Der Herbst zeigt sich von seiner regnerischen Seite. Selbst wenn die Freibäder noch geöffnet wären, bevorzugen begeisterte Outdoor-Schwimmer wohl nun das Hallenbad. Im Landkreis ist hierfür das Lechtalbad in Kaufering die Anlaufstelle. Doch aktuell ist die gesamte Freizeiteinrichtung geschlossen. Stillstand herrscht jedoch keinesfalls. Ein Blick hinter die verschlossenen Türen.
Immer wieder müsse er Badegäste abweisen, bedauert Leonhard Lindner. Und tatsächlich, noch im Gespräch mit unserer Redaktion, steigt eine Frau auf dem Parkplatz aus ihrem Auto aus und macht sich auf den Weg zum Eingang. „Sie wollen ins Bad?“, fragt Lindner, der die Frau vertrösten muss – bis voraussichtlich Freitag, 27. September, werden Reinigungs-, Reparatur- und Wartungsarbeiten durchgeführt, die während des laufenden Betriebs nicht möglich wären.
Baustellen-Atmosphäre im Kauferinger Lechtalbad
Leonhard Lindner ist Leiter der kreiseigenen Bäder und damit neben dem Lechtalbad auch für die Freibäder in Greifenberg und Thaining zuständig. Im Hallenbad in Kaufering befindet sich ein 25 Meter langes Sportbecken, ein Becken mit einer Rutsche sowie ein Kinderbecken und ein großer Saunabereich. In den Sommermonaten hat zusätzlich zum Hallenbad das Naturfreibad geöffnet, für das die Marktgemeinde zuständig ist. Auch ohne das Außenbecken hat Lindner mit 70 Mitarbeitenden und drei Bädern gut zu tun. Grundsätzlich stünden nach allen Sommerferien Wartungsarbeiten an, erklärt er. Doch heuer gibt es ober- und unterirdisch besonders viel zu tun.
Wo sonst Menschen ihre Bahnen schwimmen, an den Massagedüsen und im Saunabereich Erholung suchen und sich die jüngsten Gäste in der beheizten Babyplansche amüsieren, herrscht nun Baustellen-Atmosphäre. Dennoch herrscht im Erd- und Untergeschoss buntes Treiben. Schlager dröhnt aus einem Lautsprecher. Mitarbeiter der sechs beauftragten Firmen sowie die Angestellten des Bades bohren, reparieren, putzen, streichen und machen noch vieles mehr, damit das Bad weiterhin den Ansprüchen der Gäste genügt und auch in Zukunft die Technik funktioniert. Pumpen werden ausgetauscht und die Gebäudetechnik auf den neuesten Stand gebracht. Trotz der Kosten für die umfangreichen Arbeiten – sie gehen wohl in die Hunderttausende – lohnt es sich, weiß Lindner: Im Sommerbad Thaining habe man durch effizientere Geräte die Hälfte der Stromkosten einsparen können.
Unterirdisch erstreckt sich ein Labyrinth entlang von etlichen Rohren, riesigen Filtern, schweren Pumpen und Schaltschränken. Sieben Kilometer Kabel werden während der Arbeiten neu verlegt. Lindner kennt jede Schraube, während man beim ersten Besuch aufpassen muss, sich nicht zu verirren oder den Kopf zu stoßen. Auch die Bademeister, offiziell Fachangestellte für Bäderbetriebe, werden im Bad technisch ausgebildet und können vieles reparieren, bescheinigt ihnen ihr Vorgesetzter, der selbst gelernter Heizungsinstallateur ist. „Doch irgendwann hilft auch das nicht mehr“, sagt Lindner und zeigt dabei auf einen verrosteten Deckel einer Pumpe. Was es hier sonst noch so zu entdecken gibt: Sonden überprüfen permanent die Wasserqualität der Becken. Die drei wichtigsten Parameter sind hierbei der Chlor- und pH-Gehalt sowie der Redox-Wert. Letzteres dürfte nicht allen bekannt sein: Dabei handelt es sich um eine indirekte Messgröße für die Desinfektionswirkung im Becken, gemessen in Millivolt. Ein Behälter gefüllt mit Marmorkies hilft ebenfalls; Lindner erklärt: „Das Chlorgas erzeugt neben aktivem Chlor für die Wasserreinigung auch Salzsäure. Das Wasser läuft durch den Marmorkiesbehälter und die Säure wird dadurch neutralisiert.“
Frischzellenkur für das Lechtalbad: neue Duschen im modernen Look
Den Gästen werden bei der Wiedereröffnung hingegen eher die neuen Duschen auffallen. Zunächst werden die zwei Duschräume am Schwimmerbecken saniert. „Bislang haben wir sie selbst repariert, doch es sind keine Ersatzteile mehr erhältlich“, erzählt der Bäderleiter von den Tücken seiner Arbeit. Einer der Duschräume habe bei der Kernsanierung mit einem tieferen Estrich als erwartet überrascht: „Statt eines halben Tages haben die Arbeiten zwei Tage gedauert.“ Die Räume werden zudem neu gefliest: Die kleinen, orangen Fliesen werden durch größere in Steinoptik ersetzt. Die größeren Platten seien auch beim Putzen von Vorteil, erwähnt Lindner, der die Fliesen zusammen mit seinen Mitarbeitenden ausgewählt hat.
Der Verschleiß bei allein 350.000 Gästen im Jahr 2023 ist dementsprechend groß. 86.000 davon waren Saunagäste. Obwohl der Saunabereich erst vor ein paar Jahren erweitert wurde und der modernste Teil der Anlage ist, gibt es auch hier viele Dinge zu tun: Der Schweiß setzt dem Holz zu und muss abgeschliffen werden. Aufgussöfen und -steine sind porös und werden ersetzt. Im Gegensatz zum Schwimmbad sei die Sauna kein Defizitgeschäft, erwähnt Lindner. Doch die Bedeutung des Schwimmbads ist für ihn immens. Kinder lernen dort schwimmen, Erwachsene halten sich mit Wassersport bis ins hohe Alter fit. Dass der Landkreis an den eigenen Bädern und damit einer freiwilligen Leistung festhält und sogar in sie investiert, ist für ihn keine Selbstverständlichkeit: „Überall werden Bäder geschlossen.“ Auch sei der politische Wille für seinen größten Wunsch für das Lechtalbad vorhanden – eine Erweiterung um ein zusätzliches Becken mit Hubboden, um dem Bedarf an Schwimm- und anderen Wassersportkursen nachzukommen. Und auch über ein Becken im Saunabereich würden sich die Gäste freuen, ist sich Lindner sicher. Doch dafür fehle momentan noch das nötige Geld im Haushalt des Landkreises.
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