Die Änderung des Flächennutzungsplans zum Bau eines Windrads zwischen Hausen und Eismerszell ist jetzt beschlossene Sache. In der zweiten Runde der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange wurden keine über die bisherigen Einwände hinausgehenden Bedenken mehr vorgetragen, die dem Geltendorf Gemeinderat Anlass für Änderungen gegeben hätten. Allerdings gab es dieses Mal keinen einstimmigen Beschluss mehr.
Wiederholt hieß es insbesondere zu einigen privaten Einwendungen auch dieses Mal, dass die darin vorgetragenen Aspekte nicht Thema der Flächennutzungsplanung seien, sondern die Projektgenehmigung und -umsetzung betreffen. Einige Fragen konnte der anwesende Städteplaner nicht beantworten, hier wurde an das planende Ingenieurbüro verwiesen. So bezweifelte Claudius Mastaller (Unabhängige Bürger), ob es physikalisch möglich wäre, ein tonnenschweres Rotorblatt bei einem heranfliegenden Vogel rechtzeitig anzuhalten. „Das gehört nicht hierher“, erwiderte Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP), „wir lassen uns aber bei nächster Gelegenheit den Sachstand vom Ingenieurbüro klären.“
500 Gramm oder 45 Kilogramm Abrieb an einem Windrad im Jahr?
Eine längere Debatte entzündete sich an dem von Windkraft-Gegnern zuletzt häufiger vorgetragenen Thema Mikroplastik, das Mastaller ebenfalls aufgriff. Er könne über die Präsentation des Ingenieurbüros bei der Informationsveranstaltung im Dezember hinaus nichts sagen, erklärte der Bürgermeister. Dass pro Windflügel ein jährlicher Abrieb von 80 Kilogramm entstehe, wie es in einer Bürgerstellungnahme hieß, sei jedenfalls nicht richtig. „Da würde ja innerhalb weniger Jahre an einem Windkraftwerk nichts mehr dran hängen.“
Andererseits machte Mastaller aber auch auf sich unterschiedliche Angaben dazu in der Präsentation des Ingenieurbüros aufmerksam. Einmal heißt es darin mit Verweis auf eine Worst-Case-Betrachtung durch Scientists for Future, während einer Laufzeit von 20 Jahren würden pro Windenergieeanlage zehn Kilogramm Lack abgetragen. Im nächsten Absatz werde aus dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags zitiert, in dem der Abrieb durch die im Jahr 2020 bestehenden 31.000 Windräder in Deutschland auf maximal 1395 Tonnen pro Jahr beziffert wird. Das, so Mastaller, sei ein erheblicher Unterschied. Im einen Fall wären das pro Anlage und Jahr 500 Gramm, im anderen 45 Kilogramm. Seine Schlussfolgerung: „Dieser Faktencheck ist das Papier nicht wert.“
Mit Sicherheit dürften aber andere Mikroplastik-Quellen in Deutschland einen größeren Einfluss auf die Umwelt haben. So stellt der Wissenschaftliche Dienst 1395 Tonnen Windradabrieb 102.090 Tonnen jährlichen Reifenabrieb in Deutschland gegenüber.
Claudius Mastaller sorgt sich auch um die Rendite eines neuen Windrads
Bürgermeister Sedlmayr meinte, die eine Studie komme zu einem solchen, die andere zu einem anderen Ergebnis. Das sei aber keine Frage, die beim Flächennutzungsplan eine Rolle spiele. „Aber für meine Entscheidung“, betonte Mastaller. Ebenso spielen bei Mastaller wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Er verwies auf die stark schwankenden Mengen von Sonnen- und Windstrom hin und bezweifelte, ob nach der Bundestagswahl noch die gleichen Einspeisevergütungen wie jetzt zu erzielen sind.
Die Geltendorfer Flächennutzungsplanänderung soll es ermöglichen, im östlichen Gemeindegebiet eine Windenergieanlage zu bauen. Dies solle aber nicht vorrangig in einem Waldgebiet geschehen (nur in diesem Fall kann von der 10H-Regel abgewichen werden), sondern stattdessen auf freiem Feld, sofern ein Abstand von 1000 Metern zur nächsten Siedlung eingehalten wird. Errichtet werden soll ein solches Windrad von einem Unternehmen mit der Bezeichnung Bürgerwind Geltendorf GmbH & Co. KG. Daran würden sich neben den Initiatoren (zu 20 Prozent) Privatpersonen aus der Gemeinde mit bis zu 31 Prozent, Grundstückseigentümer mit bis zu 25 und die Gemeinde mit bis zu 49 Prozent beteiligen können.
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