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Nachhaltigkeit
12.01.2019

Die Macht der Konsumenten: Kann ich die Welt retten?

Laut einer Greenpeace-Studie hat frau hierzulande im Schnitt 118 Teile im Schrank. Das ist eine Schätzung, keine Zählung. 40 Prozent davon zieht sie nicht an.
Foto: Bodo Marks, dpa

Trotz Ökostrom und Veggie-Trend: Wir verbrauchen viel zu viel. Wir haben den Selbstversuch gewagt und getestet, ob nachhaltiger Konsum möglich ist.

Es ist der zweite Sonntagmorgen in diesem noch jungen Jahr. Der Morgen nach einer schönen Geburtstagsfeier. Ich stehe in der Küche meiner Freundin. Sie läuft durchs Wohnzimmer und sammelt das Geschirr vom Vorabend ein. Sie kehrt mit einem Stapel Plastikbecher zurück und schaut mich an. „Was soll ich damit machen? Wegschmeißen, in die Spülmaschine, per Hand spülen?“ Sie hält inne, öffnet den Mülleimerdeckel und sagt: „Einmal kann man ja eine Ausnahme machen.“ Wieder zögert sie, dann wirft sie die Becher weg und sagt: „Eigentlich kann man keine Ausnahmen mehr machen.“

Eine Szene aus meinem Alltag, eine Szene über Entscheidungen und eine Szene, die zeigt: Wir stecken in einer Zwickmühle. Wir würden uns so gerne richtig, also nachhaltig, verhalten, aber irgendwie schaffen wir es nicht. Weil ein Zwei-Personen-Haushalt nicht genug Gläser hat, um 15 Gäste zu bewirten. Weil es keinen Spaß macht, bei Schnee, Matsch und Regen zur Arbeit zu radeln, wenn das Auto so trocken und warm ist. Weil die Tempel auf Java und die Reisterrassen auf Bali so sehenswert sind. Weil wir alle bequem sind und es immer eine Ausrede gibt. Heißt das jetzt, dass wir gleich aufgeben sollten? Nein. Denn es gibt Spielraum. Die Frage ist nur: Wie nutzen wir den? Wie können wir gute Konsumenten sein? Und: Geht das überhaupt?

Zunächst einmal die Bilanz: Ein Deutscher erzeugt im Jahr etwa 11,6 Tonnen CO2-Äquivalente. Das ist nicht nur Kohlenstoffdioxid. Wir erzeugen auch andere Stoffe, die der Umwelt schaden. Weil diese zu vergleichen aber unübersichtlich wäre, werden sie alle in CO2 umgerechnet. So lässt sich leichter eine Klimabilanz aufstellen. 1,1 Tonnen davon entfallen auf Leistungen für die Allgemeinheit. Das CO2 entsteht, weil es Straßen gibt und Krankenhäuser, Stromleitungen und Schulen. Auf diesen Wert hat der Einzelne keinen direkten Einfluss. Aber für die restlichen 10,5 Tonnen trägt jeder selbst die Verantwortung. Denn eigentlich – und da beginnt das Problem schon – sollte jeder Deutsche (inklusive der allgemeinen Leistungen) überhaupt nur eine Tonne CO2-Äquivalente produzieren. Nur so lässt sich das Ziel erreichen bis 2050 den CO2-Ausstoß auf fünf Prozent des Werts von 1995 zu senken.

Wo also beginnen? Ich beginne bei mir. Ich will ehrlich sein: Als ich anfing, für diesen Text zu recherchieren, dachte ich: Ich tue schon sehr viel. Das stimmt auch. Ich tue Dinge, die gut sind. Und oft mehr als andere Menschen.

Je „grüner“ die Menschen, desto mehr verbrauchen sie

Ich kaufe mit Jute-Beutel ein. Im Sommer radle ich zur Arbeit. Ich fahre lieber Zug als Auto. Niemals würde ich innerhalb Deutschlands fliegen. Ich zahle gerne mehr für meine Bio-Lebensmittel, gucke, woher sie kommen. Im Winter esse ich Kohl, obwohl ich den nicht mag. Vor zwei Jahren habe ich meine Haare ein halbes Jahr lang mit Seife gewaschen. Das spart Verpackungsmüll und Mikroplastik. Dann wurden meine Haare strohig und ich war zu eitel für Umweltschutz. Wurst esse ich praktisch nicht mehr. Fleisch etwa einmal alle zwei Wochen. Meine Heizung läuft auf Stufe zwei, mein Strom ist erneuerbar. Mini-Schritte. Und ein Anfang. Aber gleichzeitig belüge ich mich selbst. So wie fast alle Menschen, die sich als umweltliebend bezeichnen. Weil ich sage: Ich tue doch schon so viel, da wird es doch mal drin sein, Einwegplastik zu kaufen.

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Foto: blitzrechner.der/fleisch

Studien belegen, je höher gebildet ein Mensch ist, je mehr er verdient, desto „grüner“ ist er eingestellt. Und desto mehr schädigt er die Umwelt. Laut Umfrage unter allen Wählern fliegen ausgerechnet die Grünen-Wähler am meisten. Besonders umweltbewusste Menschen glauben außerdem, sie verbrauchen ein Drittel weniger Strom als der Otto Normalbürger. Die Wahrheit ist: Sie verbrauchen genau gleich viel. Wunschdenken also.

Ich, die sich für so vorbildlich hält, bin nicht besser. Wenn dieser Text erscheint, stapfe ich gerade durch den finnischen Winter. Bin da, wo es richtig kalt wird. Das bekommt man hier ja fast nicht mehr. (Die Zwickmühle lässt grüßen.) Während ich also Bio kaufe, erlaube ich mir Öko-Sünden anderswo. Würden alle Menschen so leben wie ich, bräuchten wir drei Erden. Haben wir aber nicht. Allein der Flug nach Helsinki und zurück hat 1,3 Tonnen CO2 produziert.

Vergangenes Jahr hatten wir die Rohstoffe, die die Erde innerhalb eines Jahres hervorbringen kann, Anfang März aufgebraucht. Bei meinem Lebensstil wäre im Mai Schluss. Besser, aber nicht gut.

Mit dieser Erkenntnis bin ich Mitte der Woche nach Hause gekommen. Beim Abendessen eröffnete ich meinem Freund: „Wir können nie wieder Fernreisen unternehmen.“ Er schwieg und sagte dann: „Aber der Balkon!“ Das ist sein Gegenargument. Unser 1,5-Quadratmeter-Balkon ist von März bis November der einzige grüne Fleck im Teergrau und Hauswandgelb unserer Umgebung. Eine Oase für hungrige Stadtbienen. Etwa ab Juli sind die Pflanzen so raumgreifend, dass nur eine Person den Balkon betreten kann. Aber zählt das? Nein. Die Bemühungen fallen klimatisch gesehen kaum ins Gewicht. Und so erwiderte ich: „Fliegen ist das klimaschädlichste Individualverhalten überhaupt.“

Flugreisen sind extrem schädlich für den Planeten

Das Umweltbundesamt macht drei Bereiche aus, in denen Menschen die meisten Klimagase produzieren. 25 Prozent entfallen auf den Bereich Heizung und Strom, 23 Prozent auf Mobilität und 14 Prozent auf Ernährung. Wer sich klimaneutraler verhalten will, muss hier etwas tun. Das heißt: Das Haus oder die Wohnung besser dämmen, weniger heizen und vor allem nicht mit Erdöl oder Erdgas. Besser mit nachwachsenden Rohstoffen. Ökostrom bestellen. Das Auto stehen lassen, mit den Öffentlichen oder dem Rad fahren. Weniger – besser gar kein – Fleisch essen. Regional und saisonal einkaufen. Und eben auf keinen Fall in den Urlaub fliegen.

Ich mache den theoretischen Test auf der Seite footprintcalculator.org. Sie berechnet meinen ökologischen Fußabdruck. Würde ich nicht in den Urlaub fliegen, verbrauchte ich mit einem Schlag statt drei nur 1,8 Erden. Ein guter Wert, der zeigt: Irgendwann muss man sich eben auch an die großen Dinge heranwagen.

Einen enormen Einfluss auf die Ökobilanz hat der Verzicht auf Fleisch.
Foto: Patrick Pleul, dpa

Für meinen Freund war die Reisediskussion nicht beendet. Er sagte: „Und die ganzen Klamotten und Schuhe, die du kaufst? Das zählt wohl nicht.“ Ich gehe. Ins Schlafzimmer und öffne den Kleiderschrank. Denn er hat recht. 28 Prozent der Klimagase, die jeder von uns produziert, gehen auf Konsum – ohne Essen – zurück. Zeit für eine Bilanz des Shopping-Jahrs 2018. Sieben neue Kleider, vier neue Oberteile, drei neue Hosen, ein neuer Schal, zwei Paar Schuhe. Ist das jetzt viel?

Laut einer Greenpeace-Studie hat frau hierzulande im Schnitt 118 Teile im Schrank. Das ist eine Schätzung, keine Zählung. 40 Prozent davon zieht sie nicht an. Immerhin, da bin ich besser. Was ich habe, trage ich auch. Und doch: Brauche ich wirklich sieben neue Kleider in einem Jahr? Die Frage ist rhetorisch. Das Problem ist nur: Shoppen zählt als Freizeitbeschäftigung. Wer samstags nichts zu tun hat, bummelt durch die Stadt. Ich auch. Und es gibt ja Produkte für den bewussten Konsumenten: Second-Hand-Läden, Bio-Mode-Boutiquen, kleine, regionale Geschäfte, Naturkosmetik-Läden, die hübsche Tiegelchen im Sortiment haben.

Für Konsumenten, die so ticken wie ich, hat die Werbeindustrie einen Namen: Lohas. So heißen wir. Eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Worte Lifestyle of health and sustainability ergibt. Wir denken: Wer bewusst einkauft, macht die Welt Cent für Cent zu einem besseren Ort. Denkste.

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr muss ich einsehen: Das ist ein Trugschluss. Für die Umwelt ist der beste Kunde der, der nichts kauft.

Nachhaltiger leben: Der Wandel muss im Kopf beginnen

Aber wie soll das gehen? Ich rufe Dirk Henn an. Er wohnt in der grünsten Stadt Deutschlands, in Freiburg, und hat im Sommer die Initiative „Genug!“ gestartet. Die Idee ist es, Menschen, die genug haben vom Rumgelaber, die wirklich etwas für den Klimaschutz tun, zu versammeln. Henn sagt: „Wenn man das alleine macht, wird man ja irgendwann depressiv. Es braucht andere, mit denen man sich austauschen kann. Die vor ähnlichen Problemen stehen.“ Bisher haben sich 155 Menschen registriert. Sie haben eine Erklärung unterschrieben und bekundet, dass sie ihr Leben ändern wollen. Mit dem Ziel, nur noch eine Erde zu verbrauchen. Nicht drei. Also, Herr Henn, wie machen Sie das, auf was verzichten Sie?

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Der 52-Jährige lacht und sagt: „Diese Frage kann nur jemand stellen, der konsumorientiert denkt.“ Autsch. Wer klimabewusst lebt, der verzichtet nicht, der blickt ganz anders auf das Leben. „Ich bin etwa dieses Jahr im Urlaub einfach auf mein Fahrrad gestiegen und losgeradelt. Das war kein Verzicht. Das war der tollste Urlaub, den ich je hatte.“ Es geht darum, Dinge zu teilen, zu reparieren, länger zu nutzen. Sich zu fragen: Brauche ich das wirklich? Es ist ein Kulturwandel, keine Entscheidung, anders einzukaufen. Auch bei ihm selbst ist es ein Prozess. Gerade testen er und seine Familie aus, wie ein Leben ohne eigenes Auto funktioniert. „Selbst Menschen, die bereits nur eine Erde verbrauchen, finden immer noch neue Ansatzpunkte“, sagt Henn. Mit ihm zu sprechen macht Spaß, weil er nicht verurteilt, weil er experimentiert, weil er zuhört und argumentiert. Das motiviert. Auch weil Henn sagt: „Es geht ja nicht darum, sich zu peinigen. Aber der Wandel wird kommen. Noch können wir ihn gestalten.“

Ökostrom produziert Klimagase nur durch Produktion und Installation der Anlagen.
Foto: Christophe Gateau, dpa

Eigentlich sollte dieser Text ein Selbstversuch werden. Ein Text à la: Klimaneutral in einer Woche – so klappt’s. Die Wahrheit ist: So einfach geht es nicht. Eine Umstellung braucht Zeit. Sie braucht schonungslose Selbstanalyse. Und das ist verdammt anstrengend. Aber Ausnahmen – wie die Einwegplastikbecher meiner Freundin und mir – sind eben nicht mehr drin.

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