Als Schützenmeister Markus Waschka zum Festauftakt das Publikum begrüßt, ist die Festhalle Bitzenhofen, ein Ortsteil von Dasing, trotz sintflutartiger Regenfälle draußen bis auf den letzten Platz besetzt. „Ein derartiges Fest auf die Beine zu stellen – da zoll ich meinen allergrößten Respekt,“ so Dasings erster Bürgermeister Andreas Wiesner. Über 600 Gäste feierten mit dem Schützenverein Wildschütz Taiting-Bitzenhofen an diesem Donnerstagabend das 75. Jubiläum – darunter viele Dasinger Gemeinderäte und die Pastoren Justin Nambelil und Robert Lauter. Sichtlich erleichtert nach dem geglückten Fassanstich – drei Schläge hatte er gebraucht –, überbrachte Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko (CSU) in Vertretung des Landrats Klaus Metzger (CSU) seine persönlichen Glückwünsche und betonte dabei das außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement, das in einzigartiger Weise die Generationen verbinde.
Dekan Popfinger hat den Auftritt von Pfarrer Schießler in Bitzenhofen eingefädelt
Und dann übernahm Dekan Michael Popfinger und kündigte in seiner unnachahmlichen Art und Weise den Hauptredner an: „Jetzt ist er da – der, der nicht mit dem Esel reitet, sondern mit dem Moped.“ Auf seine persönliche Vermittlung war Rainer Maria Schießler nach Bitzenhofen gekommen. Der Münchner Pfarrer und Buchautor („Himmel, Herrgott, Sakrament“) ist durch seine provokanten Äußerungen zur Amtskirche und sein konsequentes Vorleben, wie es denn anders gehen soll, bundesweit bekannt geworden: „Kirche muss da sein, wo die Menschen sind!“ - ist eine seiner Thesen. Und dann ist es egal – wo das ist: ob im Wirtshaus, auf dem Oktoberfest, wo er ab und an immer noch bedient oder in der Festhalle in Bitzenhofen.
Schießler sagt, was er denkt und provoziert bewusst: „Die Leute sagen – ich bin ein Rebell. Doch ich bin kein Rebell. Im Wort Rebell steckt das lateinische ‚bellum‘ – und das bedeutet Krieg. Für mich gibt es nichts Fürchterliches als den Krieg.“ Schießler sieht die Probleme der Amtskirche – die vielen Kirchenaustritte und scheut sich nicht, diese anzusprechen: „Wenn zu mir Eltern kommen, die ihr Kind taufen lassen wollen, ist mindestens einer der beiden nicht mehr in der Kirche. Aber ich kann und darf doch diese Leute nicht wegschicken.“ Dieses Nachlaufen ist es, was den bekannten Pfarrer auszeichnet. Er will die Menschen nicht aufgeben, er will seine Kirche nicht aufgeben – egal, was ist.
75. Jubiläum des Schützenverein Wildschütz wird noch bis zum Sonntag gefeiert
Doch auch Schießler wird nachdenklich, als er an die herrschenden Kriege in aller Welt denkt: „Diese Millionen von Dollar, die jetzt für die Rüstung ausgegeben werden – was könnten wir alles damit machen… Wir könnten uns um unseren Planeten kümmern, um das Klima, um die Menschen, um die Armut.“ Umso wichtiger sei es, miteinander zu feiern und Gemeinschaft zu erleben. Deswegen seien Feste wie dieses auch so wichtig: „Pflegt euer Vereinswesen,“ fordert er die Anwesenden auf. Und natürlich wäre Pfarrer Schießler nicht Pfarrer Schießler, wenn er nicht augenzwinkernd konkrete Vorschläge hätte: „Ein Antirüstungsprogramm bestehend aus der Weltmeisterschaft im Fußball und im Oktoberfest – da wären dann alle beschäftigt.“
Das Fazit des Abends: Ein beeindruckender Vortrag, ein beeindruckender Mensch und ein beeindruckender Schützenverein, der seit 75 Jahren in Taiting und Bitzenhofen besteht. Dessen Jubiläum wird noch das ganze Wochenende gefeiert. Am Samstag ab 10 Uhr gibt es als Programm Kettenschitzer, Kinderschminken und vieles weitere. Abends um 18.30 Uhr folgt ein Schafkopfturnier. Besonders festlich wird es dann am Sonntag: Um 9.45 Uhr findet der Festgottesdienst statt, gegen 14 Uhr der Festumzug in Bitzenhofen.
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