Eine Mutter, die ihr fünfzehn Monate altes Kind in einem französischen Küstenort an den Strand setzt und verschwindet. Rassistische Beleidigungen in der Metro, die in einem Gemetzel enden. Man trifft sich im Nirgendwo und sagt einander nichtige Dinge. Das sei die „Rückseite des Lebens“, die Yasmina Reza in ihrem neuen Erzählband in kleinen Vignetten beschreibt. Rezas Geschichten handeln von Menschen, die versuchen, sich möglichst gut zu benehmen, daran aber scheitern. Reza hat als meistgespielte Theaterautorin bewiesen, dass sie den moralischen Verfall vermeintlich unauffälliger Menschen beschreiben kann, wie sonst kaum eine.
Reza über Entgleisungen von Normalos und verschiedene Wege ins Verbrechen
Ihre Faszination für Gerichtsprozesse ist also nur folgerichtig. Jahrelang saß sie in Gerichtssälen, beobachtete echte Strafprozesse. Richtige Schurkengeschichten findet man in dem dünnen Band nur wenige. Aber über Entgleisungen derer, die durch Pech oder Umstände mit dem Gesetz in Konflikt geraten, erfährt man dafür eine ganze Menge.
Täter stehen neben Opfern und Zeugen und auch neben der Autorin selbst. Sie beschreibt, wie sie die Prozesse wahrnimmt, was sie beschäftigt – das Älterwerden, italienische Behörden, alte Freunde – während die anderen Protagonisten des Buchs mehr oder weniger harsch aus ihrer Normalität gerissen werden.
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