Über 2100 junge Menschen besuchen die Beruflichen Schulen in Landsberg mit Fachoberschule (FOS), Berufsoberschule (BOS) und Berufsschule. Die Veranstaltung „Open Stage“ bot ihnen und auch allen anderen, die zum Team der Schulen gehören, die Möglichkeit, ihre Talente der Öffentlichkeit zu zeigen. Die Veranstaltung fand bereits zum dritten Mal statt und soll ein Wir-Gefühl in krisenhaften Zeiten schaffen.
Open Stage in den Beruflichen Schulen – hier ist nicht Perfektion gefragt, sondern Mut. Mut, genau an dem Punkt, an dem man gerade mit seinem Können steht, auf die Bühne zu treten. Zum Beispiel beim Zeichnen, Bildhauen, Singen, Klavier spielen, Zaubern – oder was auch immer. Das Angebot gibt es seit drei Jahren, und es gilt nicht nur für die über 2100 Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Lehrkräfte oder sonstige Mitarbeitende an den Schulen. Und es wird rege angenommen, das zeigte das Programm, das mit einer Vernissage begann und über musikalische Darbietungen, Bildversteigerung und vielem mehr reichte. Es war so vielfältig wie die Menschen selbst, die bei der Open Stage die Möglichkeit bekamen, sich auf ganz neue Weise zu sehen und zu begegnen.
Die Schulgemeinschaft soll gestärkt werden
Die Schulgemeinschaft stärken, ein Team bilden und ein Wir-Gefühl erzeugen, das war das Anliegen der Elternbeiratsvorsitzenden Gabriele Uitz, die das Format ins Leben rief und den Abend moderierte. Was gar nicht so einfach war, denn in den weitläufigen Gängen kam so mancher abhanden, der gerade seinen Auftritt gehabt hätte und dann erst einmal gesucht werden musste. Die Aufregung vor dem ersten Auftritt machte manchen zu schaffen, aber jetzt galt kneifen nicht mehr und letztlich wurde jeder und jede mit einem tosenden Applaus für den Mut belohnt.
Nicht nur Schülerinnen und Schüler waren gekommen, auch viele Eltern, Geschwister, Freunde und Lehrkräfte. Vielleicht erinnerte die Älteren die Szenerie an früher, an ihr erstes Geigenvorspiel, Theaterschulaufführung oder Vorsingen im Musikunterricht. Noch nie war es nämlich einfach, sich zu zeigen und sich der Beurteilung eines Publikums zu überlassen. Wie schwer muss es aber sein, wenn man vor nicht allzu langer Zeit aus dem Ausland nach Deutschland gekommen ist und die Sprache noch nicht richtig beherrscht? So suchte auch Serhii stets Blickkontakt mit seinen Freunden, als er einen Song über Liebe, Freundschaft und Einsamkeit in Ukrainisch vortrug.

Auftritterprobt war dagegen bereits Julian, der am Klavier „Experience“ spielte und der sich einen Auftritt bei „Open Stage“ bereits im letzten Jahr zugetraut hatte. Noch einmal zeigte er sich als Klavier- und Gesangsbegleiter von Felicitas mit einem Song von Radio Head. Ein „alter Hase“ war auch Piotr, der hier früher zur Schule ging, inzwischen aber Lehramt studiert und es mit einem Lied seiner Lieblingssängerin Céline Dion sichtlich genoss, in die vertraute Aula der Beruflichen Schulen zurückzukehren. Markus versetzte das Publikum mit einem Kartentrick in Staunen und ließ sich dabei auch in die Karten schauen, genauer gesagt, zeigte er dazwischen immer wieder, dass Zaubern auch die Kunst der Beeinflussung ist. Auch die Lehrerschaft präsentierte ihr Können, sowohl mit Lehrerchor als auch mit der Lehrerband, die, höchst aktuell, das Lied „Dear Mr. President“ von Pink vortrug. Der neu gegründete Förderverein soll die Schulgemeinschaft stärken. Landrat Thomas Eichinger spendete dafür 500 Euro.
Eine Vernissage macht den Auftakt bei Open Stage in Landsberg
Den Auftakt der „Open Stage“ machte eine Vernissage. Für diese hatten nicht nur Schüler und Schülerinnen des Fachbereichs Gestaltung der FOS Werke beigetragen, vielmehr kamen diese aus allen Klassen, wie Emma Hampel von der Schülermitverantwortung, die durch die Vernissage führte, sagte. Viele Werke entstanden auch nicht im Unterricht, sondern zu Hause und beschäftigten sich mit Herzensanliegen. 29 Malereien und acht Plastiken waren zu sehen. Die Ausstellung war in fünf Themenbereiche gegliedert: Wildes Leben, Weltenbummler, Hommage an die Zeit, Gen Z und Emotion.

Über die Gliederung und Anordnung der Werke hätten sich die Schülerinnen und Schüler vorab viele Gedanken gemacht, so Lehrerin Sonja Önaktug in ihrer Ansprache. Sie forderte die Gäste auf, mit den Werken in Beziehung zu gehen: „Kunst braucht Betrachter und Käufer.“ Tatsächlich konnten einige der Bilder erworben werden, direkt oder über eine Versteigerung. Mit „Deutschland brennt“ zeigte beispielsweise Laura Herici mit Schlagzeilen aus der jüngsten Zeit zum Rechtsextremismus auf einem brennenden Scheiterhaufen auf, was sie bewegt. „Chaos im Kopf“ hieß ein großformatiges Graffiti von Bjarne Jaschhof, eine Kunstform der Generation Z. Mit Werken des spanischen Malers Salvador Dalí hatte sich Lucienne Schäfer auseinandergesetzt, Emma Hampel mit Selbstbildnissen der Mexikanerin Frida Kahlo.
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