Jüngst fand am Amtsgericht Aichach die Fortsetzung des Hehlerei-Prozesses statt: Ein 25- und ein 28-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen hatten im Februar 2024 auf Kleinanzeigen für 16.000 Euro womöglich gestohlene Maschinenteile verkaufen und in Dasing übergeben wollen. „Mein Vater hat die Teile von der Baustelle geholt und mir gesagt, ich solle sie verkaufen“, sagte der 28-jährige Angeklagte auf Nachfrage des Richters. „Ich wusste nur, dass er sie bekommen hat, und kannte den Hintergrund nicht.“ Im Verlauf des Prozesstags wurden zahlreiche Zeugen befragt, deren Aussagen auf Ungereimtheiten hinwiesen.
Der Kaufinteressent beschrieb vor Gericht, wie er im Internet auf die Anzeige der beiden Angeklagten gestoßen war und anschließend Nachrichten mit ihnen ausgetauscht hatte. Er sei beim Preis stutzig geworden, weil dieser zu niedrig war: „Der lag fast 50 Prozent unter dem Marktwert.“ Bei der Übergabe bemerkte er, dass ein Typenschild lose und ein anderes verkratzt war. Daraufhin ermittelte er mit der Seriennummer der Maschinenteile über den Hersteller den eigentlichen Eigentümer. Nach einem Anruf bei dessen Firma habe er schließlich herausgefunden, dass die Teile dort gestohlen wurden. Er verständigte die Polizei.
Amtsgericht Aichach: Kaufinteressent wird stutzig, weil der Preis für die Maschinenteile zu niedrig ist
Zwei Polizeibeamte, die bei der Festnahme der Angeklagten vor Ort waren, schilderten, wie sich der 28-Jährige mit der Erlaubnis der Polizisten eine geschäftliche Nummer aus seinem Handy notieren wollte. Doch in einem unbeobachteten Moment habe er das Handy auf Werkseinstellungen zurückgesetzt. Der Polizist gab an, dass dies aufgrund der Geschwindigkeit „vermutlich eingeübt“ gewesen war. Auf dem Handy des 25-jährigen Mitangeklagten konnte die Polizei zudem Chatverläufe zwischen ihm und dem Kaufinteressenten finden. Der Mitangeklagte hatte zuvor noch beteuert, er sei nur bei der Fahrt dabei gewesen, um zu helfen. „Er muss definitiv über den Kauf Bescheid gewusst haben“, sagte der Beamte.
Ein ehemaliger Mitarbeiter der bestohlenen Firma berichtete derweil, wie er auf den Diebstahl aufmerksam geworden war. Nach der Winterpause sei er zur Baustelle gegangen und habe die Polizei verständigt, nachdem er bemerkt hatte, dass die Maschinenteile und auch Diesel aus Fahrzeugen gestohlen worden waren. „Außerdem lagen die Erschütterungssensoren der Teile noch auf der Baustelle“, fügte ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter hinzu.
Nicht nur die Maschinenteile werden von der Baustelle gestohlen, sondern auch Diesel
Der Vater des 28-jährigen Angeklagten stellte zu Beginn seiner Aussage klar: „Unser Greifer war kaputt, also habe ich mit dem Geschäftsführer telefoniert. Er meinte, es wäre kein Problem, ich könnte ihn holen.“ Da dieser Insolvenz anmelden musste und dem Vater noch 35.000 Euro geschuldet habe, beauftragte Letzterer seinen Sohn mit dem Verkauf. Er versicherte, dass er keinerlei Kenntnis darüber gehabt habe, warum sich die Sensoren noch auf der Baustelle befanden. Er betonte jedoch, dass die Baustelle für jeden frei zugänglich sei und er nur aus der Zeitung gewusst habe, dass auch Diesel gestohlen wurde.
Staatsanwältin Melanie Koch wies darauf hin, dass es sich möglicherweise um einen versuchten Betrug gegen den Kaufinteressenten handeln könne, da die Teile nur geliehen und kein Eigentum des Vaters gewesen seien. „Zudem hat der Vater das Wissen seines Sohnes bestätigt“, sagte Koch. Verteidiger Ralf Stark warf ein, dass er dies anders verstanden habe. Die Aussage des bestohlenen Geschäftsführers fehlte, da dieser bisher nicht geladen werden konnte. Seine Zeugenanhörung soll nachgeholt werden, weshalb Richter Axel Hellriegel die Hauptverhandlung auf den 4. April verschob.
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