So viele Besucherinnen und Besucher auf einmal sieht die Burgruine Haltenberg selten. Am vergangenen Sonntagnachmittag lockte eine Führung im Rahmen der Kreiskulturtage etwa hundert Menschen zur Burg. Diesen Andrang hatte auch die Veranstalterin nicht erwartet, die mit 50 angemeldeten Gästen gerechnet hatte. Das sonnig-warme Wetter bewog viele Familien mit kleinen Kindern zu einem Ausflug nach Haltenberg.
Bei der Führung in Haltenberg geht es um die Historie der Burgruine
Die Kinder tobten durch den Burghof und kletterten über die alten Gemäuer, was jedoch aufgrund loser Steine keine gute Idee ist. Darauf wies Burgführerin Oranna Brodkorb auch gleich hin, bevor sie die Menschenmenge in zwei separate Gruppen aufteilte. Mit vielen interessanten Details, aber dennoch kindgerecht, begann sie, die Geschichte der Burg zu erklären. Zur Illustration zeigte die Kunsthistorikerin laminierte Bilder, die dabei halfen, sich das Burgleben vergangener Zeiten vorzustellen. In der großen Hauptburg stehend, deren Erdgeschoss als Speise- und Schlafsaal diente, erzählte Brodkorb, woher eigentlich der Spruch „die Tafel aufheben“ kommt. Statt Tischen hatten die Burgbewohnerinnen und -bewohner nämlich Holzplatten, die sie zum Essen auf Ständer legten, und nach dem Essen wieder ‚aufhoben‘.

Die Burgführerin erklärte, wie der Name der Burg ursprünglich zustande kam und erläuterte die besondere Stellung Haltenbergs als einzig erhaltene Höhenburg, also auf einer Anhöhe gebaute Burg, am Lechrain. So seien die Angreifer schon aus der Puste, bevor sie die Burg überhaupt erreichen, weiß ein aufmerksamer Junge beizusteuern.
Eine weitere Besonderheit: Die Burgkapelle aus dem Jahr 1260 steht frei am Übergang von der Vorburg zur Hauptburg. Um zur Burg zu kommen, hätten Angreifer die Kapelle zerstören müssen, wovor sie wohl Skrupel gehabt hätten. Durch die Gotik und den Barock hindurch wurde die dem Heiligen Erasmus geweihte Kapelle immer benutzt und baulich verändert, erklärte Brodkorb. Dann führt sie die Gruppe auf den 18 Meter hohen Turm, dem erst 1996 ein Anbau hinzugefügt wurde, sodass er begehbar wurde.

Nach einem Gruppenwechsel scharten sich die Menschen um die Falkner Sylvia und Bernhard Kraus aus Weilheim. Mit einem großen weiblichen Habicht und einem kleineren männlichen Wanderfalken erzählten sie von der Beizjagd, die besonders im Hochmittelalter bei den Adeligen beliebt war, und die die beiden Jäger als Hobby ausüben. Ihre Vögel dienen ihnen dabei quasi als Waffen. Statt eines Gewehrs benutzte der Adel einen abgerichteten Greifvogel, um kleinere Tiere wie zum Beispiel Krähen zu jagen, so Sylvia Kraus. Der Staufer Friedrich II. zum Beispiel habe die Falknerei umfassend studiert und mit Erläuterungen zum Falken Zähmen und der Falknerei als Kunstform ganze sechs Bücher gefüllt. Als die Geduld der anwesenden Kinder zur Neige ging, zogen viele Familien weiter zum Naturfreundehaus, um den Nachmittag bei einer Stärkung ausklingen zu lassen. Die Kreisheimatpflege bietet regelmäßig kostenlose Burgführungen ohne Anmeldung an. Die Termine sind online einsehbar. (Von Sophie Vondung)
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