Drei Jugendliche drehen ihre Langeweile in Filterpapier. Sie sitzen vor einer Installation, die dazu anspornen soll, positive Erlebnisse in der Stadt festzuhalten: die Buchstaben „I“ und „C“, als zwei Meter hohe, transparente Plastiken geformt; zwischen ihnen ein gleich hohes Herz. Buchstaben und Herz stehen für „Ich liebe Chemnitz“. Im Dunkeln leuchtet die Installation; rot das Herz aus Neonröhren, gelb die Buchstaben, in deren Inneren hunderte Lämpchen glühen. Einige flackern, andere sind bereits erloschen.
Mein Mutter ist in Chemnitz geboren. Einen so lausigen Artikel haben weder Chemnitz noch die Chemnitzer verdient. Diese Stadt steht geradezu exemplarisch für die Auf- und Umbrüche deutscher Geschichte, zeugt von Schaffenswillen und Kraft der Menschen, die dort lebten, von Kultur und wirtschaftlicher Kreativität. Nichts davon ist in dem Artikel zu erkennen. Eine Schreiberin, die wahrscheinlich die Regenbogenfahne vor sich herträgt, kann nicht aus ihrem Schwarz/Weiss- bzw. Gut/Böse-Denkmuster ausbrechen. Da die guten Syrer und ihre Unterstützer aus der Kultur, da die bösen Nazi-Einwohner. Das ist so holzschnittartig, dass man es lausig nennen kann. Wer den „Nischel“ zum „Wahrzeichen“ der Stadt erklärt, wobei das Ding für die zweite dunkle Periode der Stadtgeschichte steht, deren Wunden genau so tief sind, wie die der Bomber, war nur als Touristin und nicht als Journalistin da. Selbst die historischen Parallelen zwischen Chemnitz und Augsburg sind Frau Voelter kein Wort wert. Warum wohl?
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