Pro: Mit Geld kann die Anstrengung gewürdigt werden – unabhängig von der Note
Von meiner Oma gibt es traditionell Geld zu besonderen Anlässen. Ob zum Geburtstag, zum bestandenen Abi oder dem absolvierten Bachelor, auf sie ist in dieser Hinsicht Verlass. Und es ist schön, weil es sich wie eine Wertschätzung anfühlt. Es ist ein „Ich sehe, was du geleistet hast“, ein „Gönn dir mal was.“ Vor allem nach dem Bachelor, der mit einsamem Büffeln in der Bibliothek bestanden wurde und in einem sang- und klanglosen Abschied vom Studium endete, war diese Geste wichtig.
Dabei ging es weniger um die Note selbst als um das Abschließen eines Prozesses, das Ende einer Anstrengung. Das Geld war auch ein Zeichen des Erwachsenwerdens – wo früher ein Pulli geschenkt wurde, hieß es später: „Kauf dir was Schönes davon. Du weißt am besten, wofür du es verwenden kannst.“
Es ist eine Form des Lobs, bei der es allerdings ein paar Dinge zu beachten gibt. Zuerst mal sollte sie in Maßen verwendet werden und eher auf die Würdigung einer erbrachten Anstrengung abzielen als auf eine fixe Notenskala. Überhaupt ist eine „gute Note“ eine, die ein Kind im Rahmen seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten schaffen kann.
Vielleicht ist Geld für gute Noten auch etwas, das besser von den Großeltern kommt als von den Eltern, damit das Geld ein schönes Geschenk bleibt und nicht zur Maßeinheit für elterliche Liebe gerät. Und selbstverständlich sollte es immer mit Fairness zwischen Geschwisterkindern ausgesprochen werden. Aber dann kann Geld für gute Noten Heranwachsenden wirklich eine Freude machen. Bis heute finde ich noch ab und an einen Schein von meiner Oma, wenn ich alte Briefe durchforste - und freue mich. (Anna Mohl)
Contra: Geld sollte nicht die Motivation sein, um im Unterricht aufzupassen
Wie viel Geld ist die Zwei in Englisch nun wert? Fünf oder doch zehn Euro? Wobei, gab es nicht neulich schon einen Zehner für die Drei in Mathe? Und hat der kleine Leon das überhaupt allein geschafft oder hat der Schlingel wieder die Hälfte von seinem Sitznachbarn abgeschrieben?
Diese Fragen müssen sich Eltern stellen, wenn sie sich dazu entscheiden, gute Noten ihrer Kinder mit Geld zu belohnen. Dabei ist das doch Quatsch. Geld sollte für Schülerinnen und Schüler nicht die Motivation sein, um im Unterricht aufzupassen, Hausaufgaben zu machen und am Nachmittag zu lernen. Wie wäre es stattdessen mit: Interesse, Neugierde? Vielleicht eine etwas romantische Vorstellung.
Aber wer einmal damit anfängt, gute Noten mit Scheinen zu würdigen, wird es schwer haben, damit aufzuhören. Wenn sich der kleine Leon einmal an seine Prämie gewöhnt hat, wird er bei jeder Zwei gierig grinsend nach Hause kommen und seine Hand für den Fünfer aufhalten. Oder war es ein Zehner?
Nun sollte man nicht vergessen, dass nicht alle Schüler gute Noten schreiben. Während die Einser- und Zweier-Schüler also noch im Klassenzimmer überlegen, was sie sich von ihrem Geld kaufen, sind die Kinder, bei denen es weniger gut gelaufen ist, doppelt enttäuscht.
Hinzu kommt: Nicht alle Eltern können es sich leisten, Geld für Einser oder Zweier locker zu machen. Sie müssen gute Noten gezwungenermaßen mit – ja, wirklich – Lob belohnen. Zu banal? Kann man jedenfalls nicht kaufen – und fühlt sich trotzdem gut an. Es kann sicher nicht schaden, Kindern schon in der Schulzeit zu vermitteln: Es gibt Wichtigeres als Geld. Und als gute Noten übrigens auch. (Jonathan Lyne)
Lernt man nicht eher für das Leben, und vor allem für sich?
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