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Interview
18.09.2022

Autor Ken Follett: "Es gibt keinen Mangel an guten Stoffen"

Der britische Bestsellerautor Ken Follett bei einer Lesung.
Foto: Herbert Neubauer, dpa (Archivbild)

Ken Follett gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellern der Welt. Ein Gespräch über akribische Recherche, britischen Nationalismus und gelegentliche Selbstzweifel.

In diesem Jahr ist eingetreten, was viele Menschen für undenkbar hielten: ein Angriffskrieg mitten in Europa. Sie beschäftigen sich als Autor seit Jahrzehnten mit historischen Zeitläufen und Zusammenhängen. Hätten Sie einen solchen Konflikt für möglich gehalten?

Ken Follett: Nein, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das überhaupt nicht vorhergesehen habe. Als ich mein aktuelles Buch "Never" geschrieben habe, gehörte Catherine Ashton zu meinen Beratern, die ehemalige Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik. Sie hat mir schon damals gesagt, dass sie die Gefahr eines Krieges mit Russland für größer hält, als die eines Krieges mit China, über den ich in meinem Buch schreibe. Ich habe ihr nicht geglaubt. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass die Mechanismen und Gefahren dieses realen Krieges die gleichen sind, um die es in meiner Erzählung geht. Im Mittelpunkt steht die Eskalation: Beide Seiten in einem Konflikt schaukeln sich immer weiter hoch, bis die Gefahr eines Weltkrieges im Raum steht. Zum Glück konnte das in der Ukraine bisher verhindert werden und ich drücke die Daumen, dass es weiterhin so bleibt.

Schon lange vor dem Krieg in der Ukraine haben Sie immer wieder öffentlich gewarnt, dass die Gefahr, die von nuklearen Waffen ausgeht, heute größer sei als je zuvor. Wie kommen Sie darauf?

Follett: Es gab eine Zeit nach dem Kalten Krieg, in der die Zahl der Atomwaffen weltweit deutlich reduziert wurde. Viele Menschen, ich eingeschlossen, dachten damals, dass nun eine große Zeitenwende bevorstehen würde. Aber das war nur vorübergehend. Heute haben wir mehr Atomwaffen auf der Welt als jemals zu vor. Deshalb glaube ich, dass wir in einer sehr gefährlichen Zeit leben.

Ken Follett signiert Bücher bei einer Lesung in Rom.
Foto: Stringer, dpa (Archivbild)

Welchen Einfluss haben aktuelle Krisen auf Sie als Autoren?

Follett: Dieses Gefühl, von dem ich gerade sprach – die Sorge, dass die Welt ein gefährlicherer Ort als früher ist – war einer der Gründe, warum ich "Never" geschrieben habe. Meine Bücher handeln immer von Dingen, die ich interessant finde. Die Fragestellung hinter "Never" war: Wenn es zu einem Weltkrieg kommt – welche Ereignisse haben zu dieser Eskalation geführt? Für mich als Romanautor ist das ein dankbarer Stoff, denn je größer die Gefahr im Buch wird, desto spannender ist die Handlung. Das ist das Grundrezept jedes Thrillers.

Viele Ihrer berühmtesten Bücher spielen in der Vergangenheit, lange vor den Krisen unserer Zeit.

Follett: Für mich ist die Vergangenheit genauso interessant wie die Gegenwart. Ich denke, die eine spiegelt sich in der anderen wider. Mich treibt die Frage um: Wie sind wir als Gesellschaft an diesen glücklichen Punkt gekommen, an dem wir heute stehen? Persönliche Freiheit ist eine eher neue Erfindung. Die Menschheit war die meiste Zeit unfrei, Untertan von Königen und Gewaltherrschern. Mit meinen Büchern will ich ergründen, wie wir diese Zeiten hinter uns gelassen haben. In der "Jahrhundert-Saga" beschreibe ich zum Beispiel, wie Frauen in Großbritannien das Wahlrecht errungen haben. Und in "Das Fundament der Ewigkeit" ist der Frieden zwischen den Religionen ein großes Thema. Beides waren bedeutende Schritte in Richtung jener Freiheit, die wir heute kennen. Ich will damit sagen: Obwohl zum Beispiel mein vorletztes Buch mehr als 1000 Jahre vor meinem aktuellen Roman spielt, ist es nicht weniger relevant für die Gegenwart.

Ihre Bücher zeichnen sich durch große Detailtiefe aus – unabhängig davon, in welchem Jahrhundert sie spielen. Wie muss man sich Ihren Rechercheprozess vorstellen?

Follett: Für "Never" habe ich als erstes viele Interviews geführt. Catherine Ashton habe ich schon erwähnt, auch mit Gordon Brown, unserem ehemaligen Premierminister, habe ich ausführlich gesprochen, außerdem mit vielen Experten, die zu China forschen. Ich versuche, so viele Schauplätze wie möglich zu besuchen – was diesmal besonders schwierig war, weil ich das Buch während des Lockdowns geschrieben habe. Und dann studiere ich Fotos, Dokumentationen, Karten. Ich bin ein großer Fan von Google Earth, weil ich damit von meinem Computer in England jeden Ort auf der Welt anschauen kann. 

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Als Ihre ersten Bücher auf den Markt kamen, war Google noch nicht mal gegründet. Wie hat sich Ihre Art zu recherchieren über die Jahre verändert?

Follett: Das erste Buch, für das ich gründlich recherchieren musste, war "Die Nadel". Das Buch spielt im Zweiten Weltkrieg, also zu einer Zeit, in der ich noch nicht geboren war. Einer der Hauptschauplätze ist Schottland – zu diesem Zeitpunkt war ich noch nie dort gewesen. Ich hatte kein Geld für eine Recherchereise, also ging ich zur Bibliothek und lieh mir einen Schottland-Reiseführer aus dem Jahr 1947 aus. Aber auch damals habe ich schon mit vielen Zeitzeugen gesprochen, die mich mit allerhand kuriosen Details aus der Zeit versorgten. Über die Jahre bin ich immer akribischer geworden. Wenn ich ein Buch fertiggestellt habe, schreibe ich es noch einmal neu. Und damit meine ich nicht, dass ich es umschreibe. Ich verfasse wirklich jeden Satz von Neuem und gehe dabei den Inhalt ganz genau durch. Aber der größte Unterschied zu meinen Anfangsjahren ist, dass ich heute mehr Geld ausgeben kann. Ich reise viel häufiger zu den Schauplätzen und kann es mir leisten, je nach Thema Fachleute anzustellen, die meine Bücher überprüfen.

Lassen Sie uns über ein Thema sprechen, zu dem Sie sich sehr deutlich geäußert haben in der Vergangenheit: den Brexit. Sie gehören zu den Gegnern des EU-Austritts, haben gemeinsam mit anderen Autorinnen und Autoren sogar eine "Freundschaftstour" durch Europa gemacht. Wie blicken Sie sechs Jahre nach der Entscheidung auf Ihr Land?

Follett: Es gibt ganz offensichtliche Veränderungen, zum Beispiel, dass viel weniger junge Menschen aus anderen europäischen Ländern in England leben, was ich sehr schade finde. Und dann sind da diese nationalistischen Strömungen, die mich in Sorge versetzen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Patriotismus halte ich für eine gute Sache, denn das bedeutet, dass man sein Land liebt. Aber Nationalismus setzt voraus, dass man die eigene Nation für besser als andere Nationen hält. Und das ist, mit Verlaub, Unsinn. Das ist es, was mich am Brexit am meisten stört: das Schlechtmachen unserer Nachbarn. Um in der Welt zurechtzukommen, muss man sich doch mit seinen Nachbarn verstehen. Ich finde andere Länder und andere Einflüsse großartig. Ist es nicht wunderbar, dass wir in diesem Land französische Küche haben, deutsche Autos und spanischen Wein? Auch die Liebe hält sich nicht an Ländergrenzen. Ich zum Beispiel war vor langer Zeit mal in eine deutsche Frau verliebt, wir waren zwei Jahre lang zusammen und ich denke noch immer gern daran zurück. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich verabscheue diese Wir-brauchen-die-Europäer-nicht-Haltung. Das war einer der Gründe, warum ich damals die Freundschaftstour organisiert habe. Gemeinsam mit Kate Mosse, Jojo Moyes, and Lee Child habe ich Lesungen auf dem Kontinent gehalten. Vor allem, weil wir unseren Lesern dort sagen wollten: Wir schätzen euch wert, auch wenn unsere Regierung gerade ein anderes Signal sendet.

Video: dpa

Die Freundschaftstour war eine große Lesereise kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Wie hat sich Ihr Kontakt mit den Leserinnen und Lesern seitdem verändert?

Follett: Ich habe seit Beginn der Pandemie keine Lesung mehr gehalten. Buchvorstellungen haben sich verändert, heute mache ich stattdessen zum Beispiel ein Facebook Live, was auch seinen Reiz hat. Beim ersten Mal haben fast 100.000 Nutzer zugeschaut. Insgesamt spreche ich also mit mehr Menschen und habe außerdem den Vorteil, seltener im Flugzeug zu sitzen.

Wie hat die Pandemie Sie ganz persönlich beeinflusst?

Follett: Ich habe mein letztes Buch deutlich schneller geschrieben, weil ich weniger zu tun hatte. Und eine Zeit lang haben meine Frau und ich uns komplett abgeschottet. Irgendwann haben wir angefangen, unsere Freunde in kleineren Gruppen zu treffen. Meine Band hat lange nicht geprobt, damit haben wir aber gerade wieder angefangen. Ich denke, uns als Familie ging es wie den meisten Menschen während der Pandemie. Manche Dinge sind auch heute noch nicht wieder normal für mich. Ich war seit Beginn der Pandemie nicht mehr im Theater, weil ich mich dort noch immer unwohl fühle. Gleichzeitig vermisse ich es sehr. Früher waren meine Frau und ich alle zwei Wochen in einer Vorführung. Auch klassische Konzerte fehlen uns.

Der britische Bestsellerautor Ken Follett spielt mit seiner Band "Damn Right, I've got the Blues".
Foto: Uwe Zucchi, dpa (Archivbild)

Sie erlauben sich zwischen zwei Büchern immer nur wenige Wochen Pause, arbeiten also mit Sicherheit schon am nächsten Werk. Gibt es Epochen oder ein Ereignisse, über die Sie unbedingt noch schreiben möchten?

Follett: Zu meinem nächsten Buch darf ich noch nichts verraten, da ist mein Verlag sehr streng. Grundsätzlich spiele ich oft mit verschiedenen Ideen. Es gibt keinen Mangel an guten Stoffen, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Stephen King sagt immer, die meisten Anregungen findet er im Supermarkt. Ich lasse mich eher von der Geschichte oder von Nachrichten inspirieren. Und manchmal sehe ich etwas im Fernsehen und denke mir, das könntest du besser erzählen. Aber um ehrlich zu sein – ich lese auch immer wieder Bücher und frage mich voller Ehrfurcht: Warum kann ich nicht so schreiben?

Zur Person: Ken Follett, 73, ist ein britischer Bestseller-Autor. Seinen Durchbruch hatte der im walisischen Cardiff geborene Schriftsteller 1978 mit "Die Nadel". Seitdem hat er über 30 Romane veröffentlicht, die insgesamt über 181 Millionen Mal verkauft wurden. Follett arbeitete nach seinem Philosophie-Studium zunächst als Journalist, bevor er sich ganz auf seine Karriere als Schriftsteller konzentrierte. Sein aktuelles Buch "Never" erzählt von einem fiktiven Konflikt zwischen den USA und China, der immer mehr zu eskalieren droht. Follett lebt mit seiner zweiten Frau Barbara nördlich von London. In seiner Freizeit spielt er Bassgitarre in der Band "Damn right I've got the blues".

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