„Mit dem Aufstand haben die Menschen vor 500 Jahren Courage gezeigt. Es war ein erster Schritt zur Demokratisierung.“ So begann Klaus Wankmiller seinen Vortrag über den Bauernkrieg am Lechrain im Frühjahr 1525, zu dem der Historische Verein Landsberg eingeladen hatte. Das Thema war von Interesse, etwa 90 Besucherinnen und Besucher sorgten für einen voll besetzten Pfarrsaal Mariä Himmelfahrt.
Der 1962 geborene Wankmiller ist Lehrer und seit 2011 Rektor der Grundschule Pfronten. Daneben ist er, wie Werner Fees-Buchecker, Vorsitzender des Historischen Vereins, bei dessen Vorstellung ausführte, sehr aktiv als Geschichtsforscher, Verfasser von Geschichtsblättern und vielem Weiteren. Dass die Menschen vor 500 Jahren überhaupt den Mut hatten, gegen die Obrigkeit aufzubegehren, machte Wankmiller zu Beginn seines Vortrags an mehreren wichtigen Ereignissen fest. So konnten sich mit der Erfindung des Buchdrucks im Jahr 1455 Neuigkeiten schneller verbreiten. Martin Luthers Thesenanschlag (1517) sei weiterer Auslöser des Aufbegehrens gewesen und auch der Tod von Kaiser Maximilian I. spielte eine nicht unwesentliche Rolle.
Die ersten Aufstände waren Mitte 1524 in der Schweiz und in Stühlingen direkt an der Grenze zur Schweiz. Von dort breitete sich die Bewegung aus – ursprünglich ohne Blutvergießen. Belegt ist Letzteres mit einem Schreiben vom 5. März 1525 an kaiserlichen Statthalter, baierischen Herzog, den 40 Jahre vorher gegründeten Schwäbischen Bund und alle Reichsstädte. „Man habe sich zu einer Allgäuer christlichen Vereinigung zusammengeschlossen und wolle keine kriegerischen Auseinandersetzungen“, heißt es da.

Einen Tag später trafen sich in Memmingen Vertreter mehrerer „Haufen“, wie die gemeinsam auftretenden Aufständischen aus den verschiedenen Gebieten genannt wurden, und erarbeiteten in den Tagen darauf zwölf „Gemeinen Artickel“. Diese wurden genehmigt und verabschiedet. „Das ist unser erstes Grundgesetz“, so Wankmiller. Gefordert wurden freie Wahl der Priester, Abschaffung ungerechter Abgaben, Ende der Leibeigenschaft, öffentliche Freigabe von Jagd, Fischfang, Holz-, Wald- und Weiderechten. „In der Zeit mussten die Bauern Hand- und Zugfron für den Herrscher leisten und oft nicht nur den Zehent, sondern bis zu 30 Prozent ihrer Erträge abliefern.“ In den Städten habe es ebenfalls Unruhen gegeben. Auslöser waren Steuerdruck oder auch Neid der Unterschichten.
Mit der „Bluttat von Weinsberg“ endet der friedliche Aufstand
Mit der als „Bluttat von Weinsberg“ in die Geschichtsbücher eingegangenen Ermordung des Grafen von Helfenstein und seines Gefolges war es vorbei mit einem friedlichen Aufstand. Schlösser, Burgen und Klöster wurden erstürmt, geplündert und gebrandschatzt. Mönche mussten bei der Verteidigung mithelfen. In Nesselwang hatten sich bis rund 20.000 Bauern versammelt, Füssen wurde ein Ultimatum zur Übergabe gestellt.
Etliche Herrscher bekamen es mit der Angst zu tun. So floh der Augsburger Fürstbischof nach Dillingen. Der Lech, Grenze zwischen Baiern und Schwaben, war auch Grenze der Aufstände. Lediglich in den bairischen Gebieten westlich des Lechs waren Aufständische unterwegs. So wurde im Februar 1525 bereits in Landsberg eine Klage eingebracht, weil sich Bauern aus Denklingen, Leeder, Epfach und Asch den Aufständischen in Oberdorf (heute Marktoberdorf) angeschlossen hatten. Im April desselben Jahres zog deshalb Ludwig X. mit Militär nach Denklingen, wo sieben Bauern erstochen und fünf gefangen genommen wurden.
Anfang Mai gab es ein Gemetzel bei Kleinkitzighofen. Dort hatte sich ein Haufen von etwa 700 Bauern aus Hurlach, Klein- und Großaitingen, Langerringen, Schwabmünchen und Wehringen gebildet. 200 Reiter des damaligen Landsberger Pflegers rückten aus und richteten dort ein Blutbad an. Die Toten wurden in einem Massengrab verscharrt. Darauf wurde 1730 eine Kapelle errichtet. Massengrab mit Marien- oder Bauernkapelle befinden sich am südlichen Ortsrand von Kleinkitzighofen.

Das Ende der Bauernkriege im Allgäu datiert Wankmiller auf Mitte Juli 1525. Füssen musste zurückgegeben, abgelassene Fischteiche aufgefüllt werden. Die Allgäuer Bauern mussten eine „Brandsteuer“ zahlen. Die Aufstände waren großteils gescheitert. Gründe dafür sind laut Wankmiller fehlende Waffen und Geschütze, der räumlich begrenzte Aktionsradius der Bauern, aufgebrauchte Nahrungsmittelvorräte und vor allem: keine einheitliche Führung, kein gemeinsamer Oberbefehl. Der Referent sieht trotzdem positive Auswirkungen. So haben Verhandlungen und Verträge zu geringfügigen Verbesserungen wie Lockerung von Fischerei- und Jagdrecht geführt. „Der Bauernkrieg scheiterte militärisch, hat jedoch einen Demokratisierungsprozess in Gang gebracht, dessen Folge die Einführung von Landtagen und Landgerichten war.“
In den nächsten Landsberger Geschichtsblättern (Erscheinungstermin Ende April wird ein Aufsatz von Klaus Wankmiller über die Bauernkriege 1525 abgedruckt sein. Zu den historischen Ereignissen erscheint das Buch „Der Bauernkrieg im Ostallgäu vor 500 Jahren“ in limitierter Auflage. Herausgeber sind Stefan Fischer, Rita Nett und Klaus Wankmiller. Das Buch wird am Freitag, 4. April, um 15 Uhr im Kloster Irsee für geladene Gäste und Pressevertreter vorgestellt. Am selben Tag beginnen Verkauf und Versand. Das Buch kann über den Buchhandel im Ostallgäu bezogen werden.
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