Frau Professor Wegner, Sie sind 1962 geboren und im oberfränkischen Hof aufgewachsen, damals eine Stadt direkt hinter der deutschen Mauer mit rund 50.000 Einwohnern. Keine Metropole also, aber auch kein Leben auf dem Dorf. Wie erinnern Sie sich an die gesellschaftlichen Moralvorstellungen von Liebe, Sex und Partnerschaft in ihrer Jugend?
MARTINA WEGNER: Die 70er- und 80er-Jahre waren natürlich eine Zeit, in der Themen wie Emanzipation und die Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper stark in der Diskussion waren. Auch gegenüber den Eltern: Die „wilde Ehe“ zum Beispiel, das heißt, das Zusammenleben ohne Trauschein, das war damals noch ein Thema. Auch andere Veränderungen wurden diskutiert, es ging zum Beispiel um die lange als Drückeberger bezeichneten Kriegsdienstverweigerer oder um die Frage, wie man sich anziehen darf, ob Männer lange Haare tragen oder nicht. Das ist dann auch in die Kleinstadt geschwappt. Im Grunde war das eine Auseinandersetzung mit den Wertvorstellungen der Kriegsgeneration und der Versuch der Nachkriegsgesellschaft zu diskutieren.
Stadt-Land-Serie
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