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Landsberg: Ausstellung in Landsberg: Vier Frauen und die Geschichte der Demokratie

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Ausstellung in Landsberg: Vier Frauen und die Geschichte der Demokratie

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    Landtagsabgeordnete Jenny Schack und Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl vor dem Bild der „Mütter des Grundgesetzes“.
    Landtagsabgeordnete Jenny Schack und Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl vor dem Bild der „Mütter des Grundgesetzes“. Foto: Hertha Grabmaier

    Wer hat schon von Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber oder Helene Wessel gehört? Selbst im Geschichtsunterricht sind diese engagierten Frauen einem kaum begegnet. Dabei waren sie es, die sich in der Öffentlichkeit für die volle Gleichberechtigung von Männern und Frauen einsetzten. Eine Ausstellung im Foyer des Historischen Rathauses in Landsberg (läuft bis zum 31. August) erinnert an sie.

    Dieses starke Frauen-Team hat sich 1949, im von Männern dominierten Parlamentarischen Rat, die Verankerung der klaren Formulierung, „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, in Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes, erkämpft. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Ausstellung des Helene Weber Kollegs „Die Mütter des Grundgesetzes“ zeichnet auf 17 Tafeln das Leben und Wirken der vier herausragenden Frauen auf.

    „Als Oberbürgermeisterin ist es mir ein persönliches Anliegen, die Ausstellung in Landsberg zeigen zu können“, betonte Doris Baumgartl zur Eröffnung, bei der sie zahlreiche Frauen, auch aus Politik, Wirtschaft, dem sozialen und kulturellen Bereich, sowie einige „tapfere Männer“ begrüßte. „Fünf einfache Worte haben jahrhundertealte Strukturen verändert“, so die Oberbürgermeisterin. Es gäbe immer noch große Herausforderungen, nicht einmal zehn Prozent der Bürgermeisterämter seien hierzulande weiblich besetzt.

    1948 war die Zeit des Wiederaufbaus und der Neuorientierung

    Die Diplom-Journalistin Jenny Schack (CSU), seit 2023 Mitglied des Bayerischen Landtags, ging in ihrem Eröffnungsvortrag auch auf Artikel 5 ein, der die Presse- und Meinungsfreihaft in der Verfassung wehrhaft gestalte sowie an deren Ausgangspunkt zurück. 1948, in der Zeit des Wiederaufbaus und der Neuorientierung, als die „Trümmerfrauen“ ihren Mann stehen mussten, waren vier Frauen politisch unterwegs und haben demokratische Geschichte geschrieben, in dem sie sich gegen 61 Männer im parlamentarischen Rat durchsetzten.

    Die Lebensgeschichten der „Mütter des Grundgesetzes“ sind in der Ausstellung ausführlich beschrieben. Frieda Nadig (1897-1970) war von 1949 bis 1961 Mitglied des Deutschen Bundestags für die SPD und setzte sich mit Helene Weber (1891-1962) von der CDU für die Lohngleichheit von Männern und Frauen ein. Beide Frauen konnten sich diesbezüglich jedoch nicht gegen ihre männlichen Parteikollegen durchsetzen. Die gesetzliche Gleichstellung unehelicher mit ehelichen Kindern machte Frieda Nadig zu einem weiteren Hauptthema. Helene Weber, die älteste der vier Frauen, war bereits 1920 erste weibliche Ministerialrätin der Weimarer Republik im preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt.

    Der Einsatz der Juristin Elisabeth Selbert (1896-1986) für den Gleichheitsgrundsatz führte zu einem gebrochenen Verhältnis mit ihrer Partei, der SPD. Helene Wessel (1898-1969) vertrat im Parlamentarischen Rat die Deutsche Zentrumspartei und forderte einen besonderen Schutz des Staates für Ehe und Familie. Sie formulierte 1930 den Appell „Frauen müssen sich in die staatsbürgerlichen Aufgaben bewusst und freudig einmischen“. Diese Position vertritt auch die Landtagsabgeordnete Jenny Schack. Denn aktuell seien lediglich 34,7 Prozent der Abgeordneten Frauen, in Bayern nur 25 Prozent.

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