Im Agrarbildungszentrum in Landsberg herrscht Prüfungsstimmung. Gerade findet in den Versuchsgärten der Technikerschule eine Prüfung statt. Angestrengt schauend stehen zwei junge Teilnehmer im Versuchsfeld und sind mitten in der Getreidebonitur. Hier gilt es unter anderem zu bewerten, ob sich Unkraut zwischen dem gepflanzten Getreide befindet, ob die Pflanze gesund oder von einer Krankheit befallen ist und wie generell die Bestandsdichte ist. Das ist eine der praktischen Prüfungen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvieren müssen.
Mitten drin ist Julian Sauter. Er ist gelernter Landwirt und besucht aktuell die Agrartechniker-Schule in Landsberg. Beim vorherigen Bezirksentscheid hat er bereits den zweiten Platz in der Fachrichtung Landwirtschaft belegt. Über einen erneuten Platz auf dem Treppchen würde er sich natürlich freuen, aber der Spaß steht für ihn im Vordergrund. „Es ist interessant, über den Tellerrand zu schauen und viele neue Leute kennenzulernen und neue Kontakte zu knüpfen“, sagt Sauter. Schwer fallen ihm die Aufgaben, in denen es um Pflanzen geht. „Ich habe mehr den Bezug zu Tieren, da fallen mir die Aufgaben dann natürlich auch leichter“, so Sauter. Zwischen den einzelnen Teilnehmern herrsche kein Konkurrenzkampf, viel mehr sitzen sie vor und nach den Prüfungen zusammen und unterhalten sich, erzählt der junge Landwirt.

Die Vielfältigkeit der Grünen Berufe sichtbar machen
Alle zwei Jahre wird der Berufswettbewerb an einem anderen Standort abgehalten, erklärt Christina Schützinger, Mitarbeiterin beim bayrischen Bauernverband. Dieses Jahr findet der Wettbewerb unter dem Motto „Grüne Berufe sind voller Leben - Zukunft gestalten, Talente entfalten“ statt. „Der Grundgedanke hinter dem Wettbewerb ist, die Vielfältigkeit der Grünen Berufen sichtbar zu machen“, sagt Marlene Egbert, Ansprechpartnerin im Bereich Forst.
Laut Egbert haben in Bayern rund 2000 junge Aus- und Fortzubildende der Land- und Forstwirtschaft, der Hauswirtschaft und des Weinbaus am Kreisentscheid teilgenommen. Für den darauffolgenden Bezirksentscheid haben sich etwa 250 junge Frauen und Männer qualifiziert, erklärt Egbert. Die jeweils zwei Besten der Bezirke in den Sparten Land-, Forst- und Hauswirtschaft haben beim Landesentscheid in Landsberg in Theorie und Praxis um die Spitzenpositionen gekämpft. „Und danach geht es für die Gewinner nach Nordrhein-Westfalen ins Finale“, sagt Waltraud Wiedemann, Ansprechpartnerin der Fachrichtung Forst.
Zwischen Meal Prepping und dem Kombinationsschnitt

Die jungen Erwachsenen stehen vor einer Reihe anspruchsvoller Prüfungen, die ihre Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen auf die Probe stellen. In der Fachrichtung Landwirtschaft müssen die Teilnehmer unter anderem die Getreidebonitur durchführen, Rinder oder Schweine beurteilen und mit dem Traktor eine Transporteinheit absolvieren, erklärt Schützinger. Laut Egbert erwarten die Prüflinge in der Forstwirtschaft ebenfalls praxisorientierte Aufgaben wie das Kettenwechseln einer Motorsäge, das Bestimmen von Sträuchern und Bäumen sowie das Vorführen eines Kombinationsschnitts.
An der staatlichen Technikerschule für Agrarwirtschaft in Kaufbeuren finden die Praxisprüfungen der Hauswirtschaft statt, darunter das Zubereiten von Mahlzeiten (Meal Prepping) und die Planung eines Gesundheitstags, so Wiedemann. „In allen Fachrichtungen müssen die Teilnehmer eine Präsentation zu einem vorab zugewiesenen Thema halten, bei der sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zeigen können“, erzählt Wiedemann. Zusätzlich müssen alle Prüflinge eine schriftliche Prüfung ablegen, in der sowohl allgemeines Wissen als auch fachspezifisches Wissen abgefragt wird.
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