
Mehrheit für Prüfung der Fahrtauglichkeit im Alter


Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist gegen verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfungen für Senioren. Doch laut einer Umfrage sind die meisten Autofahrer dafür.
Das Thema ist traditionell äußerst brisant: Sollten Seniorinnen und Senioren eine verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfung absolvieren müssen oder wäre dies ein inakzeptabler Eingriff in die Belange älterer Menschen? Verkehrsminister Volker Wissing hat sich festgelegt: Der FDP-Politiker sprach sich am Wochenende gegen eine „Zwangsuntersuchung“ für betagtere Autofahrer aus. Wissing nahm Stellung zu den Plänen der EU-Kommission, europaweit eine obligatorische Prüfung für Senioren ab 70 Jahren einzuführen.
Der Minister wendet sich dagegen, dass „der Einzelne immer mehr zum Objekt gemacht wird, sich Zwangsuntersuchungen unterziehen und nach Vorschriftskatalog seinen Alltag gestalten muss“. Das mache „unsere Gesellschaft unmenschlicher“, fügte Wissing gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe hinzu. Zudem sei das Auto gerade für viele Senioren auf dem Land kaum verzichtbar, um weiterhin ein „selbstbestimmtes Leben“ zu führen. Ältere Autofahrer würden in der Regel auch nicht Hunderte Kilometer über die Autobahn fahren, sondern eher auf kürzeren Strecken unterwegs sein.
In vielen europäischen Ländern wird bereits regelmäßig getestet
Glaubt man jedoch einer Umfrage der Online-Plattform Auto Scout 24 für den Kauf und Verkauf von Neuwagen und Gebrauchtwagen, ist eine klare Mehrheit der deutschen Autohalter für die regelmäßigen Prüfungen. Insgesamt sprechen sich danach 89 Prozent der 1000 befragten Männer und Frauen für eine entsprechende Prüfung zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr aus. Lediglich elf Prozent sind gegen einen solchen Test.
Wenig überraschend sind insbesondere jüngere Wagenlenker davon überzeugt, dass eine solche Überprüfung der Fahrtauglichkeit die Sicherheit auf Deutschlands Straßen verbessern würde. In den Gruppen der 18- bis 29-Jährigen sowie der 30- bis 39-Jährigen sind es jeweils über 94 Prozent. Bei älteren Befragten nimmt die Zahl der Befürworter ab. Allerdings sind es bei den 50- bis 65-Jährigen immerhin noch knapp 78 Prozent. Ein Manko der Umfrage von Auto Scout 24 ist, dass über 65-Jährige nicht befragt worden sind. Also fehlt ein großer Teil der Alterskohorte, die von den regelmäßigen Fahrprüfungen betroffen wäre. Eine Einbeziehung hätte an der Mehrheit für eine Untersuchung der Fahrtauglichkeit angesichts der eindeutigen Ergebnisse kaum etwas verändert, aber möglicherweise die Ausprägung der Umfrage verändert.
In der Diskussion, die regelmäßig aufflackert, erinnern Expertinnen und Experten für Unfallursachen immer wieder daran, dass ältere Autofahrer nachlassende Reaktionszeiten und kognitive Fähigkeiten mit Erfahrung ausgleichen würden. Allerdings hat eine Auswertung des Statistischen Bundesamts an der Allgemeingültigkeit dieser Analyse zuletzt massive Zweifel aufkommen lassen: Danach waren Senioren bei gut 68 Prozent der Unfälle, an denen sie beteiligt waren, auch die Verursacher. Bei über 75-Jährigen waren es rund 75 Prozent.
In vielen europäischen Ländern wird bereits regelmäßig getestet. Vorreiter ist Italien. Dort müssen sich schon Personen unter 50 Jahren alle zehn Jahre untersuchen lassen. Ab dem 50. Lebensjahr werden die Intervalle kürzer, und der Führerschein muss alle fünf Jahre verlängert werden. Ab dem 70. Lebensjahr ist dies alle drei Jahre erforderlich, und ab dem 80. Lebensjahr alle zwei Jahre. In den Niederlanden muss sich jeder Autofahrer ab dem 75. Lebensjahr seine Fahrtauglichkeit von einem Arzt attestieren lassen, in Portugal wird ab dem 50. Lebensjahr alle fünf Jahre verpflichtend untersucht, ab dem 70. alle zwei Jahre. In Spanien gilt ab dem 65. Geburtstag ein Testturnus von fünf Jahren.
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Und was ist mit den jüngeren Rasern, Dränglern, Telefonierern, rechts Überholenden auf Autobahnen ?
Wenn schon regelmäßige Tests, dann für ALLE !
Herr K. Ich bin durchaus für eine Auffrischung (auch der Regeländerungen)inkl. Erste-Hilfe-Auffrischung alle paar Jahre für alle. Beispielsweise beim Thema Fahrradfahrer sind viele nicht auf dem Neuesten Stand.
Aber es ist einfach so, dass je älter man wird, umso mehr körperliche Einschränkungen gibt es. Thema Schulterblick. Den vergessen oft nicht nur ältere, sie können ihn schlicht nicht mehr. Auch fallen eben älter Autofahrer immer wieder durch unsichere Fahrweise auf. Auch 50 oder 60 kmh auf einer gut ausgebauten und übersichtlichen Landstraße zeigen einfach, dass ein Mitfließen nicht mehr möglich ist. Und nein, man darf nicht so langsam fahren wie man will. § 3 Abs. 2 StVO. Kann unter Umständen sogar als Nötigung gewertet werden.
Auch lässt eben die Reaktionsfähigkeit nach. Und eine ärztliche Bescheinigung, dass man körperlich und auch von den Reaktionen noch fahrtauglich ist, wäre durchaus sinnvoll.
Noch eine etwas provokante Antwort auf ihren Kommentar.
Wenn man rechts überholt wird auf der Autobahn, dann stellt sich oft die Frage, wie war das mit dem Rechtsfahrgebot? ;-)
Nach meiner Meinung gehört einfach ein defensiver Fahrstil überprüft . Und wenn ich da die vielen Handyverstöße von den jüngeren Altersgruppen ( bis zu den Monstertraktoren ) aufwärts beobachte , auch bei jungen Frauen neben Make-up Bearbeitung, graust mir wirklich . Des weiteren habe ich mehrere Kreisverkehre in meinem Umkreis : Da zeigt sich , wer bei den Boxenstopps von M. Schuhmacher aufgepasst hat ! Die Polizei oder auch geschulte Beobachter sollten "gelbe" Karten erteilen dürfen , mit Pflichteinladung zur defensiven Verkehrserziehung auf dem Kirchplatz im Ort nach dem Sonntagsgottesdienst !!
Und das sehen Sie alles als Fahrer, wo Sie sich doch eigentlich auf die Straße konzentrieren sollten.
Wenn ich tippen müsste, so würde ich sagen, dass 80-85% der deutschen Autofahrer keine Ahnung vom Kreisverkehr und dessen Besonderheiten bzw. Fahrverhalten hat. Und leider ist bevorzugt in Deutschland der Trend eingetreten, dass angeblich ein Kreisverkehr und ist er auch noch so klein, alle Probleme mit zügigem Verkehr lösen könnte. Minikreisverkehre wie in Deutschland meist üblich, bringen aber meistens nur Probleme.
Gehöre selbst zur Gruppe der über 65 Jährigen und muss leider feststellen in meinem Umfeld, dass Leute im Pensionsalter zunehmend wegen mangelnder Fahrübung, d.h. geringer km -Leistung pro Jahr verbunden mit einem relativ geringen Aktionsradius um den Heimatort, die Eignung zum Führen eines KFZ verlieren. Verstärkt wird dies noch durch nachlassendes Reaktionsvermögen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Mangelnde Herausforderungen und Übung fördern den Verlust an Reaktionsverhalten und kognitive Fähigkeiten. Aus meiner Sicht wären zumindest Überprüfung der Eignung durch einen Arzt sinnvoll.( Augen, Hörfähigkeit, Kreislauf, Medikamentenabhängigkeit, Blutbild...) alle 5 Jahre.
Immer wieder diese "vollkommenen" Statistiken. 1000 Befragte und es klingt als ob ein ganzes Volk diese Maßnahme möchte. Dann noch die prozentuale Aufteilung; je jünger, desto mehr Zustimmung. Nur, was sagt die Realität? Sehr viele Unfälle durch Junge, Jüngere, etc. Was sagt das Fahrverhalten? Geht man auf die Autobahn, auf mehrspurige Straßen, so kann man sofort das dortige massenhafte Fehlverhalten der Autofahrer erkennen. Links, Links, mittig, zu wenig Abstand, Lkw überholt Lkw ohne großartige Geschwindigkeitsdifferenz, usw. Wenn man andere Staaten heranzieht, so sollte man aber auch definitiv das Fahrverhalten, die Verkehrsdisziplin, etc. mit in Betracht ziehen. Denn hier belegen deutsche Fahrer und Fahrerinnen konstant nur die hinteren Plätze.
Sehe ich genauso Herr Franz X. Ich denke, wenn man Heute Unterwegs auf den Autobahnen ist und Normalen Straßen unterwegs ist lauert schon sehr viel Gefahr. Ich bin sehr oft Unterwegs und Ihr Kommentar kann ich voll und ganz bestätigen. Es macht schon Angst, wenn man Heute das Egoistische und Rücksichtslose Verhalten auf den Straßen sieht und das sind bei weiten nicht nur ältere Autofahrer und Fahrerinnen!!!!