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Die 12. Klasse der Waldorfschule Landsberg spielt einen Theaterklassiker

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Schüler hinterlassen Eindruck auf der Bühne

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    Jakob Konrad spielt die Hauptfigur beim Theaterprojekt der 12. Klasse der Freien Waldorfschule Landsberg.
    Jakob Konrad spielt die Hauptfigur beim Theaterprojekt der 12. Klasse der Freien Waldorfschule Landsberg. Foto: Thorsten Jordan

    Vor der Aula der Freien Waldorfschule Landsberg sammelt sich eine gespannte Menschenmenge – Mitschüler, Lehrkräfte, aber auch Gäste warten auf den Einlass. Grund dafür: Die 12. Jahrgangsstufe traut sich unter der Regie von Luis Lüps an das renommierte Werk „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Ken Kesey heran, der insbesondere in seiner Filmadaption mit Jack Nicholson weltweite Bekanntheit erreicht hat. Die 20 Schüler glänzten bei vier Aufführungen. Die Gruppe stand bereits in vergangenen Jahren gemeinsam auf der Bühne und präsentierte nun ihre finale Darbietung vor dem Abschluss ihrer Schulkarriere.

    Ein eindrucksvolles Bühnenbild, sowie der technische Einsatz von verschiedenen Licht und Soundeffekten helfen dabei, die Bühne trotz wenig Platzes zum Schauplatz des Geschehens zu verwandeln und das Publikum in den Alltag der psychiatrischen Anstalt zu versetzen, in der die Handlung spielt. Die Kostüme, die mit bewussten Farbkontrasten spielen - Blau für die Pfleger und Orange-braun gemustert für die Patienten - betonen die Aufteilung und Zugehörigkeit.

    Die Handlung hält sich an die literarische Vorlage

    Der Handlungsverlauf hält sich dabei nah an seine literarische Vorlage: Der extrovertierte Freigeist R.P. McMurphy, verkörpert durch Jakob Konrad, lässt sich auf die Station zwang-einweisen, um einer Haftstrafe zu entgehen und liefert sich dort einen Machtkampf gegen das autoritäre Regime der Oberschwester Ratched, gespielt von Milana Hobba. Die psychiatrische Station wird im Stück dabei beschrieben als „ein Abbild der Gesellschaft im Kleinen“ und verdeutlicht die Einschränkung des freien Geistes in einem geschlossenen System. Es thematisiert den individuellen Umgang mit Traumata, Gemeinschaft und Demokratie, wie auch Widerstand und Rebellion.

    Mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ überzeugte die Theatergruppe der Freien Waldorfschule Landsberg.
    Mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ überzeugte die Theatergruppe der Freien Waldorfschule Landsberg. Foto: Thorsten Jordan

    Die Patienten, deren gemischte Besetzung einen modernen Bruch in der Darstellung der Gruppe bildet, während sich das Original auf einer reinen Männerstation abspielt, werden von McMurphys Einfluss verändert. Sie schöpfen Kraft, sich gegen die vorherrschenden Schikanen zu wehren und für ihre Rechte und Werte einzustehen, selbst wenn „die Welt den Starken gehört und kein Kaninchen den Wolf zum Kampf herausfordert“. Das innere Wachstum der Patienten findet seine deutlichste Personifikation in Captain Bromden. Eine Figur, die trotz ihrer anfänglichen vermeintlichen Taub-Stummheit als Erzählinstanz für das Publikum fungiert und schließlich persönliche Erfahrungen der Ausgrenzung aufgrund von Andersartigkeit teilt. Falka Klare verdeutlicht den persönlichen Wandel dieser Figur zuletzt auch durch eine emotionale Gesangseinlage, die die Handlung mit ihrer anschließenden Flucht abschließt.

    Das Stück bietet auch komische Momente

    Für Momente der Komik des Stückes sorgen im späteren Verlauf insbesondere Finjas Nitz und Can Maral, die in die Rollen von Candy Starr und Sandra schlüpfen und mit einer Tanzchoreografie zu Musik von Doja Cat einen deutlichen Bruch in der sonst vorwiegend ernsten Atmosphäre der Aufführung schaffen, der auf Begeisterung vom Publikum stößt.

    Die Aufführung lebt von der Furchtlosigkeit vor Auseinandersetzung und Konfrontation. Die Behandlung und Darstellung von schweren Thematiken und grafischen Inhalten erfordert Mut und wurde mit Bravour gemeistert. Das Spiel auf der Bühne zeugt vom langjährigen Miteinander und wirkt natürlich, die Rollen überzeugend. Insgesamt eine sehr gelungene Performance, die mit ihrer Tragik Eindruck hinterlässt und das Publikum, seien es die jugendlichen Mitschüler oder auch Besucher im höheren Alter, gleichermaßen überzeugt.

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