Mit Holzeimer und Bürste bewaffnet, so kennen die Besucherinnen und Besucher des Kaltenberger Ritterturniers Ulrike Groß, die alle nur Ricky nennen. So mancher Gast wurde von ihr in den vergangenen Jahren mit Wasser bespritzt, als er an der Badstube draußen vorbeilief. Drinnen gab es ein sehr beliebtes Angebot, das vergangenes Jahr ausfiel, weil Ulrike Groß aus persönlichen Gründen nach zehn Jahren aufhören musste: ein Bad für bis zu sechs Personen im Zuber mit Speis und Trank. Nun soll die Tradition wiederbelebt werden. Unsere Redaktion hat mit ihr darüber gesprochen, was einen guten Bader beziehungsweise Baderin ausmacht und was hilft, wenn sich Gäste doch mal daneben benehmen.

Badstube des Kaltenberger Ritterturniers hat lange Tradition
Markus Wiegand, Pressesprecher der Veranstaltung, kennt die Badestube noch aus den Tagen, als er mit zwölf Jahren erstmals beim Ritterturnier war, heute ist er 58. „Als es vergangenes Jahr nicht angeboten werden konnte, war die Empörung groß. Sie hat eine lange Tradition“, erinnert er sich. Deswegen startet er nun die Suche nach einer Nachfolgerin. „Wer Interesse hat, kann sich bei uns mit seinem Konzept melden. Wir würden gerne ein Casting in der Ritterschwemme machen, eine Vorauswahl treffen und dann in den sozialen Netzwerken abstimmen lassen.“

Das Angebot sei immer sofort ausgebucht gewesen, sagt Ricky Groß. Pro Tag und pro Zuber habe sie zwölf Gruppen empfangen. Ein Zuber steht in der Badstube, der andere stand auf einer Terrasse, wurde aber zwischenzeitlich abgebaut, weil der Platz für den Weihnachtsmarkt genutzt wird. Je Pott bespaßten zwei Damen die Gäste. Im Fall von Groß übernahmen das Freunde und Verwandte. Wer Platz nahm, konnte sich auf eine Seifenbehandlung, eine Massage und ein Milchbad freuen und sich stärken. Gebadet wurde nackt und mindestens eine Stunde, damit sich ein Entspannungsgefühl einstellte.
Dazu wurden Obst und Käse gereicht und auch Alkohol getrunken. „Ohne die Bar vorn am Eingang hätte sich die Badestube nicht gelohnt“, sagt die frühere Baderin. Sie und ihr Mann hatten vor der Badstube einen großen Grill auf dem Ritterturnier betrieben. „Prinzessin Beatrix hat mich damals gefragt, ob ich die Badstube übernehmen möchte und ich war sofort Feuer und Flamme für die Idee“, sagt Groß.
Die Fliegenklatsche kommt bei ungebührlichem Verhalten in der Badestube zum Einsatz
Zwischen den einzelnen Gruppen war 30 Minuten Pause, in denen das Wasser ausgetauscht wurde. Wenn Sie und Ihr Team abends noch Muse hatten, setzten sie sich nach Feierabend auch noch selbst in den Zuber. Probleme habe sie in den zehn Jahren trotz der feuchtfröhlichen Stimmung nur zweimal gehabt, sagt Groß. „Ein Pfiff und die Security, die am nahegelegenen Eingangstor stand, war da und hat es geregelt.“ Etwas öfter kam eine Fliegenklatsche als Mahnung zum Einsatz, das genügte fast immer, verrät die frühere Baderin.
Bevor gebadet werden kann, ist erst einmal einiges an Vorbereitung nötig. „Die Eichenbretter müssen gewässert werden, damit sie sich ausdehnen und der Zuber dicht wird“, sagt sie. Damit habe sie etwa vier Wochen vorher begonnen. Deswegen sollte die Person, die die Aufgabe übernimmt, aus der Region kommen, sind sich Wiegand und Groß, die im Landkreis Fürstenfeldbruck lebt, einig. Verstaut werden muss zudem vorab die angelieferte Holzladung, da die rund 400 Liter Wasser mittels Holzofen auf rund 37 Grad erhitzt werden. „Es haben sich aber immer hilfsbereite Helfer gefunden, aus anderen Gruppen des Ritterturniers, die auch mal mit angepackt haben“, sagt Groß.
Im Badehaus beim Kaltenberger Ritterturnier wurde im Schichtsystem gearbeitet
Körperlicher Einsatz war auch zwischen den Badeeinheiten gefragt. Das Wasser wurde mittels Holzeimern vom Ofen zum Zuber getragen. „Das ist körperlich schon anstrengend, aber wir wollten es authentisch machen. Natürlich könnte man auch eine Pumpe verwenden“, sagt Ricky Groß. Sie und ihr Team arbeiteten im Schichtsystem mit bis zu 14 Personen, um die Anstrengung zu mindern.
Ricky Groß gerät immer noch ins Schwärmen, wenn sie an die Zeit als Baderin zurückdenkt. „Es war meine Passion. Wer unkompliziert ist und Menschen mag, dem wird das auch gefallen“, sagt sie. Wer sich bewerben will, kann dies per Mail unter markt@schloss-kaltenberg.de tun.
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