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Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller

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Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller

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    Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller
    Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller Foto: DPA

    "Es ist das eigentliche Vermächtnis der Weimarer Klassik", sagte der Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs, Bernhard Fischer. Im Renaissancesaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist bis 17. Januar eine exquisite Auswahl des Briefwechsels der Dichterfreunde zu sehen.

    Von den 1015 überlieferten Briefen liegen 995 in Weimar. Sie dokumentieren das einzigartige Arbeits- und Freundschaftsbündnis der poetisch und philosophisch so unterschiedlichen Charaktere. Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltungen zum 250. Geburtstag Friedrich Schillers am 10. November.

    Im Briefwechsel wird deutlich, wie sehr sich die beiden Schriftsteller schätzten, sich inspirierten, ermunterten und antrieben. Über elf Jahre - von Juni 1794 bis zum frühen Tod Schillers im Mai 1805 - beurteilten sie gegenseitig ihre Arbeiten, ließen sich über missliebige Konkurrenten aus und schrieben über Familie und Krankheiten. Dabei hatte eine erste Begegnung Jahre zuvor in Rudolstadt unter keinem guten Stern gestanden - beide gingen sich daraufhin lange Zeit aus dem Weg.

    Die Anfrage Schillers an Goethe zur Mitarbeit an der Zeitschrift "Die Horen" brach im Sommer 1794 den Bann. "Goethe ließ sich zehn Tage Zeit mit der Antwort", sagte Alexander Rosenbaum, einer der Kuratoren der Ausstellung. Goethe diktierte sein Konzept einem Schreiber und versah es eigenhändig mit Korrekturen. "Bemerkenswert ist, dass er seine Vorschläge danach selbst abschrieb. Das verdeutlicht, wie wichtig ihm die Zusammenarbeit war", sagte Rosenbaum.

    Im Original zu sehen ist auch der zweite Brief Schillers an Goethe, kurz vor dessen Geburtstag am 28. August 1794. "Damit hat er Goethe "geknackt"", ist sich Rosenbaum sicher. Schiller habe darin versucht, Goethes "Wesenheit" in Denken und Schreiben zu erfassen. Er äußert darin den Wunsch, sich trotz aller charakterlichen Unterschiede wechselseitig ergänzend zu begegnen. Jeder müsse den Ausgangspunkt des anderen zum Ziel nehmen: Der Empiriker Goethe die Strenge der Gesetze, der Theoretiker Schiller die Fülle der Erfahrung.

    "Lassen Sie uns doch unsere Zweyheit immer mehr in Einklang bringen", schrieb Goethe in einem Brief. Wie gut das funktionierte, dokumentieren einige der wichtigsten Werke der Klassiker. Auf Anregung Schillers nahm Goethe seine Arbeiten am "Faust" wieder auf. Er informierte den zehn Jahre jüngeren Schiller über den Fortgang von "Wilhelm Meisters Lehrjahre". Im Gegenzug nahm Goethe regen Anteil an der Entstehen von Schillers "Wallenstein" und inspirierte ihn zum "Tell", der dann unter Goethes Oberaufsicht im Weimarer Theater uraufgeführt wurde. Sie gaben sich gegenseitig ihre Balladen zu lesen, arbeiten zusammen an den "Xenien" und bei naturwissenschaftlichen Studien.

    Goethe setzte seinem Bündnis mit Schiller mit der Herausgabe der Korrespondenz ein Denkmal. Seit 1823 hatte er sich mit den Briefen des toten Freundes beschäftigt. Er bezeichnete sie "als den größten Schatz, den ich vielleicht besitze". Wenige Jahre vor seinem Tod gab er den Briefwechsel 1828/29 in leicht gekürzter Form erstmals heraus. 1885 wurden die Originalhandschriften von Großherzogin Sophie für das von ihr gegründete Goethe- und Schiller-Archiv angekauft. Es ist das älteste deutsche Literaturarchiv.

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