An Silvester gibt es noch Fleisch, abends wird angestoßen, doch schon einen Tag später beginnt eine neue Zeitrechnung, das Jahr 2025. Und für das Neue hat man sich einiges vorgenommen. Weniger Fleisch, weniger Alkohol, kein Zucker. Hinter all diesen Vorhaben steckt das Wissen, wie ein gesünderes, wie ein gesundes Leben aussehen könnte. Bewegung gehört auch dazu. Wer in die Fitness-Studios dieses Landes geht, wird im Januar wieder merken, wie voll es dort werden kann, solange die guten Vorsätze noch in die Tat umgesetzt werden. Auch in den Sportvereinen, den Kletterhallen und auf den Laufstrecken ist das Phänomen zu beobachten. Im Februar und März pendelt sich das langsam wieder ein. Verhaltensänderung gehört zu den schwereren Übungen des Lebens. Die inneren Schweinehunde lassen grüßen. Es ihretwegen allerdings gar nicht zu versuchen, wäre auch töricht. Umso erfüllender, wenn sich ein guter Vorsatz von einer Episode tatsächlich zu einem neuen Lebensabschnitt hinentwickelt, wenn aus der Laufrunde um den Block mehr wird, am Ende vielleicht ein Marathon.
Die Ideen, was für uns als Einzelwesen das Bessere wäre, sind da. Ähnlich verhält es sich auch, wenn wir aufs Ganze schauen, auf uns Menschen als soziale Wesen, auf die Gesellschaft. Auch da können wir ziemlich treffsicher sagen, was das Bessere wäre: Zusammenhalt, Gemeinschaftssinn, das eigene Ego zurückstellen, teilen, engagieren, anpacken, helfen, Ehrenämter aller Art. Nur wann beginnen wir damit? Wann im Jahr nehmen wir uns das vor? Was könnte sein, wenn wir zum Jahresende nicht ans Abnehmen, nicht ans Laufen, nicht ans Nüchternbleiben denken, sondern daran, uns für etwas Soziales zu engagieren, uns fürs Gemeinwohl einzubringen?
Ein soziales Engagement entfaltet eine andere Dynamik
Vielleicht machen wir das nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit, weil wir ahnen, dass wir aus einer solchen „Nummer“ viel schwerer wieder herauskommen. Denn solches Engagement entfaltet eine andere Dynamik. Im Regelfall wird man ja Teil einer Gruppe, eines Vereins, von Gleichgesinnten, knüpft dort neue Kontakte, lernt neue Menschen kennen, arbeitet an einem gemeinsamen Projekt. Soll heißen, die Wahrscheinlichkeit, dass man nach einem halben, einem ganzen oder zwei Jahren noch dabei ist, ist relativ hoch, sehr viel höher als zum Beispiel beim Digitalfasten.
Gleichzeitig sehen wir, dass der Staat mit all seinen Organen an seine Grenze stößt - ob bei der Infrastruktur, der Verteidigung, dem Gesundheitswesen, der Pflege. Und der Bedarf nach Betreuung, nach Hilfe wird steigen in der älter werdenden Gesellschaft. Betätigungsfelder für das soziale Engagement wird es in Zukunft mehr als genug geben.
Die Menschen suchen dort das Soziale, wo es nicht zu finden ist
Gleichzeitig entsteht dadurch auch eine Dynamik, die den gesellschaftlichen Fliehkräften entgegenwirken kann. Soziales Engagement wirkt wie das Gegenmittel zu dem, was seit Jahren durch die Algorithmen in die Gesellschaft einsickert: Denn diese binden und fesseln die Aufmerksamkeit ja oft genug dadurch, dass sie verstärkt negative Emotionen wie Aufregung, Wut, Hass, aber auch Ohnmacht schüren, all die Emotionen, die Menschen lähmen, ausbremsen, verzweifeln, aber auch vereinsamen lassen, kurzum zu willigen Digital-Konsumenten machen, die das Soziale dort suchen, wo es nicht zu finden ist. Wem also die Zeit fürs Machen fehlt, der könnte einfach etwas von den zweieinhalb Stunden wegnehmen, die man durchschnittlich mit dem Smartphone verbringt. Das ist sowieso viel zu viel. Und Soziales statt Social Media wäre doch ein gutes Motto fürs neue Jahr.
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