Kleiner Verein in großen Nöten
Die Zeit schien stehen geblieben am Stadtrand von Weißenhorn. Doch jetzt ist die Fußball-Idylle massiv bedroht
Eigentlich ist der SV Grafertshofen ein kleiner und liebenswerter Fußballverein, bei dem die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Die Mannschaft kickt seit vielen Jahren ganz unten in der Illerstaffel der Kreisliga B und das auch noch mit überschaubarem Erfolg. Aber das stört niemanden. Bei Heimspielen ist das Sportgelände am südlichen Stadtrand von Weißenhorn gut besucht. Man amüsiert sich, man trifft Kumpels, man plaudert und fachsimpelt bei einem Kaffee und einem Stück selbst gebackenem Kuchen mit einheimischen und auswärtigen Fußballfreunden. Man sitzt auch nach dem Spiel gerne noch bei einem Bierchen im unter dem Namen „Schlinge“ bekannten Vereinsheim zusammen. Spätestens beim zweiten Bierchen ist das Ergebnis dann endgültig zur Nebensache geworden. Die entspannte und angenehme Atmosphäre in Grafertshofen schätzen auch regionale Größen wie der Bucher Landesligatrainer Harry Haug oder Spielertrainer Johnny Schewetzky vom TSV Kettershausen.
Bei Großveranstaltungen läuft die Vereinsfamilie des SV Grafertshofen zu großer Form auf. Wenn eine Weltmeisterschaft ausgetragen wird oder wenn Bayern München wie 2012 gegen Chelsea im Finale der Champions-League spielt, dann wird das in einem Zelt auf Großleinwand gezeigt. Es werden Würstchen und Hamburger gegrillt und jeder packt mit an, auch die vorbildlich ins Vereinsleben integrierten afrikanischen Flüchtlinge. Seine ganz eigene Champions-League hat der SV Grafertshofen am ersten Spieltag dieser Saison erlebt. Zum Derby gegen den eben erst aus der Kreisliga A abgestiegenen FV Weißenhorn kamen an die 800 Zuschauer und die sahen einen SV Grafertshofen, der zweimal in Führung ging und sich trotz der 2:5-Niederlage insgesamt über Erwarten gut verkaufte. Da schien die Welt noch völlig in Ordnung zu sein beim kleinen und liebenswerten Fußballverein. Aber die Idylle ist bedroht beim SV Grafertshofen.
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