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Möwen beim Papstkonklave: Was die intelligenten Vögel auf der Sixtinischen Kappelle interessierte

Tierkolumne

Warum sich Möwen für die Papstwahl interessierten

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    Neben dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stand beim Konklave eine Möwe mit einem Jungvogel.
    Neben dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stand beim Konklave eine Möwe mit einem Jungvogel. Foto: Oliver Weiken, dpa

    Sie schreien und schimpfen lautstark. Sie stehlen uns Eis oder Pommes direkt aus den Händen. Sie können ihre Exkremente im Flug gezielt auf diejenigen fallen lassen, von denen sie sich geärgert oder bedroht fühlen. Sie zerreißen Müllsäcke, bauen sich vor Kleinkindern auf und streiten heftig untereinander. Möwen, vor allem große Arten wie die Mittelmeer- oder die Silbermöwe, sind faszinierende Wesen mit erstaunlichen Fähigkeiten. Ist es da ein Zufall, dass sich einige von ihnen bei der Papstwahl ins Rampenlicht des weißen Rauches setzten? Eine Möwenmutter genau dort sogar ihr Junges fütterte?

    Keine Sorge, diese Kolumne driftet nicht ins Esoterische ab. Damit Sie nachvollziehen können, wie ich überhaupt auf diese Fragestellung komme, zunächst ein paar wichtige Fakten.

    • Möwen sind besonders schlaue Vögel. Das wissen wir, weil sie sich als clevere Problemlöser erwiesen haben. Möwen werfen etwa Muscheln oder Krabben, die sich nicht knacken können, aus großer Höhe auf harte Oberflächen. Die Schale springt spätestens nach mehreren Versuchen auf, der Leckerbissen kann verspeist werden.
    • Möwen sind extrem sozial. Sie brüten in Kolonien und passen gegenseitig auf Eier und Jungtiere auf. Aber sie streiten auch oft um die bequemsten Nester und Wohnplätze.
    • Möwen sind anpassungsfähige Allesfresser. Zwar zählen Fisch und kleine Meerestiere sowie Aas zu ihrer Grundnahrung, aber sie kommen speziell in Städten auch gut mit dem zurecht, was wir Menschen so alles wegwerfen oder gerade essen.
    • Möwen sind großartige Flugkünstler. Selbst bei starken Winden können sie perfekte Manöver fliegen und kleine, schnelle Wendungen nehmen. Auch enge Häuserreihen sind für sie kein Problem.
    • Möwen sind extrem kommunikativ. Noch ist wenig erforscht, was sie sich untereinander alles erzählen. Definitiv warnen sie vor Feinden, stellen klar, wem welches Futter gehört und welche Mitglieder einer Kolonie ihnen besonders nahestehen.

    Von all dem abgesehen, sind große Möwen imposante Erscheinungen. Sie verfügen über eine Flügelspannweite von bis zu eineinhalb Metern und wiegen bis zu 1,5 Kilogramm. Ihre Anpassungsfähigkeit sorgte dafür, dass sie sich etwa in Rom seit den 1970er Jahren niedergelassen und immer stärker vermehrt haben. Sogar die Tauben mussten teilweise an die Stadtränder weichen, weil sie von Mittelmeermöwen verdrängt wurden.

    Und als neben Papst Franziskus vor elf Jahren zwei Kinder Friedenstauben auf dem Petersplatz freiließen, wurde eine von ihnen von einer Möwe attackiert und getötet. Beliebt gemacht haben sich die Möwen damit nicht. Aber es geht ihnen einfach zu gut in unseren Städten, weil die einfachste Lösung, nämlich Futterquellen versiegen zu lassen, das Unmöglichste überhaupt zu sein scheint. Das kennen wir ja auch aus vielen Städten mit den Tauben.

    Möwen finden interessant, was Menschen in der Hand halten

    Doch zurück zur Frage, ob die Möwen bei der Papstwahl vielleicht sogar ganz gezielt auf der Sixtinischen Kapelle saßen. Ein Forscherteam der Universität Sussex in Großbritannien untersuchte vor zwei Jahren am Strand von Brighton das Verhalten von Silbermöwen. Die Wissenschaftler beobachteten dabei, dass Pommes immer dann für die Möwen besonders interessant waren, wenn ein Mensch sie in der Hand hielt, aus dem Papier aß und zumindest damit raschelte. Schon gab es Angriffe und Diebstähle.

    Alle Möwen im Umfeld wollten nur diese eine Portion. Andere Pommes-Portionen, die unbeachtet herumlagen, waren im Vergleich total langweilig. Für die Forschenden hieß das: Möwen schauen sich von uns Menschen ab, was wir interessant finden, und werden dann selbst extrem neugierig. Die Hypothese ist nach dem Pommes-Experiment sicherlich gewagt, aber wie viele Menschen blickten an den Abenden nach dem Beginn des Konklaves gespannt auf diesen einen Kamin? Wenn das kein Grund für eine Möwe ist, genau diesen Platz mal näher auszukundschaften.  

    Zur Person: Tanja Warter ist Tierärztin und verknüpft seit Jahren die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.

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