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Interview
12.05.2022

Reinhard Merkel: „Es gibt jetzt die Chance auf den Stillstand der Waffen“

Der Jurist Reinhard Merkel.
Foto: Reiner Zensen, dpa

Der Jurist Reinhard Merkel hat den offenen Brief an Kanzler Scholz in der Emma mitverfasst. Er sagt, dass anwachsende Waffenlieferungen den Ukraine-Krieg verlängern.

Herr Prof. Dr. Merkel, Sie haben einen Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz mitverfasst, der im Online-Portal der Emma veröffentlicht worden ist. Sie baten den Kanzler, die Ukraine nicht mit schweren Waffen zu unterstützen. Warum sollte Deutschland das besser nicht tun?

Reinhard Merkel: Der Appell an den Bundeskanzler hatte auch einen symbolischen Unterton. Deutschland liefert ja Waffen. Aber wer Waffen liefert, kann Bedingungen mitformulieren, die die Folgen dieser Lieferungen betreffen. Unser Appell war, dass die Bundesregierung eben das jetzt tun sollte. Die anwachsende militärische Unterstützung für die Ukraine verlängert den Krieg. Und das verweist auf die beiden normativen Grenzlinien, die wir formulieren. Ich habe nichts dagegen, dass die Bundesregierung Waffen geliefert und damit gezeigt hat, auf welcher Seite sie steht. Darüber gibt es keinerlei Dissens. Wir sagen mit dem Brief, dass das Intensivieren der Waffenlieferungen zur unabsehbaren Verlängerung dieses abscheulichen Krieges beiträgt. Und dass jetzt die Chance für etwas Besseres gegeben ist: den Stillstand dieser Waffen.

Wollen Sie damit sagen, dass ein Stopp der Waffenlieferungen schneller zu einer Niederlage der Ukraine führt?

Merkel: Das ist uns zigfach vorgehalten worden. Den Inhalt des Briefs verfehlt es völlig. Das akute Kampfgeschehen soll nicht verlängert, sondern durch einen Waffenstillstand beendet werden, einen Kompromiss also, der natürlich noch kein Friedensvertrag ist. Den wird es wohl noch in 20 Jahren nicht geben. Möglich erscheint ein Waffenstillstand jetzt durch die Position relativ gleichwertiger militärischer Stärke beider Konfliktparteien. Selbstverständlich wäre es für die Ukraine inakzeptabel, zu sagen: Wir geben auf, macht mit uns, was ihr wollt. Aber von der Position einer solchen kapitulationsreifen Schwäche ist die Ukraine derzeit weit entfernt. Sie ist auf dem Schlachtfeld sogar ein bisschen in der Vorhand, massiv und hocheffizient unterstützt von den USA, aber auch durch die Waffenlieferungen vieler anderer Staaten. Die US-Hilfe besteht vor allem in der Lieferung sogenannter „Intelligence“-Daten. Sie diktieren den Raketenstellungen der Ukraine sozusagen die Zielkoordinaten für ihre Attacken.

In vielen Entgegnungen ist Ihnen unterstellt worden, dass Sie die Ukraine zur Kapitulation auffordern.

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Merkel: Das ist ein Lüge. Leider kennzeichnet sie diese Debatte. Wir schreiben, dass ein Kompromiss gefunden werden muss, der für beide Seiten akzeptabel ist. Außerdem betonen wir, dass Russland der Aggressor ist, die Grundnorm des Völkerrechts verletzt und damit dessen Fundament bedroht. Und wir sagen, dass die Ukraine nicht nur das Recht, sondern sogar eine politisch-ethische Pflicht hat, sich zu wehren. Was das mit „Kapitulation“ zu tun haben soll, ist unerfindlich.

Nun heißt es in dem Brief, dass es Grenzlinien gibt, die die Ukraine bei ihrer Gegenwehr nicht überschreiten darf. Wie ist das zu verstehen?

Merkel: Das Verhältnis zwischen Aggressor und Angegriffenem legt eine Analogie aus dem individuellen Recht zwischen Personen nahe: Wenn A den B angreift, entscheidet B allein, wie und bis zu welchem Ende er sich wehrt, und wäre es sein eigener Tod. Aber das Modell passt nicht für den Krieg. Die Regierung eines angegriffenen Landes entscheidet über eine kollektive Notwehr für Millionen, unter ihnen viele Tausende, denen die „Kosten“ des Leidens und Sterbens auferlegt werden. Unter den 40 Millionen Ukrainern sind aber Millionen, die der Einwilligung in diesen Preis nicht einmal fähig sind. Lassen Sie mich das Problem in einem Gedankenexperiment zuspitzen. Würde die militärische Abwehr bis zum Tod des allerletzten ukrainischen Zivilisten befohlen und durchgehalten, dann wäre nicht nur das Unrecht der Aggression, sondern auch das moralische Unrecht dieser Verteidigung evident. Es gibt dafür eine zwingende Grenze, natürlich in einer breiten Grauzone der Unsicherheit. Die Ukraine soll nicht kapitulieren. Sie soll ihre Bereitschaft zu Verhandlungen und damit zu Konzessionen signalisieren und diese in gleichem Maß von Russland verlangen. Vor sechs Wochen hat Präsident Selenskij das noch gemacht, seither nicht mehr.

Warum glauben Sie, dass die Ukraine nicht mehr bereit ist, zu verhandeln?

Merkel: Ich glaube, die Maßgabe dafür kommt aus Washington. Ich bin, dies vorweg, ein großer Bewunderer der USA und ihrer kulturellen Leistungen. Aber was der amerikanische Außenminister vor zwei Wochen bei seinem Besuch in Kiew gesagt hat, ist vor dem Hintergrund dieses Krieges und seiner beklemmenden Eskalationsrisiken ein Beispiel von kaltem geopolitischen Zynismus: Ziel des Krieges sei es, die Macht Russlands so entscheidend zu schwächen, dass es so etwas wie in der Ukraine nie wieder tun kann. Wie das in Moskau wahrgenommen wird, liegt auf der Hand. Danach ist das ukrainische Kriegsziel nicht mehr nur die Abwehr des Aggressors, sondern dessen substanzielle geopolitische Entmachtung. Damit haben sich auch die Amerikaner ein potenzielles Problem der Gesichtswahrung zugezogen: Sie selbst sind es nun, die zusammen mit der Ukraine diesen Krieg nicht mehr verlieren dürfen. Das ist ein atemberaubendes Eskalationspotenzial.

Wie könnte die Eskalation Ihrer Meinung nach vonstatten gehen?

Merkel: Die Russen haben längst verstanden, dass sie mit Panzerschlachten wie in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts diesen Krieg nicht gewinnen können. Aber aus ihrer eigenen Sicht dürfen sie ihn auch nicht verlieren. Das ist das Potential zur Eskalation. Jetzt sagen die Amerikaner, Russland muss militärisch entmachtet werden. Die Russen werden nun gewiss nicht einfach taktische Atomwaffen erwägen. Als erste Stufe ihrer Eskalation stünde vermutlich etwas anderes an: die flächendeckende Bombardierung der großen Städte. Das ist ein Typus schwerer Kriegsverbrechen. Gingen die Russen, falls der Verlauf auf den Schlachtfeldern für sie noch schlechter würde, dazu über, wäre Amerika auf der Stelle gefordert mit einer adäquaten Reaktion - vermittelt natürlich über die ukrainische Armee. Die Amerikaner müssten ihre Unterstützung noch einmal massiv verstärken.

Wie viel Gegenwehr darf die Ukraine leisten?

Merkel: Sähe das Land hinterher so aus wie Deutschland im Mai 1945, wäre der Preis für die Selbstverteidigung zu hoch gewesen. Die Ukraine sollte deshalb unter Wahrung ihrer substanziellen Interessen, aber mit Konzessionsbereitschaft verhandeln. Ich fürchte nur, die Maßgabe, das jetzt nicht zu tun, kommt aus Washington. Ich mag mich irren, aber ich vermute es. Mit diesem Risiko der Eskalation müssten sich die vernünftigen Köpfe in unserem Land befassen. Wir dürfen, ja müssen die Ukraine unterstützen; sie ist Ziel eines Aggressionskriegs. Freilich sind verglichen mit der massiven Unterstützung durch die USA die deutschen Panzer von eher symbolischem Wert. Zur vernünftigen Symbolik würde aber auch gehören, dass der Bundeskanzler im Hintergrund auf diplomatischen Wegen die Waffenlieferungen verbindet mit dem Postulat, die Bereitschaft zu Waffenstillstandsverhandlungen wieder zu deutlich zu machen. Moskau sieht doch, dass es den Krieg in vielen Hinsichten, politisch, ökonomisch, in Teilen sogar militärisch verloren hat. Unter der Bedingung, das Gesicht der atomaren Weltmacht zu wahren, wäre es wohl zu Verhandlungen bereit.

Was befürchten Sie, wenn es nicht zu Verhandlungen kommt?

Merkel: Läge nach einem Abzug der Russen die Ukraine in Schutt und Asche, wüsste ich nicht, welchen Sinn die Rede vom „Sieg“ der Ukraine noch haben könnte. Noch greift Russland nicht zum Äußersten. Bislang ist von 4000 zivilen Opfern im Krieg die Rede. Im Aggressionskrieg der USA und Englands gegen den Irak gingen die Opferzahlen schon nach Wochen in die Zehntausende; heutige Schätzungen reichen bis zu einer Million. Das heißt: Die mörderische Maschinerie des russischen Militärs, nämlich seiner Luftwaffe, ist noch längst nicht vollständig entfesselt. Die Russen halten sich vermutlich noch an das Verbot, gezielt zivile Ziele anzugreifen, obwohl das in Einzelfällen vorzukommen scheint. Die Kriegsverbrechen dürften eher darin bestehen, dass die Russen rücksichtslos bombardieren und es zu vielen kollateralen zivilen Opfern kommt. Auch das sind Kriegsverbrechen. Aber wir sollten aufhören, Teufelsgeschichten zu erzählen. Was Russland im Moment tut, ist furchtbar genug. Aber würde es wie die Alliierten im Zweiten Weltkrieg flächendeckend bombardieren, gingen die Opferzahlen wohl in die Hunderttausende.

Waffenstillstandsverhandlungen, an deren Ende Russland einen Teil der Ukraine besetzt halten wird: Das klingt wie eine Rückkehr zum Krieg des 19. Jahrhunderts, in dem Aggressoren mit Gebietsgewinnen herauskommen. Würde dadurch nicht der alte Nationalstaatskrieg wahrscheinlicher?

Merkel: Gute Frage. Aber der gegenwärtige Status Quo besteht nun einmal darin, dass Russland Teile der Ukraine kontrolliert, also Geländegewinne erzielt hat. Diese könnte die Ukraine in Waffenstillstandsverhandlungen nicht als dauerhafte anerkennen. Aber die völkerrechtliche Klärung dieses Annexions-Zustands müsste auf einen späteren Friedensvertrag vertagt werden. Das kennen wir aus dem 20. Jahrhundert nicht. In beiden Weltkriegen gab es am Ende bedingungslose Kapitulationen der total Geschlagenen. Waffenstillstandsverhandlungen in der Ukraine heute wären etwas anderes. Vielleicht mutet die Idee historisch antiquiert an. Aber jetzt ist der Versuch jedes halbwegs denkbaren Wegs, dieses abscheuliche Gemetzel zu beenden, moralisch geboten.

Zur Debatte

Vor anderthalb Wochen haben 28 Intellektuelle um Alice Schwarzer einen offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz geschickt, in dem sie ihn baten, keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefen. Mitverfasser war der Jurist Prof. Reinhard Merkel. In dem Brief hieß es, dass Kanzler Scholz zu einem Waffenstillstand beitragen soll. Umstritten war vor allem folgende Passage: „Die zweite Grenzlinie ist das Maß an Zerstörung und menschlichem Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung. Selbst der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor steht dazu irgendwann in einem unerträglichen Missverhältnis.“ Auf Change.org haben bereits 270.000 Menschen diesen Brief mitunterzeichnet.

Vor einer Woche ist im Online-Portal der Zeit ein Gegenaufruf verfasst worden – initiiert von Ralf Fücks, mitunterzeichnet unter anderem von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und der Historikerin Prof. Hedwig Richter. Sie unterstützen den Kanzler, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Dort heißt es: „Wer einen Verhandlungsfrieden will, der nicht auf die Unterwerfung der Ukraine unter die russischen Forderungen hinausläuft, muss ihre Verteidigungsfähigkeit stärken und die Kriegsfähigkeit Russlands maximal schwächen.“ Dieser Aufruf ist bislang von 66.000 Menschen unterzeichnet worden.

Wir haben das Gespräch mit beiden Seiten gesucht und sowohl mit Prof. Hedwig Richter als auch mit Prof. Reinhard Merkel jeweils ein Interview geführt.

Zur Person

Reinhard Merkel, geboren 1950 in Hof, ist emeritierter Professor für Recht und Strafrecht an der Uni Hamburg. Er hat sich schon mehrfach in öffentlichen Debatten geäußert, etwa zum Syrienkonflikt.

Zur Gegenposition von Prof. Hedwig Richter geht es hier.

Themen folgen

Die Diskussion ist geschlossen.

14.05.2022

>>Von Wolfgang L. Herr Kamm, die Einschätzungen Herrn Vads zu Beginn des Krieges entsprachen der Meinung sämtlicher Militärexperten des westlichen Bündnisses, die alle davon ausgingen, dass die Ukraine dem russischen Angriff nicht standhalten wird.<<

Können Sie das belegen?

Raimund Kamm

13.05.2022

@ Michael W. 09:36 Uhr

Zustimmung zu Ihrer kritischen Anmerkung zu dem Ex-General Vad, der sich als militärisch inkompetent erwiesen und eine merkwürdige politische Vergangenheit hat und seit Monaten - auch hier im Forum der AZ - Kronzeuge von rechten Propagandisten geworden ist.

Zur Erinnerung, was am 25.2.22 von Ex-General Vad veröffentlicht wurde:
>>Berlin (dts) – Der ehemalige deutsche Brigadegeneral Erich Vad geht von einem baldigen Ende des Ukra-ine-Krieges aus. „Putin wird diesen Krieg gewinnen, weil die russischen Streitkräfte modern sind, gut aus-gestattet sind, weil sie eine vielfache Überlegenheit auch haben, weil sie eine strategische Ausgangsbasis haben, gegen die man sich einfach nicht verteidigen kann“, sagte der langjährige militärpolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“.
„Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen. Und meine Bewertung ist, dass es nur um ein paar Tage ge-hen wird und nicht mehr“, sagte der Brigadegeneral a.D weiter.<<
25.2.22 https://www.hasepost.de/ex-general-und-merkel-berater-sagt-schnelles-kriegsende-voraus-294571/
Seriöse Medien machen um ihn einen Bogen.

14.05.2022

@Raimund Kamm: „Seriöse Medien machen um ihn einen Bogen.“
Herr Kamm, mit diesem Satz haben Sie mir den bislang guten und sonnigen Morgen verdorben.
Was nehmen Sie sich heraus?
(edit/mod/NUB 7.2)
Wissen Sie Herr Kamm, Meinungsvielfalt ist mir zwar wichtig, aber in Zukunft werde ich ganz sicher einen Bogen um Ihre Kommentare machen.
In der Sache „Vad“ zitieren Sie eine Meinungsäußerung von diesem Herrn kurz nach Kriegsausbruch an. Er vertrat da keine Einzelmeinung. Und zu diesem Zeitpunkt war eben noch nicht offenkundig, in welch schlechtem Zustand sich das russische Militär befindet. Die russische Korruption zeigt sich eben auch hier, die Oligarchen steckten das Geld lieber in die eigenen Taschen z. B. für nicht existente Soldaten auf Gehaltslisten. Am 31.03.2022 habe ich hier geschrieben:

14.05.2022

Herr Kamm, die Einschätzungen Herrn Vads zu Beginn des Krieges entsprachen der Meinung sämtlicher Militärexperten des westlichen Bündnisses, die alle davon ausgingen, dass die Ukraine dem russischen Angriff nicht standhalten wird. Das ist bekanntlich der Grund dafür, dass auch die USA anfangs nur sehr zögerlich militärische Hilfe leisteten. Sowohl Russland als auch die Nato haben die militärischen Fähigkeiten und die Widerstandskraft der Ukraine unterschätzt. Ich frage mich, warum Sie hier Unwahrheiten verbreiten und Geschichtsklitterung betreiben.

14.05.2022

Zur Vervollständigung meines Kommentars von 08:20 Uhr:
In der Sache „Vad“ zitieren Sie eine Meinungsäußerung von diesem Herrn kurz nach Kriegsausbruch. Er vertrat da keine Einzelmeinung. Und zu diesem Zeitpunkt war eben noch nicht offenkundig, in welch schlechtem Zustand sich das russische Militär befindet. Die russische Korruption zeigt sich eben auch hier, die Oligarchen steckten das Geld lieber in die eigenen Taschen z. B. für nicht existente Soldaten auf Gehaltslisten. Am 31.03.2022 habe ich hier geschrieben:

„Kann es nach so viel Leid und Zerstörung noch eine diplomatische Lösung geben?“ fragte Sandra Maischberger gestern.
Ulrike Herrmann von der taz sagte, viele russische Soldaten sterben an Seuchen, weil sie ungeimpft in den Krieg zogen. "Ganz viele von den russischen Soldaten, die jetzt tot sind, sind an Tetanus gestorben. (…) Daran sieht man ja, dass nichts vorbereitet war."

Ich befürchte sehr, dass die schlechte russische Vorbereitung die nächsten Wochen und Monaten, ja vielleicht sogar Jahre, immer weniger Bedeutung hat. Eigentlich klar: Je länger der Krieg dauert, desto größer die Zerstörung in der Ukraine, desto teurer für die EU-Mitglieder die Ukraine "EU-fit" zu machen.

14.05.2022

Und noch einen Nachtrag zu General Vad:

Seine aktuelle Einschätzung zur militärischen Lage ist weit von dem entfernt, was von ukrainischer Seite behauptet wird (https://www.n-tv.de/politik/Wir-laufen-Gefahr-Russland-zu-unterschaetzen-article23330449.html):
„Aktuell laufen wir Gefahr, Russland zu unterschätzen. Die russischen Truppen besitzen eine deutliche militärische Dominanz auf dem Boden sowie in der Luft.“

Einerseits ist da eben der Zwang, die Kampfmoral hoch zu halten, andererseits kann die Zurückhaltung von Fakten die Bereitschaft für Verhandlungslösungen schmälern. Darüber hinaus besteht so auch die Gefahr, dass nach dem Krieg eine falsche Erzählung (wie z. B. die Dolchstoßlegende) den Frieden innerhalb des ukrainischen Volkes stört.

12.05.2022

@Peter P., 17:20 Uhr: >> "Es gibt in meinen Augen nur zwei mögliche Szenarien, nach denen Deutschland gesichert zur Kriegspartei wird", sagt Philipp Dürr vom Institut für Öffentliches Recht und Völkerrecht der Universität Bonn. "Erstens: Russland greift uns direkt an, oder zweitens: Deutschland schickt Soldaten der Bundeswehr zum aktiven Kampfeinsatz in die Ukraine." <<

Herr Peter P., wieso zitieren Sie das? Wollen Sie wirklich „gesichert zur Kriegspartei“ werden? (Ihre Quelle hat die dazu passende Überschrift: „Militärhilfe: Ausbildung NICHT ZWINGEND ‚Kriegseintritt‘")
Ich denke, die Mehrheit der Deutschen will nicht mit Sicherheit Kriegspartei werden, sondern gerade das Gegenteil: eine Sicherheit, NICHT Kriegspartei zu werden. Eine solche Sicherheit ist bei einem Aggressor natürlich nicht herzustellen. Aber klar ist schon, je mehr deutsche Militärhilfe umso größer das Risiko. Und dass die Wissenschaftlichen Dienste auf Basis des Völkerrechts Bedenken bei der Soldatenausbildung haben, wurde von Ihnen in der Einleitung richtig zitiert.

12.05.2022

Deutschland sollte auf Seiten der befreienden Siegermächte des 2. Weltkrieges stehen und nicht mit dem nächsten Nazi-Regime kooperieren.

Die viel relevantere Gefahr geht ja vom EU-Beitritt aus, der ja einen militärischen Beistand beinhaltet.

Die aktuellen russischen Drohungen gegen Finnland und Schweden machen dazu klar, dass Russland wie angekündigt von Wladiwostok bis Lissabon herrschen möchte.

https://twitter.com/MartinAust6/status/1511247682253344771

Wenn Russland so weiter macht, haben wir die Wahl zwischen Krieg und Leben in einem faschistischen Regime. Die Ankündigungen dazu liegen auf dem Tisch und Deutschland ist voller linksextremer Kollaborateure - also was jucken da 7 Panzerhaubitzen?

13.05.2022

"Wenn Russland so weiter macht, haben wir die Wahl zwischen Krieg und Leben in einem faschistischen Regime. Die Ankündigungen dazu liegen auf dem Tisch und Deutschland ist voller linksextremer Kollaborateure"

Ihre politische Pirouetten-Dreherei, um nicht zu sagen Verwirrtheit, ließe sogar den jungen Markus Blume vor Neid erblassen.
Einen dessen "zartfühlende" Kommentierungen linksgrüner Umtriebe sattsam bekannt sind, dürfte doch nicht besonders ärgern, wenn wie hierzulande vor einigen Jahren schon einmal ein faschistisches Regime diesen Umtrieben ein Ende bereitet.

Merke:
Kollaboranten faschistischer Regime kamen in Deutschland immer von rechts. Tendenziell auch in unseren Tagen bereits erkennbar.

Linke haben den Kampf gegen den Faschismus häufig mit ihrem Leben bezahlt.

Und übrigens:

"Die aktuellen russischen Drohungen gegen Finnland und Schweden machen dazu klar, dass Russland wie angekündigt von Wladiwostok bis Lissabon herrschen möchte."

Dass Russland wenig erfreut auf einen bevorstehenden NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens reagiert ist nachvollziehbar.
Ihre Schlussfolgerung ein Unsinn. Sollte es diese Bestrebungen einmal gegeben haben, sind die Russen von einer Realisierung weiter entfernt denn je.

13.05.2022

Als würde Putin an seinem 30m-Tisch sitzen und darüber nachsinnen, was der wissenschaftliche Dienst des Bundestages über rechtliche Detailfragen denkt. Wenn er Lust hat, wird er eine Aufforderung zum Energiesparen als Kriegserklärung betrachten und losschlagen. Er ist der Feind, der sich an keine Regeln hält. Wir Deutschen wissen wie das geht, weil wir von der Sacco di Roma bis hin zum zweiten Weltkrieg schon viel Erfahrung damit gesammelt haben. Umso mehr müssen wir dieses Verhalten jetzt endgültig stoppen und Russland hinter die Grenzen zurückdrängen und dort isolieren.

13.05.2022

Herr W., jeder Krieg und ähnliche Untaten haben meist eine Vorgeschichte. Nehmen wir als Beispiel Ihr „Sacco di Roma“. Die Welt schreibt hierzu:
„Landsknechte waren tapfere Soldaten, die aber beim Ausbleiben ihres Lohns plünderten und marodierten. Während der Schlacht von Pavia am 24. Februar 1525 erkämpften 6000 dieser Söldner unter dem Kommando Georg von Frundsbergs (1473-1528) den Sieg gegen 25.000 Schweizer und Franzosen unter Frankreichs König Franz.“
Dass der Kommandeur aus unserer Gegend („Mindelburg“) kommt und der Spruch „Viel Feind, viel Ehr“ seinen Ursprung in der Schlacht von Pavia am 24. Februar 1525 hat, ist vielleicht auch noch interessant.
Wenn man Landsknechten den Sold nicht bezahlt, also diese ihrer Lebensgrundlage beraubt sehen, dann passieren eben schreckliche Dinge. Spricht dafür, nie und nimmer Möglichkeiten friedlicher Lösungen ungenutzt zu lassen. Und wer glaubt ernsthaft, dass es nach Jahren des Krieges in der Ukraine und einem katastrophalen Ausgang möglich sein wird, sicheren Frieden in Europa zu haben?
Meint Frau Baerbock etwa, die Herzen fliegen ihr zu, wenn sie dann bei den vom Krieg Geschundenen über die Wertethik des Westens doziert. Klar, sie hat da noch eine Trumpfkarte im Ärmel: Ihr könnte ja dann die im deutschen Außenministerium ebenfalls in Leitungsverantwortung stehende Amerikanerin (ehemalige Greenpeace-Aktivistin) assistieren.

12.05.2022

Brigadegeneral a. D. Erich Vad: "Eine Befreiung des Donbass ist militärisch unmöglich. Dafür sind die Russen zu stark, sie haben am Boden und in der Luft die militärische Dominanz. Die Chance der Ukrainer besteht darin, den Konflikt in die Länge zu ziehen, die Kosten für die Russen hochzutreiben und sie abzunutzen. Am Ende kann das zum Sieg führen."

Mag sein. Aber glaubt jemand, dass die Ukraine nach solch einem Krieg wirtschaftlich und als Gesellschaft noch existiert? Wer profitiert eigentlich von diesem Abnutzungskrieg beider Seiten und wer bezahlt dafür am Ende die Rechnung? Zudem besteht jederzeit das Risiko, dass die Russen einer solchen Entwicklung nicht einfach zusehen, sondern die nächste Eskalationsstufe zünden.

12.05.2022

Ihre rhetorische Frage zum Profit sowie die Desinformation über eine Eskalation ist äußerst durchschaubar. Eins zu eins aus dem Kreml-Argumentationsbuch.
Könnte Russland eskalieren, hätte es das schon längst getan. Würde eine Kernwaffe gezündet, zögen die Chinesen den Russen die Ohren lang.

12.05.2022

Herr W., verzichten Sie doch endlich mal auf Ihre platten Unterstellungen und beschäftigen sich stattdessen mit den Fakten, die Professor Merkel und der von mir zitierte ehemalige Brigadegeneral Vad präzise vorgetragen haben. Oder sind Sie ein kalter Krieger, der hier die Interessen der USA zu vertreten hat?
Russland hat die Ukraine völkerrechtswidrig und brutal angegriffen, das steht außer Frage. Die bisher verzeichneten Zerstörungen und die Zahl der zivilen Opfer machen bisher aber nur einen sehr kleinen Bruchteil dessen aus, was seinerzeit die USA im Irak mit ihren Flächenbombardements auf große Städte angerichtet haben. Putin hat übrigens seinen Angriff auf die Ukraine nicht ohne Grund mit der fast gleichen Rhetorik vorbereitet, wie das vor dem Irakkrieg George W. Bush und seine Kumpane getan haben.
Dieser Krieg muss schnell beendet werden, bevor auch hier Hundertausende Zivilisten den Tod finden und den Überlebenden die Existenzgrundlage genommen wird. Das sollte eigentlich auch das Ziel des ukrainischen Präsidenten sein, wenn es ihm denn in erster Linie um das Wohl seines Volkes geht.

13.05.2022

Hier geht es nicht um den Irak. Diese Argumentation dient nur dazu, von den russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine abzulenken bzw. sie zu relativieren.
Dei Argumentation von Herrn Merkel ist für mich völlig inakzeptabel. Aus der Position einer - vermeintlichen - moralischen Überlegenheit auf ein angegriffenes Land herabzusehen und darüber bestimmen zu wollen, dass es sich gefälligst nicht wehren solle, um Verletzungen zu vermeiden, ist moralisch verwerflich. Ähnlich wie bei einer Vergewaltigung, bei der dem Opfer geraten wird einfach mitzumachen, dann täte es nicht so weh.
Erich Vad argumentiert nicht, sondern gibt die vom Kreml vorgefertigten Argumentationshilfen wieder. Ich würde mich nicht wundern, wenn sich demächst herausstellt, dass er als U-Boot des Kreml die Kanzlerin militärisch auf Abwege gebracht hat. Im Übrigen hat er ja auch mit seinen bisherigen Lageeinschätzungen, bei denen er ausschließlich danebenlag, bereits gezeigt, dass er kein kompetenter Gesprächspartner für militärische Fragen ist.

12.05.2022

@ Georg K. und Nikolaus Stampfer
Wenn man zurück blickt, wurde von der Ukraine Verhandlungsbereitschaft durchaus signalisiert. Die Gespräche haben jedoch nichts gebracht, da Russland nur zu einem Rückzug und Beendigung des Krieges bereits war wenn ihre Bedingungen erfüllt werden. Also was soll diese Diskussion bewirken. Es gibt nur die Möglichkeit sich bis zum bitteren Ende zu verteidigen oder eben alle Ansprüche widerspruchslos zu akzeptieren.
Die Aussage von Herrn Merkel, dass zivile Einrichtungen nicht bewusst angegriffen wurden ist ja so was von unlogisch. Warum wurden Zivilisten auf offener Straße gefangen genommen, gefesselt, gefoltert und erschossen? War wohl alles ein Versehen.
Man sollte schon die Kirche im Dorf lassen und sehen wie Putin vorging. Erst die Krim - hier wurden ja auch alle russische Bevölkerung gefoltert und wollte unbedingt heim nach Russland. Warum gingen sie dann nicht? Hat sie jemand auf der Krim aufgehalten? Was ist mit der ukrainischen Bevölkerung die nicht von Russland kontrolliert werden wollte? Dann schleusst man russische Separatisten in andere Gebiete ein um diese ebenfalls notgedrungen befreien muss. Was hat er aber dann vor Kiew zu suchen?
Was waren die Manöver an der ukrainischen Grenze und zwar über die ganze Länge, die ja nur die üblichen Manöver sind und niemand hat vor in die Ukraine einzumaschieren.
Welche Garantien geben Sie alle, die hier so vehement für eine mehr oder weniger große Kapitulation sind, dass sich die Russen zurück ziehen und die ukrainische Bevölkerung wieder wie vorher leben kann? Glauben Sie allen Ernstes, dass Putin nicht wie in Belarus seinen Clown als Präsident einsetzt und die ganze Regierung entmachtet und mit seinen Vasallen besetzt.
Und wie geht es weiter in ein, zwei oder mehr Jahren, welche inzwischen abgetrennten Staaten werden dann überfallen.
Man muss nur warten, bis er sein Material wieder aufgestockt hat und genügend junge Menschen eingezogen hat und diese an die nächste Front schickt. Dass auf Verträge bei Russland und insbesondere bei Putin kein Verlass ist, haben wir ja zur genüge erfahren. Da ist die Tinte ja noch nicht trocken, dann sind die schon wieder hinfällig.

12.05.2022

Was die ethischen Grundlinien angeht, gibt es keinen stichhaltigen Einwand gegen die Ausführungen von Reinhard Merkel, jedenfalls keinen ethischen. Und es ist wahr, dass es eine Verdrehung, also ein Fake ist, den offenen Brief als Aufforderung zur Kapitulation der Ukraine zu brandmarken. Für denkende Zeitgenossen ist diese Diskreditierung der durchsichtige Versuch, von einer vorgeblich zwingenden praktischen Folge der ethischen Argumentation auf deren Verwerflichkeit zu schließen. Das ist in der Tat nichts anderes als Fortsetzung des Kriegs nun im innerdeutschen Diskurs. Damit wird ethisches Nachdenken als Parteinahme für die russische Seite zurückgewiesen. McCarthyismus liegt in der Luft. Das sollte Deutschland sich bitte nicht leisten.

Die Ausführungen von Reinhard Merkel sind von konkreten Einschätzungen der politischen und militärischen Lage garniert. Da ist er in der gleichen Situation wie alle denkenden Zeitgenossen: ohne wirkliche Kompetenz Einschätzungen vorzunehmen, man kommt daran einfach nicht vorbei. Und es ist daher auch nicht wunderlich, dass man hinter die eine oder andere konkretisierte Einschätzung durchaus ein Fragezeichen setzen kann. Im Ergebnis ist dem Fazit von Reinhard Merkel aber vollauf zuzustimmen: Wir haben, soweit erkennbar, bereits jetzt eine Lage, welche eine Chance zum verhandelten Waffenstillstand zumindest nicht mehr ausschließt - Konzessionsbereitschaft auch der Ukraine vorausgesetzt.

Die Konzessionsbereitschaft der russischen Regierung kann mit einiger Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden, jedenfalls entspricht es allgemein geteilter Einschätzung, dass die russische Seite in mancherlei Hinsicht bereits gescheitert ist und das in Russland durchaus registriert worden ist. Und man fragt sich derzeit, für welche über den Donbass hinausgehenden Zielsetzungen die russische Regierung den Krieg derzeit weiter führt. Etwa um für eine im Inland gesichtswahrende Konzession überhaupt etwas in der Hand zu haben? Kurz und gut, im Detail geht es um Vieles, das wir noch nicht einschätzen können. Aber grundsätzlich ist es tatsächlich bereits soweit gekommen, dass man eine prinzipielle Verhandlungsbereitschaft der russischen Seite annehmen darf. Und: Ich persönlich halte es für hochwahrscheinlich, dass die russische Regierung bereits gelernt hat, so etwas wie in der Ukraine besser nicht mehr zu unternehmen. Die Frage für die russische Regierung scheint nur zu sein: Wie kommen wir aus der Geschichte raus, ohne gegenüber unserer Bevölkerung und vor der Welt das Gesicht ganz zu verlieren.

Was die ukrainische Konzessionsbereitschaft angeht, muss man davon ausgehen, dass sie weitgehend davon abhängt, wie weit die mentale und materielle Unterstützung insbesondere durch die EU, durch ihre Mitgliedsstaaten und durch Mitgliedsstaaten der Nato geht. Diese Einschätzung von Reinhard Merkel ist gewiss richtig. Und in Bezug auf die Mitwirkung der Unterstützerstaaten an der Nachkriegsordnung liegt Reinhard Merkel gewiss auch nicht falsch. Nur, dass Deutschland dabei eine maßgebende Rolle spielen kann, darf man tatsächlich in Frage stellen. Es wird wohl darauf hinauslaufen, was der russische Außenminister Lawrow schon im Vorkriegszustand gefordert hat: direkte Verhandlungen zwischen USA und Russland. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: die USA übertrumpfen alle andere Unterstützerstaaten nicht nur in Menge und Qualität an hard ware und soft ware, sie stellen "the best of our weapons" nur leihweise zur Verfügung, Eigentümer bleiben also die USA, sie werden demnach eigene Waffensysteme in der Ukraine stehen haben, wenn der Krieg sich noch länger hinzieht. Für Russland also höchste Zeit, das Blatt zu wenden. Wie es aussieht: auf militärischem Weg nicht recht möglich. Also besser gesichtswahrender Waffenstillstand.

Es wäre ein großer Fehler, diese Chance nicht wahrzunehmen. Soviel ergänzend zu den ethischen Überlegungen.



12.05.2022

Die Ausbildung ukrainischer Soldaten, die bereits auf deutschem Boden stattfindet, kann völkerrechtlich eine Kriegsbeteiligung durch den Westen darstellen. Das geht aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hervor.
Der völkerrechtswidrige Krieg in der Ukraine ist längst zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Nato und Russland geworden und Deutschland ist mit den Waffenlieferungen, der Ausbildung ukrainischer Soldaten und den Sanktionen gegen Russland in diesen Krieg involviert. Die Bundesregierung hat keine Exit-Strategie, wie sie als Kriegspartei mit dazu beitragen kann, dass dieser Krieg und das damit verbundene Sterben und Zerstören beenden wird.
Somit kann nur begrüßt werden, wenn Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Merkel sich Gedanken machen, wie Lösungen aussehen können und diese Ideen zur Diskussion stellen.
Ein weiter so, mit immer mehr Kriegsbeteiligung, führt zur weiteren Eskalation, zum Tod von weiteren Zehntausend Menschen und einer totalen Zerstörung der Ukraine und am Ende zu einem Weltkrieg, den es unter allen Umständen zu verhindern gilt.

12.05.2022

Diese Angstmacherei betreibt auch der Kreml.
Die Bundesregierung braucht keine Exit-Strategie, denn nicht Deutschland, sondern Russland führt Krieg. Ausschließlich Russland trägt die Verantwortung für den Krieg und muss einen Weg da raus finden.
Wenn Russland die Kampfhandlungen einstellt und seine Armee zurückzieht, gibt es gute Aussichten für Verhandlungen. Damit Russland dazu bereit ist, muss es offenbar aber dazu gezwungen werden - mit weiteren hohen Verlusten.
Mit Diktatoren zu verhandeln, ist nur aus einer Position der Stärke erfolgversprechend.

12.05.2022

>> Die Ausbildung ukrainischer Soldaten, die bereits auf deutschem Boden stattfindet, kann völkerrechtlich eine Kriegsbeteiligung durch den Westen darstellen. Das geht aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hervor. <<

Das ist eine russlandfreundliche Einzelmeinung...

https://www.tagesschau.de/inland/ausbildung-soldaten-gutachten-103.html

>> "Es gibt in meinen Augen nur zwei mögliche Szenarien, nach denen Deutschland gesichert zur Kriegspartei wird", sagt Philipp Dürr vom Institut für Öffentliches Recht und Völkerrecht der Universität Bonn. "Erstens: Russland greift uns direkt an, oder zweitens: Deutschland schickt Soldaten der Bundeswehr zum aktiven Kampfeinsatz in die Ukraine." <<

Am Ende gehen diese Diskussionen sowieso am Thema vorbei - Putin kann Sie auch für die Verweigerung von Erdgasbezug, Sanktionen gegen Lukaschenko oder wegen einer gepfändeten Yacht etc. hassen und mit Krieg überziehen.

>> Ein weiter so, mit immer mehr Kriegsbeteiligung, führt zur weiteren Eskalation <<

Die einzig mögliche Eskalation ist aktuell ein Atomkrieg - mehr könnte Russland unter ganz offensichtlicher Luftüberlegenheit der NATO nicht.

Ich frage Sie mal provokativ - ist die Freiheit der sexuellen Orientierung etwas was man für die Abwesenheit von Krieg (Frieden kann man das nicht nennen) den Vorstellungen von Putin opfern kann?

12.05.2022

"Er sagt, dass anwachsende Waffenlieferungen den Ukraine-Krieg verlängern"

Was soll an dieser Aussage falsch sein?
Die Verlängerung des Krieges mittels Waffenlieferungen ist faktisch die bewusste und gewollte Inkaufnahme von noch mehr Zerstörung, Leid und Opfern.

12.05.2022

Herr Kr., wir hören und lesen dieser Tage „viel Meinung“. So meinte Klaus von Dohnanyi gestern bei Maischberger (11.05.2022) nur Biden könne jetzt handeln. (Biden müsse erklären, dass Selenskyj recht hat, wenn er sagt, die Ukraine könne auch neutral sein. Auch war von ihm zu hören, dass Helmut Schmidt unter einer bestimmten Konstellation Deutschland „für neutral erklärt“ hätte.)
Zu der Verantwortung, die es zu tragen gilt, stimme ich ihm auch bei der folgenden Aussage zu:
Wir sind für die Unversehrtheit unseres Landes verantwortlich.
Nach dem 1. WK gab es Hungertote in Deutschland, worüber ich gestern gelesen habe.
(Man weiß ja nie, was alles passiert, wenn die wirtschaftliche Abwärtsspirale sich irgendwann immer schneller dreht. In einem nicht so importabhängigen Russland sind da die Gefahren geringer.
Aber wären wir überhaupt in der Lage, auf die Schnelle wieder eine ausreichende Zahl an Fahrzeugen mit Holzvergasern zu produzieren?
Wie ersetzen wir die Düngemittel, die wir heute importieren?)

Folgende interessante Gedanken bzw. Sachverhalte zur zu tragenden Verantwortung habe ich gefunden:

Beim Versailler Friedensvertrag („Diktatfrieden“) wurde ich an die Abwesenheit der Amerikaner wegen der damaligen Missstimmung zwischen dem US-Präsidenten Wilson und dem US-Senat erinnert, ebenso an den Protest des bekannten britischen Volkswirtschaftlers John Maynard Keynes, der die britische Delegation leitete, gegen die Reparationsforderungen der Alliierten. Bekanntlich trat er 1919 deshalb von dieser Position wieder zurück. In seinem im Jahre 1921 erschienenen Buch "Der Friedensvertrag von Versailles" schreibt er, dass es ungerecht war, Deutschland die alleinige Kriegsschuld aufzubürden und dass der Vertrag "die wirtschaftliche Solidarität Europas ignoriert, indem er die Zerstörung des wirtschaftlichen Lebens Deutschlands anstrebt, bedroht er das Wohl und die Wohlfahrt der Alliierten selbst." (Mit diesem Thema beschäftigte sich K. Adrian Kowollik in seiner unter https://www.grin.com/document/107162 veröffentlichten Hausarbeit aus 2002.)

„Was für Hoffnung besteht auf einen Wiederaufbau der Welt, wenn die Kinder Europas, die überleben, von Rachitis und Tuberkulose so geschwächt sind, dass ihr Leben nur ein halbes Leben ist?“ (Das Kinderelend in Mitteleuropa, Vorwärts 1919, Nr. 336 v. 4. Juli, 2).

12.05.2022

Schön, dass die von mir seit Wochen vertretene Meinung nun auch von solch einem renommierten Wissenschaftler bestätigt wird. Dafür wurde ich als "Faschist" beschimpft. Traurig, aber wahr. Wir Europäer sollten den USA nicht blind vertrauen. Deren Ziele und Absichten liegen selten uneingeschränkt in unserem Interesse.

12.05.2022

Es ist doch reichlich arrogant, dem Angegriffenen die Mittel zur Verteidigung zu verweigern und von ihm stattdessen Zugeständnisse an den Angreifer zu fordern, ohne seine Bedürfnisse überhaupt in Erwägung zu ziehen. Eine solche aufgezwungene "Schutzhaube" aus der überlegenen moralischen Haltung der zeichnenenden Intellektuellen, mutet schon fast kolonial an. Wer sich so verhält, fördert die Entwicklung des Rechts des Stärkeren und schafft einen Präzedenzfall, der in späteren Jahren zu weiteren Angriffen und weiteren Toten führen wird, weil solches Verhalten offenbar belohnt wird.
Solange Russland nicht bereits ist, seine Truppen vollständig aus dem Nachbarland zurückzuziehen, sehe ich keine zumutbare Verhandlungslösung, die den Ukrainern aufgezwungen werden könnte. Wer ihnen nicht hilft, der hilft dem russichen Aggressor. Das ist aber wohl auch im Sinne von Herrn Merkel, der - ohne inhaltlichen Zusammenhang - einfach ein paar tausend Tote ins Gespräch wirft, für die Großbritannien und die USA verantwortlich seien. Ein Putin-Versteher vor dem Herrn!
Im Übrigen ist es ohnehin sinnlos, mit einem Gegenpart verhandeln zu wollen, der lügt sobald er den Mund öffnet. Es dürfte schon ein paar Dekaden her sein, seit der Kreml letztmals die Wahrheit gesagt hat.

12.05.2022

Herr Merkel ist völlig aus der Welt gefallen.

Was anderes, als die Aufforderung zur Kapitulation war den zum Zeitpunkt des Verfassens des Briefes die Aufforderung zu Waffenstillstandsverhandlungen? Da kann er jetzt noch so laut „Lüge“ rufen, der Fakt bleibt. Und welche Kompromisse stellt er sich den vor? Und was glaubt er den, zu welchen Kompromisse Moskau bereit wäre? Er selber führt doch aus, dass die Ukrainer die russische Landnahme anerkennen sollen. Das ist die faktische Kapitulation vor der russischen Gewalt. Und anscheinend kennt er ja den Unterschied zwischen Waffenstillstand und Friedensschluss. Ein Waffenstillstand ist die Zeit zwischen den Kampfhandlungen.

Und jetzt wird es geradezu absurd: „Sähe das Land hinterher so aus wie Deutschland im Mai 1945, wäre der Preis für die Selbstverteidigung zu hoch gewesen.“ Die Sowjetunion sah 1941, dort wo die Wehrmacht drübergerollt war, schlimmer aus als Deutschland 1945. Dann war Stalins Widerstand bis zum Sieg in Berlin also in den Augen von Herrn Merkel ein Kriegsverbrechen. Und Dänemark, in dem beim Deutschen Überfall fast nichts zerstört wurde, hätte weiterkämpfen müssen?

Herr Merkel erfindet gerade sein ganz persönliches Völkerrecht. Den nichts von dem, was er ausführt entspricht dem geltenden Recht. Den zu dem was Kriegsverbrechen sind, gibt es völkerrechtliche Abkommen. Die haben sowohl Russland, die Ukraine und auch Deutschland gezeichnet. Da darf er nachlesen.

Und dann wird es einfach zynisch: „ Das heißt: Die mörderische Maschinerie des russischen Militärs, nämlich seiner Luftwaffe, ist noch längst nicht vollständig entfesselt. Die Russen halten sich vermutlich noch an das Verbot, gezielt zivile Ziele anzugreifen, obwohl das in Einzelfällen vorzukommen scheint.“ Hat der Mann noch keine Bilder aus Mariupol gesehen? Weiß der nicht, dass russische Raketen in Odessa auf touristische Ziele fallen? Hat der nie das Wort Buschta gehört? Und weiß der Mann, dass die russische Luftwaffe noch nicht mal die eigenen Bodentruppen richtig unterstützen kann? Warum haben sich die Russen den vor Kiew zurückgezogen? Hatten die sich nur verlaufen? Kann Herr Merkel sich vorstellen, dass er die Fähigkeit von Putins Armee maßlos überschätzt? Und nicht nur das. Kann er sich vorstellen, mit all seinen Argumenten aber wirklich völlig daneben zu liegen?