Deutschland will bei Sanierung von Auschwitz helfen
Berlin/Warschau (dpa) - Deutschland will sich an der Sanierung der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau in Polen beteiligen. Das sagte am Dienstag eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes der Deutschen Presse- Agentur dpa in Berlin.
Darüber sei man mit der polnischen Seite im Gespräch. "Wir betrachten es weiterhin als eine Kernaufgabe Deutschlands, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten", betonte die Sprecherin. "Wir werden weiterhin zu der historischen Verantwortung Deutschlands stehen." Sie erinnerte daran, dass Deutschland bereits vor Jahren 30 Millionen Mark (rund 15 Millionen Euro) für den Unterhalt der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt habe. Dabei habe sich Polen verpflichtet, die laufenden Kosten zu tragen.
Der Historiker Volkhard Knigge hat sich dafür eingesetzt, dass die Bundesregierung sich weiter finanziell am Erhalt der KZ Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau in Polen, dem einstigen deutschen Vernichtungslager, beteiligt. Der Bund sollte sich weiterhin für die Überreste des ehemaligen Konzentrationslagers verantwortlich fühlen, sagte der Direktor der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar am Montag im Deutschlandradio Kultur. Deutschland und Polen hätten in dieser Frage bereits Anfang der 1990er Jahre konstruktiv zusammengearbeitet. Damals habe die Bundesrepublik die Restaurierung mit rund 30 Millionen Mark unterstützt.
Knigge sagte, die ehemaligen Konzentrationslager seien schwierig zu erhalten. In Auschwitz sei in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel verloren gegangen. Jede Restaurierung vernichte historische Spuren - und die historischen Spuren seien das wirklich Eindrückliche. "Wir brauchen kein Disney-Land." Es gebe das Problem der Verschönerung, der falschen Ästhetisierung und des falschen Friedens, meinte Knigge. Auschwitz-Birkenau habe für viele Überlebende und manche Besucher durch landschaftsgärtnerische Maßnahmen und die Restauration auch etwas von seiner Schroffheit verloren.
Knigge sprach sich dafür aus, die Bausubstanz im derzeitigen Zustand zu konservieren. In keinem Fall sei eine Rekonstruktion sinnvoll. Dies sähe nur nach Neubau und Baumarkt aus und öffnete Holocaust-Leugnern möglicherweise Tür und Tor.
Ohne ausländische Hilfe droht der Gedenkstätte Auschwitz der Verfall. Museumsdirektor Piotr Cywinski hatte bereits im vergangenen Sommer die internationale Gemeinschaft um Finanzhilfe ersucht. Für anstehende Renovierungsvorhaben brauche die Gedenkstätte 200 Millionen Zloty (rund 50 Millionen Euro), aus dem polnischen Staatshaushalt bekomme sie jährlich nur 10 Millionen Zloty, weitere 10 Millionen erwirtschaftet das Museum aus Bücherverkauf, Führungen und Parkgebühren.
Bislang hatte es keine offiziellen Reaktion aus Deutschland auf den Appell gegeben, sagte ein Museumssprecher. 2008 gab es einige kleinere Initiativen: die Stadt München schenkte der Gedenkstätte einen Bus, ein weiteres Fahrzeug übergab der Automobilkonzern VW. Zudem wurden mit Unterstützung Niedersachsens und Nordrhein- Westfalens zwei Projekte (Renovierung des Zauns und der Dokumente) realisiert. Laut Sprecher wird derzeit auf der EU-Ebene über die Schaffung einer internationalen Stiftung verhandelt. Sie sollte ein Gründungskapitel von rund 120 Millionen Euro haben, die Zinsen sollten zur Aufrechterhaltung der Gedenkstätte eingesetzt werden.
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