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150. Geburtstag
06.08.2017

Die grotesken Wege des Malers Emil Nolde

Emil Nolde (1867-1956)  in einer Aufnahme aus dem Jahr 1952.
3 Bilder
Emil Nolde (1867-1956)  in einer Aufnahme aus dem Jahr 1952.
Foto: stefan.dosch@augsburger-allgemei

Er ist der Farbmagier des Expressionismus, berühmt für dramatische Landschaften. Auf die Nazis lässt er sich ein, doch er gilt als „entartet“. Das Buchheim-Museum erinnert an ihn

Angeschickert lächelt das Matterhorn mit seiner roten Schnapsnase, und zwischen Jungfrau, Mönch und Eiger bahnt sich gerade eine launige Dreiecksbeziehung an. Man muss diesen urigen Humor nicht teilen, aber mit solchen Bergpostkarten hat der bis dato erfolglose Emil Nolde in den späten 1890er Jahren einen echten Verkaufsschlager gelandet. Jetzt hängen die Vorlagen fein gerahmt im Buchheim Museum am Starnberger See und bilden den Auftakt zur ungewöhnlichsten Geburtstagsschau des großen Expressionisten, der an diesem Montag vor 150 Jahren als Hans Emil Hansen im friesischen Nolde zur Welt kam.

Ungewöhnlich deshalb, weil die aus Wiesbaden übernommene Ausstellung ohne feuerroten Mohn und dottergelbe Sonnenblumen auskommt, ohne paradiesische Meeresstrände und ohne die aufwühlenden Bibelszenen, die nicht nur Kirchenleute verschreckt haben – und doch den typischen Nolde vor Augen führt. Denn bei genauer Betrachtung ziehen sich das Fantastische, das Skurrile und Schrille durch das gesamte Œuvre dieses Malers der betörenden Farben.

Das zeigt sich übrigens schon im Kindesalter, zu Hause auf dem Bauernhof, wo weder Stalltüren noch Holzkarren vor Emils Einfällen sicher sind. Den Saft von Beeren oder Roten Rüben nimmt er dafür her, und irgendwann haben die Eltern ein Einsehen und schenken dem Buben einen Malkasten. Von dessen künstlerischen Ambitionen ist der strenge Vater freilich nicht begeistert, deshalb wird die Holzbildhauerlehre in Flensburg zum hart errungenen Kompromiss.

In der Schweiz besteigt Nolde die Viertausender

Doch der junge Hansen will mehr, die vier Eulen für einen von Theodor Storm bestellten Schreibtisch sind seine letzte Arbeit und scheinbar ein Omen. Auch wenn er noch eine Weile schnitzend und entwerfend durch die deutsche Möbelbranche ziehen muss, um schließlich in der Schweiz als Zeichenlehrer eine Anstellung zu finden. Dass er dort fast alle Viertausender erklimmt, beflügelt den Mann vom Meer und bringt ihn auf die Idee mit den erwähnten Postkarten. Unmengen lässt er 1897 auf Pump drucken und verkauft in zehn Tagen gleich 100000 Stück.

Seinen Job in St. Gallen kann er nun an den Nagel hängen und sich der freien Malerei widmen. Das gestaltet sich zwar zäh, Franz von Stuck lehnt ihn an der Münchner Akademie ab, aber das finanzielle Polster ermöglicht den Besuch von Malschulen in Dachau und Paris. Und Nolde, wie er sich 1902 nach der Heirat mit der Schauspielerin Ada Vilstrup nennt, ist ausdauernd und interessiert. In Berlin eröffnet ihm seine dänische Frau eine neue Welt, nun bereichern das Theater und das Nachtleben sein um die Natur kreisendes Schaffen. Er lernt Kollegen wie Edvard Munch kennen, schließt sich 1907 den Brücke-Künstlern an, um es gerade mal ein Jahr auszuhalten. Nolde mag sich nicht einordnen, 1910 verkracht er sich deshalb auch mit dem „Überimpressionisten“ Max Liebermann und verlässt die Berliner Secession.

Doch die so unterschiedlichen Begegnungen kitzeln den eigentlichen Nolde heraus. Er ist radikaler als die anderen, taucht tiefer in den Farbtopf als die meisten Expressionisten. Kraftvoll gleitet der Pinsel über die Leinwand, exzessiv malt er Bild um Bild. Und immer wieder treibt es ihn in die Heimat – das nordfriesische Seebüll wird 1926 zur Basis. Genauso zieht es Nolde mit einer Expedition des Reichskolonialamts in die Ferne nach Neu-Guinea, was für Neugier und Offenheit sprechen würde. Zugleich aber irritieren seine verquere Weltanschauung, sein Antisemitismus und seine Klage von der „Überfremdung der deutschen Kunst“.

Nolde muss sich keineswegs verbiegen, als er 1934 Mitglied der NSDAP wird. Wobei er anfangs von Nazi-Größen wie Albert Speer oder Baldur von Schirach gefördert wird; Joseph Goebbels brüstet sich mit seinen Ankäufen gleich noch bei Hitler. Doch just der von Nolde als „genialer Tatenmensch“ verehrte Reichskanzler findet die Gemälde „unmöglich“. Was geradezu harmlos klingt, wenn man bedenkt, dass der Künstler 1937 mit 29 Werken in der Femeschau „Entartete Kunst“ vorgeführt wird, die Nazis 1052 seiner Bilder beschlagnahmen und Nolde 1941 aus der Reichskulturkammer ausschließen.

Er erhält Malverbot, zieht sich ganz nach Seebüll zurück, und es entstehen unverfängliche Blumenaquarelle, aber auch die „ungemalten Bilder“, von denen eine herrliche Auswahl an Grotesken im Buchheim Museum zu sehen ist. Darunter ein gesichtsloser gelber Hund, den sich Francis Bacon ausgedacht haben könnte, Baummenschen und Kobolde, die mit ihrem flammenden Haar an Kalle Wirsch von der Augsburger Puppenkiste erinnern.

Noldes Kunst steht im krassen Gegensatz zu seiner Gedankenwelt

Im tiefsten Inneren ist sich Nolde treu geblieben: in seiner Kunst und in seinen verquasten Ansichten. Deshalb kommt nach dem Zweiten Weltkrieg kein Wort der Reue, allerdings schreibt der fast 80-Jährige seine Biografie um und stilisiert sich zum Opfer. Mit Erfolg. Nolde erfährt zahlreiche Ehrungen und wird 1955, zwei Jahre vor seinem Tod, auf die erste Documenta geladen. Das kommt einer Absolution gleich, die den Blick auf seine Person lange verstellt. Die Forschung beginnt jedenfalls spät, genauer hin zu sehen. Und wenn man jetzt durchs „Museum der Phantasie“ geht, fällt vor allem das Bizarre auf, das eine vollkommene Gegenwelt zu den pathetisch aufgepumpten Körpern nazistischer Kunstideale bildet: das „Tolle Weib“ (1919), das seinem gierigen Publikum den blanken Hintern hinstreckt; die blauen Geistergestalten im „Frühmorgenflug“ (1940); und erst recht die „Erregten Menschen“ (1913), die in ihrer grellen Farbigkeit so kühn sind, dass man sich fragt, wie Nolde das mit seiner Gesinnung zusammen gebracht hat.

Ausstellung „Nolde. Die Grotesken“ ist läuft bis zum 15. Oktober im Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Bei Hatje Cantz ist ein reich bebilderter Katalog erschienen (29,80 ¤).

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