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Liebe im Hier und Jetzt – der Dating-Trend „Situationship“

Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

Immer weniger junge Singles entscheiden sich für eine feste Beziehung. Stattdessen führen sie eine „Situationship“. Ein Sowas-Wie-Paar und eine Psychologin auf Definitionssuche.

Emilia und Fabian gehen oft miteinander Spazieren. Sie erzählen sich von ihrem Tag, reden darüber, was die Woche noch so ansteht. Meistens gehen sie danach zu einem der beiden nach Hause. Dort tun sie all die Dinge, die man als Paar eben so macht: Sie schauen Filme, kochen gemeinsam. Sie küssen sich, und sie haben Sex. Wenn es einmal schwierig wird, unterstützen sie sich gegenseitig. Alles an ihrem Umgang miteinander hört sich nach einer festen Beziehung an. Doch die beiden sind kein Paar. Das möchten sie nicht. Stattdessen führen sie seit einem Dreivierteljahr eine „Situationship“. 

Situationship? So nennt man die neue Beziehungsform der Generation Z. Sie setzt sich aus den Wörtern „Situation“ und dem englischen Wort für Beziehung, „Relationship“, zusammen. Eine Beziehung, die zur Situation passt, sozusagen. Es ist schwierig, diesen Begriff genau zu definieren, weil es ihn nur gibt, weil immer mehr Menschen „das zwischen ihnen“ nicht definieren wollen. 

Ein Versuch also: Gewissermaßen ist eine Situationship eine Momentaufnahme. Die Gefühle füreinander, das Vertrauen und die Intimität sind nur in der Gegenwart relevant, Verpflichtungen und Verantwortung bleiben ausgeklammert. Über die Zukunft spricht man nicht. Es ist im Grunde Liebe im Hier und Jetzt. Exklusivität ist kein Muss für die Sowas-Wie-Paare. Vermeintliche Zwänge einer monogamen Beziehung gibt es nicht. 

Eine feste Beziehung kommt für viele junge Singles nicht infrage

Emilia erinnert sich noch genau an das erste Treffen mit Fabian. Sie ist damals gerade aus dem Urlaub mit ihrer Schwester zurückgekommen. So wirklich aufgeregt vor dem Treffen war sie damals nicht, erzählt sie. „Ich war total offen für das, was zwischen uns passieren könnte“, sagt Emilia heute. Sie sitzt während eines Videotelefonats in Fabians WG-Zimmer, er direkt neben ihr. Sie gehen locker miteinander um und machen Späße, während sie über ihre Verbindung sprechen. Immer wieder werfen sie sich kurze, unsichere Blicke zu, als sie ihre Art der Beziehung, die so nicht genannt werden soll, genauer beschreiben. Es sei kein Thema, mit dem sie hausieren gehen. Deshalb heißt Emilia auch eigentlich nicht Emilia, und Fabian nicht Fabian. Ihre echten Namen möchten sie nicht preisgeben. Nur deshalb sprechen sie offen über ihre Situationship, wie sie einander gerne haben und doch nicht lieben möchten. 

Die beiden leben in einer Beziehungsform wie viele Menschen der Generation Z, die sich oft weigern, mehr zu geben als nötig und trotzdem alles Nötige bekommen möchten. Für Emilia und Fabian war von Anfang an klar: Etwas Festes kommt nicht infrage. Also alles locker, alles cool zwischen den beiden. Schon immer, noch immer, aber wahrscheinlich nicht für immer. Und das muss für die beiden auch nicht so sein.

Was genau ist neu an der Beziehungsform? Ungeklärte Verhältnisse soll es schließlich schon immer gegeben haben, und seit langer Zeit tragen viele Freundschaften den Zusatz „Plus“, also: Sex. Aus sexual psychologischer Sicht wird die Abgrenzung zwischen der vermeintlich verschiedenen Beziehungsformen immer schwieriger. Die Sexual- und Paartherapeutin und Autorin Dr. Heike Melzer aus München bezeichnet die Situationship schlicht als ein neues Kofferwort für ein Miteinander ohne klare Verpflichtungen. Diese Unverbindlichkeit sei ein großes Thema unserer Zeit: „Die Leute outen sich nicht mehr verbindlich, also geben einander wenig oder keine klare Rückmeldung.“ 

Man hat Sex, schafft es aber auch mal bis zum Italiener

Sie vergleicht das Dating-Verhalten der jüngeren Generation mit einem All-Inclusive-Buffet von verschiedenen Beziehungskonstellationen. „Die Menschen stehen davor und sind sich gar nicht mehr sicher, was sie überhaupt suchen“, sagt Melzer. In ihren Grundzügen ähneln sich etwa Situationships und das ältere Modell der Freundschaft Plus. Beide Male gibt es zwei Parteien, die einander offensichtlich genug mögen, um miteinander Zeit im Bett, aber auch außerhalb zu verbringen. Oder in den Worten der Paartherapeutin: Man hat Sex, schafft es aber auch mal bis zum Italiener. 

Es geht also vielen nicht nur um Sex, sondern auch um die emotionale Bindung. Fragt man bei Fabian und Emilia nach, sind sie sich selbst nicht sicher, wo sie zwischen einer Freundschaft Plus und einer Situationship die Grenze ziehen würden. Denn die beiden treffen sich auch manchmal „nur so“. Emilia sagt, sie haben sich „einfach gerne“. Gerne genug, um eben auch miteinander zu schlafen.

Soziale Medien machen Situationships zum Trend

Allgemein hätten sie nie wirklich darüber gesprochen, „was“ sie jetzt sind. „Es gab nicht dieses eine Gespräch, in dem wir beschlossen haben, dass wir jetzt eine Situationship führen“, erklärt die 24-Jährige. Es habe sich einfach so ergeben. Davon, ihre Nicht-Beziehung-Beziehung zu labeln, also genau zu benennen, halten die beiden nicht viel. Sie haben eher das Gefühl, dass die neuen Begrifflichkeiten von außen kämen und in sozialen Medien befeuert würden. 

Etwa auf Tiktok wimmelt es seit einigen Jahren nur so von Videos über Situationships. Auch über solche, die irgendwann doch zur Beziehung wurden. Ein paar Clips später sitzt ein Mädchen vor dem Handy und weint. Nach mehreren Monaten habe sich ihr Situationship-Partner von ihr „getrennt“. Die Kommentare sind voller Ratschläge. „Du hast etwas Besseres verdient“, schreibt eine Userin. Wieso lassen sich dennoch so viele junge Menschen auf diese instabile Form des Zusammenseins ein? 

Die Generation Z fährt endlose Runden im „Dating-Karussell“

Jüngere Generationen wachsen in westlichen Ländern in einer schier endlosen Freiheit auf. Zu jeder Zeit und in so gut wie jeder Situation stehen ihnen unbegrenzt viele Möglichkeiten offen. Genau das mache die Beziehungsform oft schwierig, findet die Sexualtherapeutin Melzer, denn: „Gerade die Abgrenzung von dem unendlichen Universum an Möglichkeiten da draußen macht die Wertigkeit einer Beziehung aus.“ Sich zu trauen, Farbe zu bekennen und die eigenen Bedürfnisse zu verbalisieren, sage außerdem viel über die Persönlichkeit aus. Besonders in der Welt des Online-Datings träfen nicht immer stabile Menschen aufeinander. Einige sind etwa von vorherigen negativen Beziehungen geprägt. „Man hat sich vielleicht ein paar Mal die Finger verbrannt und möchte jetzt nichts Festes mehr eingehen“, erklärt Melzer. Für viele ist das der Eintritt in das „Dating-Karussell“, wie die Psychologin es bezeichnet. Und das drehe sich immer schneller. So schnell, dass viele sich irgendwann nicht mehr festlegen wollen – oder können. 

Dating-Partner sind mittlerweile ein allzeit verfügbares Konsumgut. Denn die nächstbeste Person könnte überall warten. In der Bahn, im Club, oder nach dem nächsten Swipe in der Dating-App. Besonders Emilia hat in der Vergangenheit fleißig „getindert“. Sie kam aus einer Beziehung mit unschönem Ende und „wollte wieder unter Leute“. Die Auswahl, unter welche Leute genau man kommen möchte, ist online unbegrenzt. Vollkommen unkompliziert lässt sich dann auf den ersten oder zweiten Blick erkennen, ob die Person auch wirklich zu einem passt. Neben Angaben zum eigenen Trinkverhalten können Userinnen und User beispielsweise auch angeben, wie sie sich ernähren, wie oft sie zum Sport gehen, ob sie gegen Covid geimpft sind, oder nicht. Ganz oben im Profil prangt eine Angabe, die auch für Emilia und Fabian besonders wichtig war: „Wonach“ man sucht. Und dort steht bei anscheinend immer mehr potenziellen Online-Datingpartnern: Mal sehen. Weiß ich noch nicht. Nichts Ernstes. 

Lockere Beziehungen müssen nicht in romantischen Beziehungen enden

Der offizielle „Future Of Dating“-Report von Tinder aus dem Jahr 2023 bestätigt diese Annahme. Dort heißt es, dass die Generation Z den Begriff „Dating“, also so viel wie „miteinander Ausgehen“, anders definiert als die Generationen vor ihr. Sie betrachten es als „etwas Lässigeres ohne Ziel oder Ende“. Besonders junge Singles zögen es vor, den Druck aus dem Dating zu nehmen und so die Last aller Erwartungen zu nehmen. Romantische Gefühle lehne die Generation Z dabei nicht ab, „sie definiert sie lediglich anders“, heißt es weiter. Lockere Beziehungen müssten also nicht in romantischen Beziehungen enden. Oder anders gesagt: „Die Generation Z bevorzugt eine Terminologie, die nicht versucht, eine Beziehung zu definieren, bevor sie dazu bereit ist oder es überhaupt will.“

Für Fabian ist besonders sein Studium ein Grund, weshalb er keine feste Beziehung eingehen möchte. Er studiert Lehramt, in einigen Jahren wird er sein Referendariat machen. Wo genau, weiß er nicht. „Ich will mich gerade nicht an eine Person und an einen Ort binden“, lautet die Schlussfolgerung des 28-Jährigen. Während er das erklärt, nickt Emilia neben ihm. Auch sie fühle sich nicht bereit für eine feste Beziehung. Sie kämpft immer wieder mit ihrer mentalen Gesundheit, hat das Gefühl, gerade nicht stabil genug für eine feste Beziehung zu sein. Gerade brauche sie viel Zeit für sich, um die eigenen Bedürfnisse besser kennenzulernen und zu verstehen. Bis es so weit ist, sind Situationships für die beiden die ideale Form des Zusammenseins ohne zusammen zu sein: Keine Verpflichtung, keine Verantwortung, trotzdem Intimität, Vertrauen und zumindest starke freundschaftliche Gefühle.

Melzer: „Wer nicht viel gibt, kann auch nicht viel verlieren“

Durch dick und dünn zu gehen, an guten wie auch an schlechten Tagen füreinander da zu sein, das macht für viele bis heute eine gute Beziehung aus. „Diesen Ernstfall üben viele junge Leute aber nicht mehr“, sagt Melzer. Wer keine Beziehung eingeht, hält sein Investment geringer. Weniger Zeit, weniger Gefühle und vielleicht auch weniger Chancen, verletzt zu werden. Das könne allerdings Auswirkungen auf die Psyche der Sowas-Wie-Partner in Situationships haben: „Ich halte es für besser, wenn man in etwas Stabiles investiert. In eine andere Person, ohne angezogene Handbremse“, sagt Melzer. Dabei sei wichtig, dass man sich immer auf sich selbst zurückbesinnen kann. „Aber manchmal projizieren gerade die Menschen, die eine Ich-Schwäche haben, wahnsinnig viel auf den anderen“. Unsicherheiten und Verlustängste werden also schnell übertragen, oft auch grundlos. „Wer nicht viel gibt, kann auch nicht viel verlieren“, fasst Melzer zusammen. Das mag sich sicher anfühlen. Im Prinzip ist es aber nur die nächste Karussellfahrt.

Emilia hat sich bisher keine Gedanken darüber gemacht, wie stabil ihre Bindung zu Fabian wirklich ist. Wie häufig sich die beiden treffen, hängt stark davon ab, was sonst so auf dem Plan steht. Schließlich gebe es immer mal wieder Situationen, in denen es gerade einfach nicht passt. „Es gab Zeiten, in denen wir uns zwei-, dreimal die Woche gesehen haben“, sagt Emilia. Manchmal seien es aber auch nur ein, zwei Treffen im Monat gewesen. „Wir haben beide einen Job oder ein Studium, was uns zeitweise komplett einspannt“, erklärt Fabian. Wenn es passt, dann passt es. Und wenn nicht, dann eben nicht. Man ist der anderen Person immerhin nicht schuldig, Zeit für sie freizuräumen.

Manchmal lohnt es sich, die eigene Bindungsfähigkeit zu hinterfragen

Während diese Freiheit für viele reizvoll erscheint, kann der Unwillen sich zu binden auch künftige Beziehungen beeinflussen. Insbesondere Personen, die von einer Situationship zur nächsten hetzen, sollten manchmal einen Moment innehalten, sagt Melzer: „Wenn das Dating-Verhalten sich wie eine gesprungene Schallplatte immer und immer wiederholt und man nie bis zur Melodie kommt, kann es hilfreich sein, sich einmal Gedanken um die eigene Bindungsfähigkeit zu machen.“ Es könne bereits helfen, sich in einer solchen Lage klar zu positionieren. „Wer sich immer wieder in Situationships gefangen findet, sollte sich trauen, deutlich zu sagen, dass er das nicht will und lieber eine feste Beziehung sucht.“ Wer sich nach einer echten Bindung sehnt, diese aber nur schwer findet, müsse vielleicht auch mal in der eigenen Vergangenheit nach Gründen forschen. Wer zunehmend unter der Situation leidet, könne sich immer Hilfe einholen. 

Insbesondere für Situationshipper ist es wichtig, sich selbst kennenzulernen und auf die eigenen Gefühle zu hören, erklärt die Psychologin. „Man muss sich selbst als besten Freund ansehen“, sagt sie. Es sei in allen Beziehungsformen wichtig in sich selbst zu investieren, Gefühlen Raum zu lassen und sie zum Ausdruck zu bringen. Da sei es normal, dass es auch zu unangenehmen Situationen kommt, die allen Beteiligten aber die Chance biete, daran zu wachsen und einander näherzukommen. Oder sich zu trennen. „Das ist wie ein Muskel. Es gehört zu Beziehungen dazu, eine solche Trennungskompetenz zu bekommen“, erklärt Melzer. Stattdessen bleiben die Sowas-Wie-Paare häufig in der Schwebe, quasi in einer andauernden Kennenlernphase, in der man vielleicht herausfindet, ob man sich eine Beziehung, eine nähere, romantische Bindung mit der Person vorstellen kann – die Erkenntnis, ob oder ob nicht allerdings zum selben Ergebnis führt. Nämlich zu einem ständigen Vielleicht. Eine Entscheidung für heute, ein Vielleicht zu morgen. Ein „Mal sehen“, das sich so lange ziehen kann, bis es weh tut.

Gefühle machen das Dating-Verhalten unnötig kompliziert

Weh tun möchten Emilia und Fabian einander auf keinen Fall. Auch wenn sie nie wirklich über ihre Gefühle gesprochen hätten, genauer gesagt darüber, dass es sie nicht geben soll, gibt es zwischen ihnen kein „Vielleicht“. Fabian vermutet, dass sie den Kontakt nicht weiter führen würden, sollte sich einer in den anderen verlieben. „Das macht es unnötig kompliziert“, findet er und Emilia nickt. 

Das, was sie haben, das ist ihnen jedoch sehr wichtig. Sie sind füreinander da, wenn es einem der beiden einmal schlecht geht, sie schätzen die Gegenwart des anderen. Sie wollen nur keine Beziehung, sie wollen im Hier und Jetzt leben, nicht an morgen denken. Und solange ihre Vorstellungen des Nicht-Zusammenseins übereinstimmen, sind Emilia und Fabian glücklich mit der Situation, wie sie gerade ist. Sie glauben auch nicht, dass ihre Freundschaft, die sich bei den Treffen vor oder nach dem Sex geformt hat, gefährdet würde, sollte sich „jemand jetzt Hals über Kopf in eine andere Person verlieben“, sagt Fabian. So ganz ausschließen könne man das ja nie.

Time-Magazine bezeichnet Situationship als Intimität ohne Grund

Es ist also gar nicht so unkompliziert, wie man im ersten Moment hoffen würde. Im Internet mühen sich verschiedene Zeitschriften und Ratgeber-Webseiten daran ab, das Phänomen zu definieren, erläutern die Vor- und die Nachteile, stellen die Erkennungsmerkmale einer Beziehung, einer Affäre und einer Situationsship gegenüber. Selbst Wikipedia widmet der Situationship einen kurzen, unromantischen Eintrag.

Wie Emilia und Fabian schafft es aber auch keiner der Artikel genau zu definieren, „was“ das zwischen den Sowas-Wie-Paaren genau ist. Wieso Situationships aber „acutally great“, also eigentlich toll sind, erklärt das Time-Magazine: Es könne Vorteile haben, sich in einer solchen Grauzone zu befinden. Während beide es genießen, Zeit miteinander zu verbringen, mehr über den anderen zu erfahren und weiter zu definieren, was sie wirklich wollen, könnten Situationshipper Intimität erleben, die keinen Grund benötigt. Wie lange diese grundlose Intimität anhält, wie oft sie in einer festen Beziehung oder in mehr oder weniger schmerzhaften Trennungen endet, bleibt, fast schon erwartbar, offen.

Für immer in Situationships zu leben und (nicht) zu lieben, können sich Emilia und Fabian nicht vorstellen. Irgendwann möchten sie das Karussell verlassen. Besonders Emilia ist sich sicher, dass sie zu einem anderen Zeitpunkt eine Konstante in ihrem Leben möchte, eine feste Verbindung, und tiefe Liebe. Doch jetzt ist einfach nicht die Situation dafür.

Autorenbild Nadine Ballweg