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Literatur
16.11.2023

Paul Auster – der meisterhafte Satzmacher

"Schreiben ist für mich kein Akt des freien Willens, es ist eine Frage des Überlebens": Paul Auster (Archivbild).
Foto: Aleksi Tuomola/Lehtikuva, dpa

Der amerikanische Schriftsteller hat einen kleinen Roman über einen einsamen Witwer verfasst, der vor allem als große Liebeserklärung zu lesen ist.

Ein Siebzehnjähriger wird verurteilt, das Strafmaß lautet: lebenslänglich Sätze machen. Seine Zelle im zweiten Stock der Haftanstalt Nr. 7 ist nicht abgeschlossen, dennoch bleibt er Tag für Tag. Irgendwann sind fünfzig Jahre vergangen, aber der Verurteilte hat vor, seine Strafe weiter abzuarbeiten, "solange ich einen Stift in der Hand halten und den Satz vor mir noch sehen kann". Wer ist der Häftling? Paul Auster? Professor Sy T. Baumgartner? 

Paul Auster, 76 Jahre, macht jedenfalls seit mehr als fünfzig Jahren Sätze: Gedichte, Übersetzungen, Romane. Er schreibt mit dem Stift, tippt dann alles auf einer Olympia-Schreibmaschine ins Reine, die er 1974 von einem Bekannten für 40 Dollar gekauft hat. All das weiß man, weil Auster auch darüber schon geschrieben hat. Anderes glaubt man nur zu wissen, denn der amerikanische Literaturstar, "Vorsteher der Postmoderne", wie die New York Times schrieb, ist ein Meister der Täuschungen, Spiegelungen und des Spiels zwischen Wahrheit und Erfindung, Fiktion und Autobiografie. Ein meisterhafter Sätzemacher also in allen Genres, in seinem neuen, eben erschienenen Roman "Baumgartner" finden sich auch kurze Gedichte ... 

Seymour T. Baumgartner, kurz Sy, 71 Jahre, macht ebenfalls schon lebenslänglich Sätze. Er ist Professor für Phänomenologie an der Universität Princeton, schreibt über Kierkegaards Pseudonyme – jedenfalls in dem Moment, in dem ihn der Leser des Romans kennenlernt und ein unfertiger Satz zu einer Serie von Unglücken führen wird: Um den zu beenden, muss Baumgartner vom ersten Stock ins Wohnzimmer hinunter. Dort liegt das Buch, aus dem er zitieren möchte. Er bemerkt einen unguten Geruch, das Telefon läutet, die Türglocke klingelt ...

Seit dem Tod seiner Frau leidet er unter heillosen Phantomschmerzen

Keine Stunde später, nach etlichen slapstickartigen Pannen, wird sich Baumgartner mit Brandblasen an den Fingern, einem kaputten Ellbogen und einem lädierten Knie auf einem Stuhl in der Küche wiederfinden und mit seinen Gedanken in die Vergangenheit flüchten, zum Beginn der einen großen, strahlenden Liebe seines Lebens: Anna Blume, Dichterin, Übersetzerin, Sätzemacherin. Vor zehn Jahren ist Anna im Meer tödlich verunglückt, getötet von einer Monsterwelle. Seitdem leidet Baumgartner unter tiefen, heillosen Phantomschmerzen, wie er es nennt: "Bestimmte Mittel können die Symptome gelegentlich lindern, doch endgültige Heilung gibt es nicht."

Baumgartner sitzt auf einem Küchenstuhl und erinnert sich, Baumgartner sitzt auf einem Gartenstuhl und erinnert sich. An die erste Begegnung mit Anna und dann an die zweite, diesen so glücklichen Zufall, lässt die Familie auftreten, reist in Gedanken noch einmal in die Ukraine nach Iwano-Frankiwsk, von wo aus sich sein Großvater namens Auster einst auf den Weg nach Amerika machte. Er liest die Texte seiner Frau, gibt einen Band ihrer Gedichte heraus, verliert sich im Vergangenen. Und zwischendurch macht er streng Bestandsaufnahme, was seinen eigenen Zustand betrifft. Das Kurzzeitgedächtnis schwächelt, er entdeckt, dass er seine Hose nicht ordentlich geschlossen hat. Offener Reißverschluss, der "erste Schritt auf dem langen Weg bergab ans Ende der Welt", ahnt Baumgartner und schilt mit sich: "Mach nur weiter so, Trottel, bald wirst du nicht mal mehr deinen Namen wissen." 

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Einmal träumt der Professor, seine Frau rufe aus dem Jenseits an

Gedanken springen durch die Zeit, sehr viel mehr passiert nicht in diesem Liebesroman, und das ist dieser Roman in allererster Linie, ein Roman über die eine große Liebe, über kleine Lieben, über andere Lieben. Einmal träumt Baumgartner, dass seine verstorbene Frau aus dem Jenseits anruft, über das abgemeldete Telefon in ihrem Arbeitszimmer: Sie sei in einem "geräuschlosen Vakuum der Nullität, der Orkus des Nichts" und befinde sich im "paradoxen Zustand sich selbst bewusster Nichtexistenz". Solange er lebt und denkt, wecke er ihr Bewusstsein immer wieder mit seinen Gedanken, sinniert die Tote: "Keine Ahnung, wie das funktioniert." 

Das liest sich melancholisch, auch immer wieder etwas anstrengend, dann wunderbar komisch, unmöglich aber, diesen lose zusammengesetzt wirkenden Liebesroman nicht auch als einzige große Liebeserklärung an Austers Frau Siri Hustvedt zu lesen, die seit 42 Jahren an seiner Seite ihre so klugen und feinen Sätze macht. Im Frühjahr dieses Jahres machte die Schriftstellerin auf Instagram öffentlich, dass Paul Auster an Krebs erkrankt ist. Schrieb zuletzt im August über ihre gemeinsame Reise durch das "Krebsland" und dass sie bislang die Grenzmarkierung nicht erreicht hätten, an der einem mitgeteilt werde: "You are now leaving Cancerland". Und sie kündigte "Baumgartner" als "zartes wundersames kleines Buch" an. Das genau ist es: ein wundersames kleines Buch des großen Sätzemachers Paul Auster. 

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