In der Sporthalle Kaufering klang es vergangene Woche anders als sonst. Kein Dribbeln von Bällen oder Pfeifen von Sportlehrern ist zu hören. Stattdessen dröhnte Musik aus den Lautsprechern, begleitet von rhythmischen Schritten, die auf eine Choreografie deuteten. Oder Stimmen, die A cappella Musicalsongs anstimmten. Und zwischendrin immer wieder Kinderlachen und Gespräche auf Englisch. Aber wieso?
Ehrenamtliche reisen um die Welt, um Kindern das Tanzen und Singen näherzubringen
Bereits 2011 und 2017 fand der Workshop, damals noch unter dem Namen „Young Americans“, an der Realschule Kaufering statt. Während der Pandemiezeit gründete sich der Nachfolger „Heart Global“ mit neuem Namen, doch unter derselben Prämisse: Kindern in aller Welt Musik näherzubringen. Dafür reist das Team, bestehend aus 22 jungen Erwachsenen zwischen 18 und 28 Jahren, monatelang zwischen verschiedenen Ländern und Städten umher, um primär an Schulen, aber auch anderen Institutionen, Workshops zu Gesang, Tanz und Showeinlagen zu unterrichten.
Die Trainer und Trainerinnen sind dabei Freiwillige aus aller Welt, so beispielsweise Japan, Simbabwe und der USA, die ehrenamtlich ihr Können teilen – rein aus Liebe zur Musik und dem Unterrichten, in der Hoffnung, ebendiese Begeisterung an die Kinder weiterreichen zu können.
Für Lehrer Pierre D’Antino ist der Workshop ein sichtliches Herzensprojekt. Er betont, neben dem gestärkten Gemeinschaftseffekt, vor allem die positiven Auswirkungen auf individuelle Selbsterfahrung: „Das ist mal etwas, das rein gar nichts mit Schule und Unterricht zu tun hat. Stattdessen geht es um die Frage ‚Was kann ich eigentlich?‘“
Die große Ankunft war am Montagabend. Der Dienstag begann mit einer Darbietung für die Schüler und Schülerinnen, die das ein oder andere Kind dazu bewegte, sich letztlich doch für den Workshop anzumelden. Am frühen Nachmittag startete schließlich der erste von drei Probentagen, die alle auf ein großes Finale hinarbeiteten: Die abschließende Show am Donnerstagabend, bei der das Gelernte in Form einer Performance Show unter dem Titel „Heart Global Live“ stolz Familie, Freunden, Mitschülern und Bekannten gezeigt werden konnte.
Das ist natürlich organisatorisch eine große Herausforderung für die Schule: Neben der Mietung der Sporthalle Kaufering, die sowohl als Übungsort, als auch als Vorstellungsraum am Donnerstag genutzt wurde, musste noch viel Weiteres geplant werden. So kümmerte sich die Mensa für die Dauer des Workshops um die Verpflegung aller 230 Mitwirkenden, während freiwillige Gastfamilien der Mitwirkenden die Unterbringung der Workshoptrainer bewerkstelligten.
Ein Einblick in die Proben machte schnell deutlich, wie sehr die Schüler in dem Projekt aufgingen. Eingeteilt in Kleingruppen lernten sie ihre Tanz- und Gesangspassagen, bevor in der großen Sporthalle alles zusammengesetzt wurde, sodass jeder mit dem Ablauf vertraut war und sich bei der Show wohlfühlen konnte. Dabei gingen die Coaches auf die Kinder ein, nehmen ihnen die Angst davor, verurteilt zu werden und halfen ihnen dabei, aus sich heraus zu kommen: „Das hier ist absolut nichts Ernstes! Habt einfach Spaß.“
Kauferinger Schulleiterin ist vom Ergebnis des Workshops begeistert
Schuldirektorin Annette Ring war sich anfangs unsicher. „Wie soll das mit so 220 Schülern funktionieren?“, hat sie sich gefragt. Ein Blick auf die Proben hat gereicht, um ihre Sorgen zu nehmen. Freudig und harmonisch tanzten und sangen die Kinder, vollkommen unberührt von den üblichen Klassengrenzen, die man aus der Schule kennt. Stattdessen agierten die Kinder unabhängig von den Klassenstufen miteinander, wodurch sich ein starkes Gemeinschaftsgefühl bildete.
Nick Millsap aus Missouri ist der Direktor der aktuellen Show. Er betont vor allem eins: „Musik ist bei unserer Arbeit das Mittel, nicht das Ziel.“ So steht im Fokus, dass die Kinder lernen, sich selbst ausdrücken zu können und dabei auch das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, indem sie aus ihrer Komfortzone gelockt werden. Dass das bei so vielen unterschiedlichen Kindern schwierig sein könnte, schreckt ihn dabei nicht ab: „Der Schlüssel ist es, sie vom ersten Tag an auf unsere Seite zu bekommen.“
Gwendaline Marec ist die Managerin für die Touren in Zentral- und Südeuropa, so auch der aktuellen, die seit September läuft. Insgesamt sind es etwa zehn internationale Touren pro Jahr, alle drei Tage eine neue Stadt. Der Erfolg spricht dabei für sich: „Wir haben jetzt bereits nur noch vereinzelte Termine frei für das kommende Jahr.“, so Gwen, die aus ihrer Heimat Italien hergefahren ist. Kaufering bildete die 22. und damit auch letzte Station auf ihrer aktuellen Tour, bevor sie sich ihre wohlverdiente Weihnachtspause gönnen.
Am Donnerstag war es soweit. Der Abend begann mit einer Show der mitwirkenden Trainer, die ihr Talent in einer bunten Mischung aus verschiedenen Genres bewiesen. Nach einer kurzen Pause waren die Schüler an der Reihe und begeisterten mit einer Bandbreite an Filmmusik, Akrobatik, Tanz und vor allem ganz viel Miteinander. Rektorin Ring war mehr als zufrieden, ihre Erwartungen wurden übertroffen. „Das allerschönste“, so Ring nach der gelungenen Aufführung, „ist es, die Begeisterung in den Augen der Kinder funkeln zu sehen.“
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