wird die evangelische Gemeinde am Sonntag, 28. September, ab 11.30 Uhr eine Glockenfahrt unternehmen, zu der man sich bereits im Pfarrbüro anmelden kann.
Info: Das Sommerfest der evangelischen Gemeinde Sankt Johannes findet am Sonntag, 6. Juli, statt. Das Fest beginnt um 11 Uhr mit einem Familiengottesdienst.
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