Ein neugegründeter Verein will mit dafür sorgen, dass die kirchlichen und kulturellen Schätze, die das Dießener Marienmünster enthält, auch für künftige Generationen erhalten bleiben. „Dall‘Abaco“ nennt sich der von 18 Gründungsmitgliedern - darunter der frühere Staatsminister Dr. Thomas Goppel und Bürgermeisterin Sandra Perzul - ins Leben gerufene Freundeskreis. Geleitet wird er von Alois Kramer, Melanie Vordermayr und Nikolaus Matosevic. Zusammen mit Pfarrer Josef Kirchensteiner stellten sie jetzt ihre Ziele und Vorhaben vor.
Das Dießener Marienmünster, gebaut in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist nach der Landsberger Stadtpfarrkirche das zweitgrößte Kirchengebäude im Landkreis. Errichtet und mit hochwertigen Kunstwerken ausgestattet wurde es mit den Mitteln des Augustiner-Chorherrenstifts, die diese aus ihrem großen Forstbesitz, Gutshöfen wie Thann bei Dettenschwang, Achselschwang, Romenthal und Mischenried bei Weßling erwirtschafteten, ebenso aus den Einkünften der sechs von ihnen betreuten Pfarreien und der Wallfahrt in Grafrath und vor allem von den Grundzinsen der Bauern, die auf Höfen saßen, die sich im Obereigentum des Dießener Stifts befanden.
Der Staat ist nur teilweise für den Erhalt des Marienmünsters zuständig
All diese Einkünfte fielen mit der staatlich verordneten Auflösung der Klöster 1803 weg. Zwar übernahm der Staat daraufhin die Unterhaltskosten der ehemaligen Stiftskirche. Allerdings bezieht sich die staatliche Baulast nur auf Dach, Decke und Mauern, wie Pfarrer Kirchensteiner sagt. Die Ausstattung sei Sache der Kirche und müsse aus Eigenmitteln - deren Basis wiederum überwiegend die Kirchensteuer bildet - erhalten werden. Auch das ist inzwischen aufgrund sinkender Mitgliederzahlen der Kirche ein Problem, sodass sich der Einsatz kirchlicher Gelder zunehmend auf die unmittelbaren Bedürfnisse der Liturgie beschränken muss. Somit seien kaum noch die Ressourcen für den Erhalt kultureller Schätze vorhanden. Doch davon gibt es im Marienmünster viele.

Deshalb, erzählt der Vorsitzende des neuen Vereins, der Journalist Alois Kramer, habe er zusammen mit dem früheren Münsterorganisten Stephan Ronkov bereits vor der Corona-Zeit die Idee eines Freundeskreises für das Marienmünster entwickelt. Als erste Herausforderung des Vereins benennt Kramer die Sanierung der im Kern barocken Orgel in der Kirche. Diese wird schon seit vielen Jahren gewünscht, scheiterte aber bislang an den hohen Kosten von rund 400.000 Euro. Dabei geht es beispielsweise um die Einsetzung fehlender Register, den Rückbau von nach heutiger Meinung für den Klang nachteiliger Veränderungen vergangener Jahrzehnte und die Renovierung des barocken Gehäuses.
Die Mysterienbühne ist der nächste Problemfall im Marienmünster
Der Verein hofft, die nötigen Gelder akquierieren zu können: durch eigene Benefizveranstaltungen wie etwa ein bereits für Herbst geplantes Konzert, aber auch durch die Gewinnung von Zuwendungen und durch Mitgliedschaften, die mit einem Jahresbeitrag von 20 Euro verbunden sind.
Doch die Orgel ist nur einer der Schätze im Marienmünster. Ein anderes, seit längerer Zeit auch finanziell ungelöstes Problem ist die Mysterienbühne. Diese darf nach den Vorgaben des Landesamts für Denkmalpflege nur noch von Palmsonntag bis Ostern bespielt werden. Grund dafür ist, dass für die jeweiligen wechselnden Darstellungen zu besonderen Festtagen in der Advents- und Weihnachtszeit und über die Kar- und Ostertage bis Pfingsten das eigentliche Altarbild von Balthasar Augustin Albrecht in einem sechs Meter tiefen Schacht versenkt werden muss. Dort nehme es jedoch vermutlich aufgrund der dortigen hohen Luftfeuchtigkeit Schaden, erklärt Pfarrer Kirchensteiner. Eine besondere Dießener Tradition sei auch die Mechtildis-Verehrung. Solche örtlichen Gebräuche müssten durch die Menschen vor Ort weitergetragen werden - unabhängig von künftigen Pfarrern, meint Kirchensteiner, der darauf verweist, dass die Zahl der leitenden Pfarrer in den Pfarreiengemeinschaft in Zukunft noch weiter zurückgeht.

Und nicht zuletzt weist der Verein „Dall‘Abaco“ darauf hin, dass das Marienmünster das bedeutendste Gebäude im Markt Dießen sei, mit dem sich auch die über 1000-jährige Geschichte des Ortes mit den Herzögen von Andechs-Meranien und der hier fast 700 Jahre wirkenden Augustiner-Chorherren verbinden. Auf einen von diesen Chorherren nimmt auch der Name des Vereins „Dall‘Abaco“ Bezug. Joseph dall‘Abaco (1718-1792), ein Sohn des kurfürstlichen Rats und Konzertmeisters Evaristo Felice dall‘Abaco, trat 1739 in das Dießener Stift ein. Als Chorherr war er nicht nur in der Seelsorge, sondern auch in der Geschichtswissenschaft tätig. Er schrieb unter anderem die 1998 von Peter Dorner teilweise edierte Chronik des Stifts und war ab 1781 außerordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
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