Wer „Die Schwester des Ketzers – Die Auserwählten“ gelesen hat, kann nun zwei Jahre später aufatmen: Die Geschichte geht mit dem neuen Buch „Die Schwester des Ketzers – Propheten der Apokalypse“ weiter. Das Autorenehepaar Uschi und Klaus Pfaffeneder stellte es bei einer Lesung in der Buchhandlung Osiander in Landsberg vor.
„Religion trennt. Liebe verbindet“ steht auf einem der Banner, die das neue Buch „Die Schwester des Ketzers – Propheten der Apokalypse“ in der Buchhandlung Osiander in Landsberg, ankündigen. Passend gewählt, denn der Roman des Autorenehepaars Uschi und Klaus Pfaffeneder verbindet historische Fakten aus den Jahren, in denen sich die Thesen von Martin Luther verbreiten, in denen Bauernkriege Tausende von Aufständischen ihr Leben verlieren und sich neben den „Lutherischen“ auch die „Täufer“ als neue Glaubensrichtungen bilden, mit einer Liebesgeschichte. Während die Anhänger Luthers zumeist mit Vertreibung oder Strafen davonkommen, droht den Täufern der Tod. 80 Täufer wurden in den Jahren 1527 und 1528 im Landgericht Landsberg aktenkundig, 14 hingerichtet. Sie stammten allesamt aus dem nördlichen Landkreis und nicht aus Landsberg.
Hungersnot, Wetterkatastophen und Krieg
Inmitten dieser Wirren haben es Anna Schuster, Tochter eines armen Kleinhäuslers im Lechrain, und Zimmerergeselle Lenz Kirchperger nicht leicht. Finden sie zuerst eine neue Glaubensheimat bei den Gartenbrüdern in Augsburg, so müssen sie erleben, dass der zuerst tolerante Stadtrat zunehmend um die öffentlich Ordnung fürchtet, da die Täufer sowohl Kirche als auch Staat ablehnen. Die beiden müssen fliehen, und in diese wechselhafte Zeit steigt direkt der zweite Teil der Geschichte ein – der wohl auch der letzte sein wird, wie das Autorenduo bei der Lesung auf Nachfrage der zahlreichen, zumeist weiblichen Zuhörerschaft, verkündet. Vier Jahre haben sie insgesamt für die beiden Bücher recherchiert und geschrieben, denen ein weiteres vorausgeht: „Der Baumeister von Landsberg“ beleuchtet ebenfalls in Form eines historischen Romans die Zeit davor, in der unter anderem die Stadtpfarrkirche in Landsberg gebaut wurde. Ging es in diesem um den Steinmetz Veit, so rankt sich die Geschichte nun um dessen Urenkel Lenz – interessantes Detail der Bücher „Die Schwester des Ketzers“ ist es nämlich, dass es sich bei vielen der Akteure um historische Persönlichkeiten handelt, so auch bei Lenz‘ Geliebter Anna.
Lenz und Anna fliehen nach Memmingen, gejagt von der Häschern des bairischen Herzogs und als Ketzer gebrandmarkt. Ob sie sich im liberaleren Memmingen wirklich ein neues Leben aufbauen können? Man mag es kaum glauben, denn die Zeiten sind schwer. Das macht gleich die erste Seite im Buch deutlich: „Wer im 1523sten Jahr nicht stirbt, 1524 nicht im Wasser verdirbt und 1525 nicht erschlagen wird, der mag wohl von Wundern sagen“, so ein Sprichwort aus dem Jahr 1525, das Hungersnot, Wetterkatastophen und Krieg auf den Punkt bringt.
Das Publikum wird in Landsberg in den Bann gezogen
Bei der ersten Lesung in den neuen Räumen der Osiander Buchhandlung in der Ludwigstraße tauchte das Autorenehepaar Pfaffeneder in die Kapitel ihres neuen Buches ein, das an verschiedenen Schauplätzen spielt: so in Landsberg, in Memmingen und im Fürchelmoos und Haspelmoor, einem Gebiet nördlich von Jesenwang. Um den Überblick über die diversen Protagonisten zu behalten, sind diese im Vorspann aufgelistet, darunter auch Täuferführer Hans Hut, der prophezeite, dass an Pfingsten 1528 die Welt untergeht, aber auch Gegenspieler der Täufer wie Martin Pasenseer, Großinquisitor in Jesenwang.
Mit den Schilderungen des Lebens der Menschen zu dieser Zeit und der Dramatik der Geschichte von Lenz und Anna im historischen Kontext ist es dem Autorenehepaar gelungen, seine Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann zu ziehen. Interessant waren auch die zusätzlichen Informationen, die Uschi und Klaus Pfaffeneder einfließen ließen: So war zu erfahren, dass Hans Hut an den Folgen der Folter in Augsburg starb, seine Leiche aber – wie bei Täufern, die unter der peinlichen Befragung widerriefen üblich – auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Für musikalische Auflockerung sorgte Erik Müller auf der Laute.
„Die Schwester des Ketzers – Propheten der Apokalypse“ von Uschi und Klaus Pfaffeneder ist erschienen im Liccaratur Verlag. ISBN 978-3-944810-13-3
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