
Trinkwasser muss abgekocht werden: Was hat das mit den Unwettern zu tun?

Plus In Altenstadt und Osterberg ist das Trinkwasser aktuell verunreinigt. Das hängt mit den Unwettern der vergangenen Wochen zusammen. Wie es jetzt weitergeht.

Viele Menschen im südlichen Landkreis Neu-Ulm müssen ihre Alltagsroutinen in diesen Tagen ändern: Das Wasser, das bei ihnen zu Hause aus dem Hahn sprudelt, ist verunreinigt. Die Bewohner von Osterberg und Altenstadt samt Ortsteilen müssen es abkochen, bevor sie es trinken, damit Obst oder Gemüse waschen, sich die Zähne putzen. Wie lange sind die Vorsichtsmaßnahmen erforderlich? Und was haben die Keime im Wasser mit den Unwettern der vergangenen Wochen zu tun?
Die Gemeinde Osterberg informierte am vergangenen Freitag darüber, dass ab sofort ein Abkochgebot gilt. Der Markt Altenstadt veröffentlichte dieselbe Mitteilung am Dienstag. Denn: In beiden Orten ist das Trinkwasser mit Fäkalkeimen belastet. Das haben Messungen ergeben. Die Probeentnahme erfolgte an verschiedenen Punkten, berichtet Altenstadts Bürgermeister Wolfgang Höß. Am Hochbehälter, an Brunnen, in verschiedenen Haushalten. Nicht überall seien die Werte gleich schlecht ausgefallen, an manchen Stellen seien mehr, an manchen gar keine Keine nachgewiesen worden, so zum Beispiel im Tiefbrunnen im Wald bei Filzingen. Die Vorsichtsmaßnahmen gelten aber überall, denn die Wasserversorgung sei eine höchst komplexe Sache.
Auch andere Kommunen im Kreis Neu-Ulm könnten noch betroffen sein
Als wahrscheinliche Ursache für die bakterielle Verunreinigung nennen die Bürgermeister die heftigen und häufigen Regenfällen, die zuletzt auf den Landkreissüden niedergingen. "Bei einmaligen Unwetterereignissen hatten wir das bisher nicht", sagt Höß. Auch im Landratsamt Neu-Ulm geht man davon aus, dass die Keime von den Gewittern herrühren. Die enormen Regenfälle hatten demnach zur Folge, dass die einzelnen Bodenschichten mit ihrer Filterwirkung überfordert waren. "So gelangten Fäkalkeime, die unter Normalbedingungen herausgefiltert werden, vermehrt ins Grundwasser und führten zu einer Belastung der betroffenen Trinkwasserbrunnen", erklärt eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. In der Regel komme so etwas selten vor.
Angesichts des zum Teil starken Regens in jüngster Zeit - mit dem man auch weiterhin rechnen muss - hält es das Landratsamt für möglich, dass auch in anderen Kommunen im Landkreis eine Verunreinigung des Wassers auftreten könnte. "Sobald im Öffentlichen Gesundheitsdienst Hinweise auf mikrobiologische Belastungen des Trinkwassers in einer Gemeinde eingehen, wird sofort Kontakt mit der Gemeindeverwaltung aufgenommen, um alle notwendigen Maßnahmen zu veranlassen", versichert die Sprecherin.
Die betroffenen Kommunen haben auf die Messergebnisse reagiert. Aus Osterberg war zum Beginn des Wochenendes zu erfahren, dass einer der beiden Brunnen vorsichtshalber vom Netz genommen wurde. Der andere Brunnen werde gechlort, hieß es. Auch in Altenstadt ist eine Fachfirma mit der Chlorung des Trinkwassers betraut. "Da hilft nichts anderes", sagt Höß. "Man muss das Netz quasi einmal durchputzen." Alle Pumpen zum Hochbehälter seien momentan abgestellt, der Wasserwart spüle Leitungen.
Der Chlorgehalt des Trinkwassers wird laut Landratsamt täglich in stichprobenartigen Messungen am Rand der Ortsnetze und in einzelnen Haushalten ermittelt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass genügend Chlor bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt. Wöchentlich erfolgen mikrobiologische Untersuchungen der Brunnen und der Hochbehälter. Außerdem wird das Ortsnetz regelmäßig kontrolliert, um die Wirkung der Chlorung zu überprüfen und um die weitere Entwicklung der mikrobiologischen Belastungen zu überwachen.
Abkochgebot: 2500 Flugzettel werden in Altenstadt verteilt
Ebenfalls mit einigem Aufwand verbunden war es für die Kommunen, die Bürger schnell über die Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit zu informieren. Wolfgang Höß erzählt, dass er gerade beim Einkaufen war, als ihn der Anruf des Gesundheitsamts am Dienstag erreichte, und er sprichwörtlich "alles stehen und liegen gelassen" habe. Die Anweisungen zum Abkochgebot verbreiteten sich wenig später auf dem digitalen Weg, zum Beispiel über die Internetseite unserer Zeitung und die sozialen Medien. Am Mittwoch wurden in Altenstadt außerdem 2500 Wurfzettel gedruckt, um eine "Verteilaktion" zu starten, in die die Feuerwehren eingebunden waren. Für manchen kamen die Informationen offenbar zu spät: Einzelne Bürger haben sich laut Höß morgens im Rathaus gemeldet und die Kommunikation bemängelt.
Wann die Altenstadter und Osterberger nicht mehr zu Wasserkocher oder Kochtopf greifen müssen, ist noch unklar. Die Gemeindeverwaltungen wollen Entwarnung geben, sobald das Wasser wieder in einwandfreiem Zustand ist.
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