Das Telefon im Restaurant „Zum Luitpold“ in Leeder klingelt im Dezember 2024. Maria Keßler geht ran. Eine Kundin sagt Bescheid, dass sie ihre Reservierung absagen muss. „Bis Ende des Jahres gibt es dann aber keinen freien Tisch mehr“, sagt Keßler am Hörer und mit Bedauern in der Stimme. „Ich muss Ihnen jetzt auch sagen, dass wir nur noch bis Ende des Jahres geöffnet haben.“ Nach knapp 30 Jahren schließen Maria Keßler und ihr Mann Harald den Gasthof – aber nicht aus wirtschaftlichen Gründen.
Seit fast 30 Jahren führt das Ehepaar den Gasthof in Fuchstal
Als Harald Keßler Mitte der 90er von einer Bekannten erfährt, dass sie den Gasthof ihrer Familie übernehmen soll, aber nicht möchte, entscheiden er und seine Frau sich, der damaligen Besitzerin Erika Luitpold ein Angebot für ihr Restaurant in Fuchstal zu machen. „Es ist komisch zu denken, dass Erika damals 60 Jahre alt war, als sie es abgab und wir jetzt auch beide 60 sind und aufhören“, sagt Maria Keßler.
Bevor das Paar den Gashof übernahm, hieß er offiziell noch „Zum schwarzen Adler“. Man habe aber immer schon gesagt, man geht zum Luitpold, sagt Harald Keßler. „Und einen Adler gibt es auch in Dornstetten.“ Deshalb hätten sie den Namen offiziell gemacht. Der schwarze Adler hängt aber weiterhin an dem Gebäude, das es bereits seit 1540 gibt. Der historische Charme und die Atmosphäre seien unter anderem Gründe gewesen, wieso die Unterallgäuerin und der Lechfeldler sich damals für das Restaurant entschieden haben. „Als wir es übernommen haben, haben wir es nur etwas heller gestaltet. Aber die Tische etwa oder der gusseiserne Ofen, die sind noch von früher.“
Die Wirtsleute zweifeln nicht daran, dass jemand den „Luitpold“ übernehmen wird
Die vergangenen Jahrzehnte, selbst in der Coronazeit, sei das Geschäft gut gelaufen. Die Gäste hätten Sie damals gut aufgenommen, sie unterstützt und Angebote, wie die Eröffnung eines Biergartens, gut angenommen. „Es sind gesundheitliche Gründe, die damit zu tun haben, dass wir uns entschieden haben, ab Januar zu schließen‘, sagt Keßler und schaut zu ihrem Mann. Er habe schon seit längerer Zeit Probleme mit den Handgelenken und auch, wenn sie die Öffnungszeiten bereits gekürzt und Harald Keßler die Handgelenke ärztlich behandeln lässt, reiche das auf Dauer nicht mehr aus. Keßler, der als Koch auf seine Hände angewiesen ist, sagt: „Wenn ich am Abend mit mehreren Pfannen hantieren muss, dann geht das eben auf die Gelenke.“ Aber es sei auch der generelle Druck. Festangestellt sei neben dem Ehepaar nur eine Küchenhilfe. Im Service wird Maria Keßler gewöhnlich von Aushilfen unterstützt: „Das sind Studenten und Leute, die neben ihrer Festanstellung noch Jobben.“ Krankmachen könnten sie nicht.
„Wir wollen jetzt nichts schleifen lassen.“
Maria Keßler, über den letzten Monat, in dem sie mit ihrem Mann das Restaurant „Zum Luitpold“ noch führen wird.
Daran, dass der Gasthof von jemandem übernommen wird, zweifeln die zwei nicht. „Die aktuelle Besitzerin möchte bestimmt, dass es weiter geführt wird.“ Maria und Harald Keßler würden sich wünschen, dass junge Leute nachrutschen, die mit viel Energie und neuen Ideen den Luitpold weiterführen. Bis Februar läuft der Pachtvertrag noch. Januar und Februar möchte das Paar nutzen, um alles zu sortieren und ihren Bestand aufzulösen. Für beide bedeutet das Ende im Luitpold nicht, dass sie beruflich in Ruhestand gehen. „Wir müssen noch ein paar Jahre arbeiten“, sagte die gelernte Hotelfachfrau. Sie wolle nicht zurück in die Gastro, lieber etwas mit geregelten Zeiten und am liebsten auch Lokal. Harald Keßler hat bereits die vergangenen Jahre an der Hotelfachschule in Bad Wörishofen unterrichtet und will damit weitermachen.
Bis zum letzten Tag mit Gästen bleibt den beiden noch ein Monat. „Wir wollen jetzt nichts schleifen lassen“, sagt Maria Keßler. Das Motto ihres Mannes: „Ganz oder gar nicht“. Sie seien stolz und dankbar für die vergangenen Jahrzehnte. So wie bereits einige Kundinnen und Kunden ihr Bedauern ausgedrückt haben, geht es dem Ehepaar ähnlich. „Es ist schon sehr viel Wehmut dabei.“
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