Am Rathaus in Kissing, an der Raiffeisenbank in der Kornstraße, am Feuerwehrhaus und an der Paartalhalle – dort, wo jeden Tag viele Menschen vorbeieilen, hängt unscheinbar jeweils ein kleines Gerät. Es ist ein Defibrillator – ein Gerät, das Leben retten kann. Für viele bleibt es unbemerkt, bis ein Notfall eintritt. Dann zählt jede Sekunde. Unter dem Motto „Meet the defibrillator“ zeigen die Freiwillige Feuerwehr (FFW) und das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Kissing in einem lebenswichtigen Workshop, wie man im Notfall richtig handelt und mit den Kissinger Defibrillatoren umgeht.
Defibrillatoren sind Geräte, die bei einem plötzlichen Herzstillstand durch gezielte Stromstöße den Herzrhythmus wiederherstellen können. „Meet the defibrillator“ habe man diese Aktion genannt, „weil man hier die Defibrillatoren kennenlernen kann“, sagt die Vorsitzende Marina Schmidbaur von der BRK-Gemeinschaft Kissing. Der stellvertretende Technische Leiter, Michael Schmidbaur, ergänzt: „Außerdem lernen die Kissingerinnen und Kissinger hier, ihre Angst abzubauen.“
Ein Plan zeigt, wo die Defibrillatoren in Kissing hängen
FFW-Kommandant Matthias Rawein und der stellvertretende Kommandant Michael Häfner lachen: „Wir haben auf der Einladung ganz zynisch gefragt, was den Leuten bei ‚Meet the defibrillator‘ zuerst einfällt - ‚Highway to Hell‘ oder doch ‚Poker Face‘ von Lady Gaga?“ Klar, die meisten wissen, was ein Defibrillator ist, aber im Notfall einen bedienen oder überhaupt wissen, wo genau der nächste hängt? „Wir haben einen Plan erstellt, wo sich in Kissing Defis befinden. Im Notfall zählen nämlich Sekunden“, sagt der stellvertretende Kommandant Max Mayrhofer.
Aber wie funktioniert ein Defibrillator nun? Mit klaren Anweisungen und einer automatischen Analyse des Herzrhythmus‘ leiten die Geräte durch den gesamten Prozess. Doch trotz der lebensrettenden Funktion gibt es Hürden. „Viele Menschen wissen nicht, wie einfach diese Geräte zu bedienen sind“, sagt Rawein. „Manche haben Angst, etwas falsch zu machen. Andere wissen gar nicht, dass der Defibrillator in ihrer Nähe existiert. Aufklärung ist entscheidend.“

200 Leute sind zum Feuerwehrhaus gekommen, um die Arbeitsweise des kleinen, lebensrettenden Geräts zu erlernen. Im Seminarraum herrscht gespannte Stille, als Trainer Christian Ungewitter von der BRK-Gemeinschaft Kissing das Gerät auf den Boden stellt. Die Teilnehmer – eine bunte Mischung aus Schülern, Eltern und Senioren – schauen aufmerksam zu und legen selbst Hand an. „Ich hätte nie erwartet, dass der Zustrom an Interessierten so groß ist“, sagt Schmidbaur.
Auf dem Defibrillator werden die einzelnen Schritte angezeigt
„Die Angst, etwas falsch zu machen, ist unbegründet“, sagt der Trainer. „Das Gerät entscheidet selbst, ob ein Stromstoß notwendig ist, und gibt euch immer genaue Anweisungen.“ Die Teilnehmer dürfen den Defibrillator an Übungspuppen ausprobieren. „Platzieren Sie die Elektroden wie auf dem Gerät angezeigt“, sagt die Stimme des Defibrillators. Auf jedem Gerät werden die Schritte angezeigt, sodass man nichts verkehrt machen kann. Die Kursteilnehmer legen die Pflaster auf die markierten Stellen. Ein leises Signal zeigt, dass die Elektroden korrekt angebracht sind.
„Jetzt drücken Sie den Knopf, aber nur, wenn das Gerät es erlaubt“, ruft der Trainer. Die Puppen sind so programmiert, dass sie das richtige Vorgehen belohnen: Sobald der Schock ausgelöst wird, „erholt“ sich die Puppe, und ein grünes Licht signalisiert Erfolg. Auch für die Kinder ist der Tag bei der Feuerwehr und der BRK-Gemeinschaft Kissing ein besonderes Erlebnis. Sie dürfen nämlich ihre Teddybären mitnehmen und dem Kuscheltier ein Pflaster aufkleben.
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