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Interview
04.03.2023

Jane Birkin: "Das Flirten ist komplizierter geworden"

Sie prägte einst einen androgynen Look der Mode: Jane Birkin, 76.
Foto: Alexandra Wey, dpa

Jane Birkin ist nach Schlaganfall und Krebserkrankung zurück. Sie spricht über die Zeit mit Serge Gainsbourg, die humorlose Gegenwart, über Selbstzweifel und Einsamkeit.

Miss Birkin, was mögen Sie an sich selbst am liebsten?

Jane Birkin: Ich bin lustig. Ich kann Menschen zum Lachen bringen. 

Bringen Sie das auch in Ihren Konzerten zum Ausdruck?

Birkin: Davon können Sie ausgehen (lacht). Auf der Bühne zu stehen und zu singen bereitet mir ein großes Vergnügen. Das sind anderthalb Stunden Spaß – für mich und hoffentlich auch für mein Publikum. 

Denken Sie beim Singen denn an die junge Jane Birkin zurück?

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Birkin: Ja, aber ich denke dann an keine sonderlich coole oder begehrenswerte Frau. Ich denke an das Mädchen, das nicht an sich glaubte. Ich war die junge Frau, die aussah wie ihr Vater, die keinen Busen hatte und nicht auf den Gedanken kam, irgendjemand würde sie anschauen und attraktiv finden. Ich war davon überzeugt, dass alle anderen hübsch waren, aber nicht ich. Und so stelle ich mir vor, wie ein junges Mädchen im Publikum sitzt, das sich auch einsam, hässlich, busenlos, verloren und ungeliebt fühlt so wie ich. Und das sich vielleicht weniger allein vorkommt, wenn es mir zuhört, weil der böse Affe auf seiner Schulter sich für ein, zwei Stunden verzieht. 

Wie blicken Sie auf ihr früheres Ich?

Birkin (lacht): Etwas milder. Nicht mehr so harsch. Ich wusste es damals nicht besser. Es ist interessant, wie sehr Nostalgie etwas ist, das mit dem Alter kommt. Die Rückschau kann recht schmerzhaft sein. Aber sie erfüllt mich auch mit Dankbarkeit, vor allem, wenn ich an Serge denke. 

Denken Sie viel an Serge?

Birkin: Jeden Tag. Ich denke an die vielen, vielen Songs, die er für mich geschrieben hat, an all die kleinen persönlichen Botschaften, die er darin untergebracht hat. Das war seine Art, mir nahe zu sein, selbst dann noch, als ich ihn verlassen hatte. Mir fällt keine andere Person ein, die mit einem Songwriter zusammen war, der auch nach der Trennung bis zu seinem Todestag noch für sie geschrieben hat. Hat Kurt Weill das für Lotte Lenya getan? So wie Serge es für mich getan hat. Es ist so, so einzigartig. Er schrieb einfach weiter für mich, obwohl ich längst weg war von ihm. Einige seiner besten Songs gab er mir nach unserer Trennung, als wir nur noch Freunde, aber keine Liebenden mehr waren. In einem Stück wie „Fuir Le Bonheur“ hat er seinen Schmerz darüber zum Ausdruck gebracht, dass ich gegangen war. Psychologisch ist das seltsam. 

Ganz bestimmt haben Sie mit „Je t’aime … moi non plus“ so manch ein Liebespaar zusammengebracht.

Birkin: Natürlich. „Je t’aime“ war seinerzeit aber nicht nur ein Sexy-Song, sondern auch ein Freiheitssong, die Leute sangen ihn, um gegen die Franco-Diktatur in Spanien und die Militärfaschisten in Südamerika zu protestieren. Selbstverständlich wurde er dort verboten. Ich stelle mir gerade einen dieser Diktatoren vor, wie er nachts an „Je t’aime“ denken muss und um den Schlaf gebracht wird (lacht). 

Ein Traumpaar: Jane Birkin 1974 mit Serge Gainsbourg.
Foto: dpa (Archivbild)

War Ihnen die gesellschaftspolitische Bedeutung von „Je t’aime“ seinerzeit schon bekannt?

Birkin: Nein, ich habe das erst nach und nach gelernt. Serge und ich wollten mit dem Song einfach nur lustig und sexy sein. In den späten Sechzigern ging das noch. Heute bekommst du sehr schnell Probleme, wenn du einfach nur witzig sein willst. Eine Menge Humor ist verloren gegangen, weil alles so superkorrekt zu sein hat heute. Das finde ich sehr schade. Wir fühlten uns damals wunderbar frei, während du heute jedes Mal, wenn du etwas sagst, besser über deine Schulter schaust, ob es jemand im Internet veröffentlicht. Man ist heute vorsichtiger geworden. 

Früher flirtete man unbefangener, oder?

Birkin: Ja. Das Flirten ist komplizierter geworden – für die Jungs. Ich habe keine Söhne, aber meine Tochter Lou hat welche. Sie hat sie so erzogen, dass sie eine sehr hohe Meinung von Mädchen haben und so wachsen sie ganz anders auf als die jungen Männer in meiner Generation. Sie sind sehr behutsam und beschützend. Heutzutage wird einfach ganz anders über diese Fragen nachgedacht, und das ist ja auch richtig. Wer könnte etwas gegen Gleichberechtigung haben? 

Wenn Sie sich als junge Frau nicht attraktiv fanden: Wann haben Sie erkannt, dass Sie äußerst begabt und attraktiv sind?

Birkin: Ich denke, das ist einfach nie passiert. Doch ich bekam bessere Chancen, als ich älter wurde. So etwa mit 40 fing ich an, interessantere Arbeit zu machen, aus welcher Laune oder welchem Zufall heraus auch immer. Lous Vater, Jacques Doillon, war der Erste, der mich für wirklich anspruchsvolle Filmdramen besetzte wie „Ein kleines Luder“ mit Michel Piccoli und „Die Piratin“ mit Maruschka Detmers, das in Cannes lief. Auf einmal wurde ich ernst genommen und bekam auch tolle Theaterrollen. Als Nächstes kam „Kung Fu Master“ von Agnès Varda, wo ich eine erwachsene Frau spiele, die eine Affäre mit einem Jugendlichen beginnt, hochdramatisch. Serge schrieb dann noch mein wohl schönstes Album „Baby Alone In Babylone“, mit viel schöneren, tieferen Songs als den naiven Chansons, die er für mich geschrieben hatte, als ich zwanzig war. So kam eins zum anderen. Ich denke, meine Karriere gibt Spätzünderinnen und Spätzündern wirklich Hoffnung. Es ist nie zu spät. (lacht) 

Zu „Kung Fu Master“ überraschten Sie mit einem radikalen Wechsel Ihres Looks.

Birkin: Oh ja, ich hatte mir die Haare abgeschnitten und fing an, Männerkleidung zu tragen. Serge war schockiert. Er meinte: „Oh nein“. Kam dann aber mit der Nagelschere und half mit, mir die Haare abzuschneiden. Mein Blick auf meine Karriere hat sich also vor allem deshalb verändert, weil ich selbst mich veränderte. 

Sie haben diesen geschlechterübergreifenden Look ja quasi berühmt gemacht.

Birkin: Jawoll! 

Ihre Tochter Charlotte hat einen Dokumentarfilm über Sie gedreht – „Jane by Charlotte“ kam vergangenes Jahr ins Kino. Mögen Sie den Film?

Birkin: Ich musste mich erst überwinden, den Film, also mich selbst, anzuschauen. Ich wollte das auf keinen Fall im Kino machen, mit lauter Leuten, die mich auf der Leinwand betrachten. Das ist ja peinlich. Also guckte ich ihn mir auf meinem iPhone an. Was Charlotte gemacht hat, ist fantastisch – sie hat es geschafft, mich witzig und traurig zugleich aussehen zu lassen. Ich war sehr dankbar, dass sie mich auf diese Weise eingefangen hat. Obschon es auch schmerzvolle Momente gab. Ich weiß noch, wie wir am Anfang des Drehs zusammen in Tokio waren und Charlottes erste Frage lautete: „Warum stehen wir beide uns nicht näher?“ Beziehungsweise hatte ich ihre Frage so verstanden, sie hat in Wirklichkeit etwas anderes gesagt, trotzdem fing ich direkt an zu weinen und mich zu verteidigen. Mir war das dann alles so unangenehm, dass ich den Film zwei Jahre lang stoppte. 

Wann nahmen Sie die Arbeit wieder auf?

Birkin: Als ich Charlotte in New York besuchte, wo sie nach dem Tod meiner ältesten Tochter Kate hingezogen war. Ich bat sie, mir noch mal die Bänder anzuschauen, und merkte, dass ich die Situation total falsch wahrgenommen hatte. Es gab keine Anschuldigungen, kein böses Blut. Als Mutter denkst du ja sowieso immer, dass du alles falsch gemacht hast, es gibt immer dieses fiese Gefühl der Schuld, und du weißt nicht, was du tun sollst, damit das Kind eine bessere Meinung von dir bekommt. Ich weiß, weil es mir einige Leute gesagt haben, dass dieser Film für Eltern und Kinder ausgesprochen berührend ist. Die Kraft ihres Films ist nicht die Darstellung zweier berühmter Menschen, sondern die Darstellung von Mutter und Tochter, verbunden mit der Frage, was wir füreinander sind. Welchen Platz habe ich in ihrem Leben, in dem ihr Vater Serge so überwältigend viel Raum einnimmt. Ich war ja überhaupt total überrascht, dass Charlotte diesen Film machen wollte. Dass es sie interessierte, was meine Gedanken und Gefühle sind. 

Sind Sie sich nähergekommen?

Birkin: Wir haben uns anders kennengelernt. Und wir haben die gemeinsame Zeit genossen, als wir auf Werbetour für den Film waren. Für Charlotte kommt ihre eigene Familie an erster Stelle – ihre drei Kinder Ben, Alice und Jo, ihr Mann Yvan. Sie sind vor zwei Jahren nach Paris zurückgekehrt, aber wir sehen uns nicht so oft, wie es schön wäre. Aber das Eis ist gebrochen, und wir lieben es, zusammen lustig zu sein. 

Sie haben große Triumphe und große Tragödien erlebt. Für viele Menschen sind Sie eine Konstante. Was glauben Sie, sehen die Menschen in Ihnen?

Birkin: Sie sehen sich selbst. Als ich vor einigen Jahren meine Tagebücher „Munkey Diaries“ herausbrachte, kamen junge Mädchen zu mir und sagten „Du schreibst ja über mich und mein Leben“. Ich hatte solche Angst, die Tagebücher zu veröffentlichen, weil ich fürchtete, sie seien viel zu banal und so durchschnittlich, dass die Leute enttäuscht sein könnten. Ich bin ja weder heldenhaft noch habe ich große, starke Meinungen, die andere beeindrucken. Stattdessen berührte das Buch, weil ich dieselben Probleme hatte wie die meisten: Ich war einsam, ich fühlte mich oft missverstanden. 

Was tun Sie gegen die Einsamkeit?

Birkin: Ich spreche gern mit Menschen, die mir nahestehen, über die Dinge, die sie beschäftigen. Mit mir kann man auch gut über Sachen reden, die einen nicht sehr sympathisch oder gut aussehen lassen. Ich denke, meine Freundinnen und Freunde fühlen sich in meiner Gesellschaft sicher und ein bisschen beschützt. Und das macht das Leben für mich lebenswert. 

Sie hören lieber zu, als selbst zu erzählen?

Birkin: Ja. Als meine Tochter Kate gestorben war, ging ich jeden Tag ins Kino. Manchmal schaute ich mir vier oder fünf Filme hintereinander an. Das Einzige, was mir ermöglichte, die Trauer einigermaßen auszuhalten, war, mich in die Leben und die Schicksale anderer Menschen hineinzubegeben. Einmal sah ich „Manchester by the Sea“ und dachte, was ich erlitten hatte ist ja nichts im Vergleich zu diesem armen Jungen, der seine Familie in einem Feuer verlor. Ich bin überzeugt: Filme heilen. Das Theater heilt. Musik heilt. 

Zur Person Jane Birkin (hier 1974 mit Serge Gainsbourg), seit langem in Frankreich lebende Britin, kommt im März auf der Konzertreise nach Deutschland (am 26.3. in München) mit ihrem vor zwei Jahren erschienen Album „Oh! Pardon Tu Dormais“. Die heute 76-Jährige, wurde ab den späten 60ern in Filmen wie „Blow Up“ und „Der Swimmingpool“ bekannt, reüssierte auch als Sängerin und wurde zur Stil-Ikone, wovon noch heute die legendäre Birkin Bag (Hermès) zeugt. Sie bekam drei Töchter mit drei berühmten Partnern: Komponisten John Barry, Sänger Serge Gainsbourg, Regisseur Jacques Doillon – die Älteste, Kate, starb 2013.

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