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Patrick Schwarzenegger über Pumpen im Gym: „Ich fühle mich wie ein anderer Mensch, wenn ich trainiere“

Interview

Patrick Schwarzenegger: „Ich fühle mich wie ein anderer Mensch, wenn ich trainiere“

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    Patrick Schwarzenegger, Sohn von Arnold Schwarzenegger, spielt in der Serie „The White Lotus“ den oberflächlichen Sonnyboy Saxon.
    Patrick Schwarzenegger, Sohn von Arnold Schwarzenegger, spielt in der Serie „The White Lotus“ den oberflächlichen Sonnyboy Saxon. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Herr Schwarzenegger, hatten Sie Vorbehalte, ob Sie Schauspieler werden sollten, weil Sie erst mal „der Sohn von Arnold Schwarzenegger“ sein würden?
    PATRICK SCHWARZENEGGER: Nein, das nie. Mir war klar, dass die Fußstapfen, in die ich trete, groß sind. Aber was ich nicht wollte, war, dass mich das hindert, es überhaupt zu versuchen. Oder mich in meinen Fähigkeiten ausbremst, und in meinem Wunsch, das zu tun, womit ich mein Leben verbringen wollte. Natürlich ist sein Schatten immens, natürlich sind seine Fußstapfen ziemlich eindrucksvoll. Deswegen konzentriere ich mich gar nicht so sehr darauf, sondern genieße den Beruf und sehe zu, dass ich lerne, wachse und versuche, mir meinen ganz eigenen Weg zu suchen. Zu viel Einschüchterung würde mir die Freude am Beruf nehmen. Genauso wenig will ich mich darauf konzentrieren, ihn zu übertreffen.

    Sind Sie an Filmsets aufgewachsen?
    SCHWARZENEGGER: Ja! (lacht) Junge Menschen sind ja immer offen für den Beruf, den die Eltern tun. Das ist nun mal das, wovon Kids am meisten mitbekommen. Mein Interesse wurde davon geweckt, dass ich schon mit drei, vier Jahren oft mit auf seine Filmsets kam, eigentlich so lange, bis er für das Amt des Gouverneurs kandidierte. Und natürlich faszinierte es mich. Wäre er Lehrer, Friseur oder was auch immer gewesen, hätte ich den Beruf wohl interessant gefunden. Aber so habe ich das Schauspielern immer im Auge gehabt und mich dann erst später in den Beruf verliebt. Ja, ich schwankte schon mal hin und her, ob ich das machen sollte oder nicht, ob meine Liebe zum Beruf dem Druck standhält oder nicht... Aber dann habe ich es probiert, es hat mir gefallen und ließ mich nicht mehr los.

    Im Serienhit „The White Lotus“ sagt Piper Perabo, die Ihre Mutter spielt, verächtlich: „Schauspieler sind im Grunde genommen doch alle Prostituierte.“ Wie haben Ihre Eltern reagiert, als Sie Ihren Entschluß kundtaten?
    SCHWARZENEGGER: Sie haben immer an mich geglaubt. Und hätten mich immer unterstützt, solange ich hart arbeite und kontinuierlich Schritte mache, um mein Ziel zu erreichen. Es spielte keine Rolle, für welchen Beruf ich mich entschied, solange ich Leidenschaft dafür hegte.

    In der Sozialsatire spielen Sie den oberflächlichen Sonnyboy Saxon, der sich für unwiderstehlich hält. Was hat sie an diesem Narziss gereizt?
    SCHWARZENEGGER: Wie ernst und wichtig der Kerl sich nimmt. Er glaubt all das, was er da äußert und anderen ins Gesicht wirft. Er ist völlig überzeugt von der Richtigkeit dessen und frei von jeglichem Zweifel - schon daraus resultiert ein Großteil des Humors der Staffel. Er meint alles bierernst, die Ratschläge an seinen jüngeren Bruder, was er von seiner Schwester hält oder wie er Pornos konsumiert. Er ist frei von Ironie. Für einen Schauspieler ist es ein Geschenk, diesen lächerlichen, schrägen, aber ausgefallenen Typen zu spielen.

    Ist Saxon der Prototyp für die vielgescholtene „toxische Männlichkeit“?
    SCHWARZENEGGER: Das ist er wohl. Es ist gar nicht einfach zu bestimmen, wofür dieser Begriff wirklich steht. Aber Saxon hat auf jeden Fall toxische Eigenschaften an sich. Er denkt, seine Ideologie sei der Heilige Gral. In seiner Welt ist das Wort „falsch“ gar nicht vorgesehen.

    Seine Eltern sind nicht nur reich, sondern geradezu extremistische Kapitalisten. Auch Sie wuchsen im Wohlstand auf. Waren Sie kein verwöhntes Celebrity- oder Party-Kid?
    SCHWARZENEGGER: No way! Ich glaube, ich wurde einfach ziemlich gut erzogen. Bei uns zuhause waren Werte wichtig. Meine Eltern kamen ja aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen: Ihre Familiensituationen waren völlig anders, ihre jeweilige Erziehung, nicht nur, dass sie aus zwei sehr unterschiedlichen Ländern kamen - eigentlich kamen sie von entgegengesetzten Enden des sozioökonomischen Spektrums.

    Ihre Mutter Maria Shriver gehört zum Kennedy-Clan, also dem US-Politadel. Ihr steirischer Vater, der es vom Bodybuilder zum Gouverneur schaffte, ist eine Verkörperung des Amerikanischen Traums.
    SCHWARZENEGGER: Ich denke, es war eine perfekte Verbindung von Gegensätzen. Die beiden brachten als Eltern völlig unterschiedliche Eigenschaften und Qualitäten ein, eben das, was ihnen in ihren jeweiligen Welten und Familien beigebracht worden war.

    Ging es streng zu im Hause Schwarzenegger?
    SCHWARZENEGGER: Die Eltern meiner Mutter waren sehr streng, und die Seite meines Vaters war offenbar extrem streng, rau und brutal. Es war halt eine andere Ära. Mein Vater hat gelernt, was für ihn funktionierte, was er akzeptierte, was nicht. Oder was ihn so verärgerte, dass er seine Familie verlassen und aus Österreich weggehen wollte. Es half ihm, um so entschlossen und konzentriert zu sein, und so hart zu arbeiten. Das Gleiche gilt für meine Mutter. Ich glaube, dass sie dann aus all dem ihre Vorstellungen und Werte zurecht schnitzten, die sie uns Kindern zugute kommen ließen. 

    Wie eng ist Ihr Verhältnis zu Österreich, besonders zu Graz?
    SCHWARZENEGGER: Österreich fühlt sich für mich wie ein zweites Zuhause an, definitiv. Ich reise immer gern nach Graz und auch an andere Orte. Zur Weihnachtszeit im „Stanglwirt“ und beim Hahnenkamm-Skirennen zu sein, ist für mich einfach das Größte.

    Sie haben eine echte Beziehung zur Heimat Ihres Vaters?
    SCHWARZENEGGER: Ja unbedingt. Denn es fühlt sich immer an, als gäbe es dort etwas Besonderes zu entdecken, als fände ich dort einen Teil meiner Wurzeln, meiner Herkunft und meiner Familie wieder. Immerhin hat dort das Leben meines Vaters stattgefunden, das er vor uns führte. Ich freue mich, immer etwas Neues aus seiner - also auch unserer -Vergangenheit zu erfahren und nachzuvollziehen, wie sich das Leben damals für ihn anfühlte.

    Sie sollen auch einen österreichischen Pass besitzen, zusätzlich zum amerikanischen?
    SCHWARZENEGGER: Nein, den habe ich nicht.

    Und wie gut sprechen Sie Deutsch?
    SCHWARZENEGGER: „Nikt sehr gut.“ Ich habe ein paar Jahre an der Schule und Uni Deutschkurse belegt, aber ich habe seit über zehn Jahren die Sprache leider gar nicht mehr gesprochen. In Los Angeles habe ich niemanden, mit dem ich üben könnte. Gerade wenn man das Deutsche nicht dauernd praktiziert, vergißt man es. Ich fürchte, 99% dessen, was ich mal gelernt habe, sind perdu.

    Aber Sie könnten sich doch mit Ihrem Vater unterhalten.
    SCHWARZENEGGER: Ja. Aber erstmal wohne ich schon seit 15 Jahren nicht mehr zuhause. Wenn ich die Sprache schon als Kind gelernt hätte und täglich mit ihm zuhause gesprochen hätte, wäre es etwas anderes. Jetzt ist es zu spät.

    Ihre Figur Saxon ist begeisterter Athlet, der am liebsten im Gym „pumpt“ und sich von Proteinshakes ernährt. War das ein Augenzwinkern in Richtung Ihres Vaters?
    SCHWARZENEGGER: Nein, ich glaube, es war einfach etwas, das dem Drehbuchautor Mike White an dieser Figur gefiel und was er sehr passend fand. Das spielte auch in die Beziehung zwischen Saxon und dem jüngeren Bruder hinein, dem er ständig zu Sex und zu Muskeln verhelfen will.

    Mussten Sie sich noch Extra-Muckis antrainieren?
    SCHWARZENEGGER: In den paar Wochen von der Zusage bis zum Drehstart habe ich trainiert, trainiert, trainiert. Sonst gehe ich „nur“ vier, fünf Tage pro Woche ins Fitnesstudio, nicht nur um gut auszusehen, sondern um mich gut zu fühlen. Der mentale Aspekt ist für mich unverzichtbar. Ich fühle mich einfach wie ein anderer Mensch, wenn ich trainiere.

    Wie erleben Sie die Spannungen zwischen Europa und den USA, seit Trump wieder im Oval Office sitzt?
    SCHWARZENEGGER: Ich habe den Vorteil, mehrere Standpunkte zu verstehen, was nicht viele Leute können. Ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich Amerikaner bin. Ich weiß es auch sehr zu schätzen, dass mein Vater sich den Arsch aufgerissen hat, um sich in den USA ein gutes Leben aufzubauen. Trotzdem lehrte er uns, seine Herkunft und seinen Werdegang zu respektieren: Es fordert viel ab, um eine Karriere und so ein Leben in einem anderen Land, später nochmal in einem ganz neuen Bereich aufzubauen.

    Und, teilen Sie seine politische Überzeugung? Immerhin war er republikanischer Gouverneur in einem sonst demokratischen Bundesstaat Kalifornien...
    SCHWARZENEGGER: Ich glaube, dass eines der einzigartigen Dinge in meinem Leben ist, dass ich damit aufgewachsen bin, dass an unserem Tisch zuhause beiden Seiten saßen.

    Die Familie Ihrer Mutter ist traditionell demokratisch orientiert. Sie wuchsen also mit Polit-Debatten zwischen Republikanern und Demokraten auf - und der Versöhnlichkeit ihrer Unterschiede?
    SCHWARZENEGGER: Damals war es zwar ganz anders als heute, aber: ja. Ich empfinde es als großes Privileg, dass ich die sehr rare Möglichkeit hatte, mit unterschiedlichen politischen Standpunkten aufzuwachsen und sie an einem Esstisch vertreten zu sehen. So lernte ich, beide Seiten zu verstehen und immer die Argumente beider Seiten abzuwägen, die meiner Mutter und meines Vaters.

    Zur Person

    Patrick Schwarzenegger ist als Kind zweier berühmter Eltern in Los Angeles aufgewachsen und in die Fußstapfen seines Vaters Arnold Schwarzenegger getreten. Der wurde als muskelbepackter Actionheld bekannt, vor allem in seiner Rolle als Terminator. Seine Mutter Maria Shriver ist die Nichte des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Patrick Schwarzenegger begann schon als Jugendlicher mit der Schauspielerei, inzwischen übernahm er auch einige Hauptrollen. Nun ist er in der dritten Staffel Sky-Seire der„The White Lotus“ zu sehen.

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