40 Künstler. 400 Objekte. Fünf Tage lang. Mehr als 5000 Besucher. Kurz vor dem Abriss „lebte“ das ehemalige Warmfreibad Greifenberg noch einmal auf. Die Kunst hielt dieses Mal Einzug. Künstler aus der Region und aus München hatten das Areal mit einer Fläche von rund 12.000 Quadratmetern und seinen zahlreichen Räumen in eine riesige Spielwiese verwandelt. Die Initiatoren des Festivals „Kunst Geht Baden“ waren die „Freischwimmer“ Axel Wagner, Maler und Objektkünstler aus Greifenberg, Andreas Kloker, Kalligraph und Installationskünstler aus Schondorf und Janos Fischer, Maler und Dichter aus Dießen. Im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt zog Axel Wagner Bilanz.
Weit mehr als 5000 Besucher in fünf Tagen sind ein riesiger Erfolg. Wie haben sie diese Tage erlebt?
Axel Wagner: Für mich waren diese Tage ein einziger Triumph der Kunst. So viel Euphorie, so viel glänzende Augen. Menschen, die sich begegneten und mit der Kunst beschäftigten. Das ist das Maximum, was Kunst so leisten kann. Menschen zusammenzubringen, die sich nicht jeden Tag für Kunst interessieren. Das ist uns total gelungen mit diesem Gesamtkonzept. Es ist eben nicht nur Kunst, sondern auch das Drumherum. Das friedliche Feiern mit Performance, mit Musik am Abend. Mit wunderbaren Bildern, die allen, glaube ich, ganz lange in Erinnerung bleiben werden. Es gab Aspekte von Woodstock und von Burning Man. Es war eine Documenta des Fünfseenlands. Auch das Wetter war optimal. Es war alles dabei: Sonne, Wärme, Regen, Schnee. Und das kühle Regenwetter hat den Besucherstrom nicht abreißen lassen. Im Gegenteil, die Menschen haben sich da noch viel mehr auf die Kunst eingelassen. Sehr schön war unser Miteinander: Es war eine tolle Teamarbeit mit Andreas und Janos, mit meiner Familie, mit allen Künstlern sowie mit Harry aus der Kuba in Schondorf, der uns mit tollem Essen versorgte.
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Was waren für Sie die persönlichen Höhepunkte?
Wagner: Es waren vor allem diese ganz vielen kleinen Begegnungen mit Besuchern vor den einzelnen Objekten. Da habe ich mich oft danebengestellt und zugehört, wie sie versucht haben, zu verstehen, zu belachen, zu bestaunen. Das waren für mich ganz viele kleine Höhepunkte.
Als Künstler waren Sie hier auch mit vielen Objekten beteiligt. Was hat das Event mit Ihnen als Künstler gemacht?
Wagner: Je nach dem, wie man es zählt, war ich hier mit neun oder zehn Objekten vertreten. Aber ich hatte als Organisator, Sprecher und Initiator wenig Raum, um auch als Künstler in Erscheinung zu treten. Ständig gab es etwas zu organisieren, abzusprechen, zu klären. Das Handy ging pausenlos.
Welche Verbindung hatten Sie persönlich zu dem Warmbad?
Wagner: 1978 habe ich hier mit meinem Freund Robert und dessen Mutter erstmals das Warmbad besucht. Damals wohnte ich noch in Germering. Unsere Kinder haben ebenfalls hier das Schwimmen gelernt. Bei „Kunst Geht Baden“ haben sie uns nun in der Bar geholfen.
Nun ist es vorbei. Was werden Sie erst einmal machen? Gibt es Ideen für ein nächstes Projekt? Was passiert mit den Kunstwerken?
Wagner: Am 19. Januar hatten wir in diesem Jahr mit den Vorbereitungen für „Kunst Geht Baden“ gestartet. Seitdem habe ich sicher gut 700 Stunden Arbeit, vor allem in die Organisation des Projekts investiert. Nun heißt es für mich, erst einmal in den normalen Alltag zurückzukehren. Wir werden aber versuchen, einige Objekte zu bewahren. So wollen wir die mit Samt umhüllten Badeausstiege von Angelika Hoegerl heraustrennen. Auch die bemalten Toilettentüren wollen wir retten. Es könnte dann noch eine Reliquien-Ausstellung in dem neuen Bad geben. Auch Kunst am Bau wäre eine Idee. Durch das Projekt sind so viele neue Freundschaften, Kontakte, Netzwerke entstanden. Ich denke, die Idee der Zwischennutzung, die eigentlich nicht wirklich neu ist, kann für die Kunst sehr attraktiv und für die Gesellschaft sehr wertvoll sein. Problem ist nur, dass auch das kein Konzept ist, mit dem Künstler Geld verdienen können. Bei Kunst Geht Baden wurde von den Besuchern zwar viel gespendet, aber leider kaum Kunst verkauft.