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Münchner Filmfest 2025: Weltpremieren, Starauftritte und neue Perspektiven im Kino.

Münchner Filmfest

Weltpremieren, Starauftritte, neue Perspektiven – was beim Filmfest geboten ist

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    Tom Basden, Carey Mulligan und Tim Key (von links) in „The Ballad of Wallis Island“, dem Eröffnungsfilm des 42. Münchner Filmfests.
    Tom Basden, Carey Mulligan und Tim Key (von links) in „The Ballad of Wallis Island“, dem Eröffnungsfilm des 42. Münchner Filmfests. Foto: Focus Features

    München hat das Filmfieber gepackt. Bei hochsommerlichen Temperaturen findet in diesen Tagen das 42. Münchner Filmfest mit über 160 internationalen Filmen statt, darunter 49 Weltpremieren. 14 Filme hat das künstlerische Leitungsteam, bestehend aus Festivalchef Christoph Gröner und Julia Weigl, vom diesjährigen Filmfestival in Cannes importiert. Ein großer Renner ist jetzt schon Mascha Schilinskis Drama „In die Sonne schauen“ über vier Frauenschicksale, das an der Croisette gemeinsam mit Oliver Lax‘ Roadmovie „Sirât“ mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Auch „Sirât“ läuft auf dem Filmfest.

    Weltpremiere feierten unter anderem Martina Pluras Neuverfilmung des Nuller-Jahre-Hits „Mädchen Mädchen” sowie Katharina Otto-Bernsteins Doku „The Last Spy“ über einen mehr als Hundertjährigen, der auf seine Jahre als CIA-Agent zurückblickt, dazu mit Markus Sehrs und Daniel Rakete Siegels Prequel-Serie „Miss Sophie - Same Procedure as Every Year”, frei nach dem Silvester-Sketch „Dinner for One”. Internationale Highlights sind François Ozons Drama „Wenn der Herbst naht”, Richard Linklaters Schwarz-Weiß-Hommage „Nouvelle Vague” und Harris Dickinsons Regiedebüt „Urchin” sowie Mike Flanagans lebensbejahende Science-Fiction Geschichte „The Life of Chuck”. Christian Petzolds sommerliches Psycho-Drama „Miroirs No. 03” schließt das Festival am 6. Juli.

    Experiment im virtuellen Kino

    Zum ersten Mal vergibt eine Jugendjury einen Preis für den besten Kinder- und Jugendfilm, beim Audience Award hingegen stimmt das Publikum über den besten Film des Festivals ab. Ein spannendes Experiment wagt Thomas Imbach mit „The Exposure“, frei nach Arthur Schnitzler „Fräulein Else“. Der Film wurde komplett im virtuellen Kino mit Echtzeitbildern gedreht.

    Welche Stoffe gut beim Publikum ankommen, erklärte der Film-Datenanalyst Stephen Follows bei der Creators Conference. Im Ausland verkaufen sich vor allem ernste Dramen, historische Stoffe aus einer ungewohnten Sichtweise und Figuren mit einem starken ethnischen Konflikt gut. Außerdem wurden bei der Creators Conference, die unter dem Titel „Framing the Future of Filmmaking“ zum ersten Mal im Vorfeld des Filmfests stattfand, brisante Themen wie wirtschaftliche Herausforderungen durch künstliche Intelligenz, Streaming, knappes Budget und die im Herbst anstehende Filmreform diskutiert.

    Diversität wird beim Filmfest groß geschrieben

    Beim Warm Up des Filmfests am Freitag wurde mit vielen Workshops, Musik und Filmkunst rund ums Museum Brandhorst gefeiert. Kostenlose Screenings der Serie „Die Nibelungen Kampf der Königreiche“ (Regie: Cyrill Boss und Philipp Stennert) sowie Luca Guadagninos „Queer“ mit Ex-Bond Daniel Craig in der Titelrolle rundeten den ersten Tag des Festivals ab. Diversität schreiben die Festivalmacher Weigl und Gröner groß. Beim Christopher Street Day teilte sich das Filmfest München mit den Münchner Kammerspielen einen Wagen. Erstmals wurde am Diversity Day am Montag der QMS-Award (Queer Media Society) für das beste queere Langformat verliehen.

    Als ein Zeichen für Verständigung eröffnete das 42. Filmfest München mit James Griffiths „The Ballad of Wallis Island”. In der herzerwärmenden Komödie treffen ein merkwürdiger Lotteriegewinner (Tim Key), ein Musiker (Tom Basden) und seine nicht nur musikalische Expartnerin (Carey Mulligan) auf dem abgeschiedenen Wallis Island aufeinander. Tom Basden schrieb die Musik selbst. Er hatte Bedenken, Mulligan die Songs wegen ihres prominenten Partners Marcus Mumford, Frontmann der Folkband „Mumford & Sons”, zu schicken. Basden hoffte, dass seine Songs auch Mumfords Ansprüchen genügen. Die Bedenken waren grundlos, auch in München ernteten Film und Musik Standing Ovations.

    Protagonisten aus der Kunstgeschichte

    Den Bildenden Künsten widmet sich Regisseur Cédric Klapisch in „Die Farben der Zeit”. Seine Figuren begegnen unter anderem den Malern Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir. Ein bisschen fühlt sich der Film an wie ein verstaubtes französisches Gemälde, was zuweilen reizvoll sein kann. Auch Lena Vurmas und Thor Kleins „Leonora im Morgenlicht”, eine Weltpremiere, blickt in die Kunstgeschichte. Darin beginnt Leonora Carrington (Olivia Vinall) eine stürmische Affäre mit Max Ernst (Alexander Scheer).

    An diesem Dienstag feiert die Max Frisch-Verfilmung „Stiller” unter der Regie von Stefan Haupt mit Albrecht Schuch und Paula Beer Premiere, am Mittwoch die Netflix-Produktion „Brick” mit Matthias Schweighöfer und Ruby O. Fee. Das Filmfest München ist auch ein Entdeckerfestival. Vicky Krieps feierte hier 2014 einen Überraschungserfolg mit „Das Zimmermädchen Lynn”. Nun folgt ihre Tochter Elise Krieps mit Christina Tournatzes‘ Gerichtsdrama „Karla” den Spuren ihrer Mutter.

    Der Preisträger ist präsent in vielen Genres

    Internationale Stars gehören natürlich auch zum Filmfest München. Der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård wurde am Sonntag für seine Verdienste um die Filmkunst mit dem CineMerit Award im Amerikahaus ausgezeichnet. Skarsgård, der den Spagat zwischen Hollywood und intimen Stories meistert, ist Independent-Kinofans durch Lars von Triers-Filme wie „Breaking the Waves” ebenso vertraut wie „Star Wars”-Fans durch die Disney+-Serie „Andor”. Festivalleiter Christoph Gröner lobte denn auch Skarsgårds Vielseitigkeit. Beim anschließenden Gespräch scherzte der 74-jährige Skarsgård: „Schauspielern ist einer der Berufe, bei denen man besser wird, je älter man wird.” In Joachim Triers einfühlsamem Vater-Töchter-Porträt „Sentimental Value“ mit Renate Reinsve und Inga Ibsdotter Lilleaas überzeugt Skarsgård mit nuancierter Darstellung.

    Auch Gillian Anderson ist eine Meisterin des feinen Spiels. Nicht nur dafür bekommt sie am Dienstag ebenfalls den beliebten CineMerit-Award. Gezeigt wird Marianne Elliotts „Der Salzpfad” und bringt damit, wie Kate Winset im vorigen Jahr, wieder Glamour an die Isar.

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