„Füße strecken, schneller – und jetzt der Sprung!“ Die Stimme von Elena Enderle durchdringt das rhythmische Trommeln der Bässe. Sie stoppt die Musik: „Noch einmal von vorn. Das geht besser! Ich weiß, dass ihr das könnt“, motiviert die Trainerin die sechs Mädchen. Schweißperlen glitzern auf der Stirn der Zwölf- bis 14-Jährigen. Die Musik startet erneut. „One, two, three – D-C-C“, hallt es durch die Turnhalle des TSV Friedberg an diesem Freitagnachmittag. Es ist die Musik der Dallas Cowboys, eines berühmten Cheerleader-Teams der US-amerikanischen Footballliga.
Für ihre erste Choreografie haben sich die sechs Mädchen und ihre beiden Trainerinnen das Thema Cheerleading ausgesucht. Luise, Luisa, Mathilda, Kathi, Jana und Liv kennen sich schon lange. Seit vielen Jahren turnen sie in der rhythmischen Gymnastik des Vereins. Die Tanzgruppe hingegen ist für alle neu. „Wir wollten diese Tanzgruppe unbedingt“, erklärt die 14-jährige Liv mit leuchtenden Augen. „Gerade als Cheerleader ist es wichtig, das Publikum mitzureißen. Der Funke muss überspringen“, fügt sie hinzu. „Es macht riesigen Spaß – doch es ist auch mega anstrengend“, ergänzt die 13-jährige Jana. „Ich mache seit neun Jahren rhythmische Sportgymnastik, bin bislang immer im Einzel gestartet. In der Gruppe dauert eine Übung fast eine Minute länger. Das erfordert ganz schön viel Konzentration und Kondition.“
Zweite in Bayern, Zehnte in Deutschland: Die Cheerleaderinnen tanzen noch nicht lange, dafür aber erfolgreich
„Aber man hat kein Handgerät wie in der rhythmischen Gymnastik, das man verlieren kann“, fügt Luisa an und alle lachen. Der Spaß steht im Vordergrund an diesem Nachmittag. Denn ihr erstes großes Ziel hat die Gruppe bereits erreicht: der Start beim Deutschland-Cup beim Turnfest in Leipzig vor zweieinhalb Wochen. „Realistischerweise war die Chance, sich zu qualifizieren, eher gering“, so Ramona Folter, die neben Elena Enderle die Gruppe trainiert. „Die Konkurrenz war riesig. Teilweise trainieren die teilnehmenden Gruppen seit mehreren Jahren zusammen. Klar haben die Mädchen turnerische und tänzerische Vorerfahrungen – aber in kurzer Zeit eine völlig neue Choreografie derart synchron umzusetzen, dass es für die Deutschen Meisterschaften reicht, war eigentlich unmöglich.“

Enderle fügt an: „Aber dann haben die sechs beim Bayern-Cup die Halle gerockt. Das war unglaublich!“ Elena Enderle sieht man ihre Begeisterung darüber an. Bayerischer Vizemeister ist die Gruppe geworden – und das nach nur zwei Monaten Training. Damit war das Ticket für den Deutschland Cup gelöst. „Wir haben es selbst nicht glauben können. Wir durften bei den deutschen Meisterschaften starten. Einfach nur krass“, berichtet Kathi. „Die Mädels haben Leipzig gerockt. Top Ten in Deutschland“, ergänzen die beiden Trainerinnen stolz.
Doch nicht nur die Choreografie muss perfekt sein. Auch die Kostüme wurden auf das Thema Cheerleading abgestimmt. In liebevoller Kleinarbeit hat Erika Ranf in vielen Stunden die Kostüme genäht – weiße und blaue Sterne appliziert, silbernes Glitzerband fixiert und Stoffmalfarbe aufgebracht. Das Ergebnis ist fantastisch. „Die Kostüme sind echt der Hammer.“ Die Haare zum hohen Pferdeschwanz gebunden, die glitzernden Sterne auf den Anzügen – fast wie echte Cheerleader sehen die sechs jetzt aus.
„One – two – three! D-C-C“: Vorbild für die Friedbergerinnen sind die Cheerleaderinnen der Dallas Cowboys
Was begeistert die Mädchen so am Tanzen, dass sie auch nach einer langen anstrengenden Schulwoche ausgelassen lachend in der Turnhalle trainieren? „Das Gemeinschaftsgefühl ist toll“, erklärt Luise. „Wir starten ja alle auch im Einzel in der rhythmischen Gymnastik. Doch das hier ist etwas völlig anderes.“ „Wenn man merkt, dass man sich während des Tanzens aufeinander verlassen kann – die unterschiedlichen Figuren, Schrittfolgen und Sprünge synchron ausübt – das ist schon ein tolles Gefühl“, ergänzt Liv.
„Ehrlicherweise sind die Mädels verdammt ehrgeizig,“ so Elena Enderle. „Da muss ich ab und an etwas bremsen.“ Trotz des Ehrgeizes ist der Spaß am Tanzen den sechs Mädchen immer anzusehen. Kaum gibt es eine kleine Trainingspause, stehen die Mädchen zusammen und witzeln über alles Mögliche. Schule, Freunde, Freizeit. „Wir gehen auf unterschiedliche Schulen – da müssen wir uns im Training natürlich erstmal austauschen,“ fügt Mathilda grinsend an.
Geprobt wird jetzt bereits für die nächste Saison. „Vielleicht werden wir nächstes Jahr Top fünf in Deutschland“, überlegt Kathi. „Oder ein Treppchenplatz …“, ergänzt Mathilda. „Bevor ihr weiterträumt: Alle auf Anfang – wir proben“, unterbricht Elena Enderle schmunzelnd – und Augenblicke später ertönt die Musik. „One – two – three! D-C-C“. Um Cheerleader mal von nahem zu sehen, muss man in Friedberg jedenfalls nicht mehr weit fahren.
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