Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Landsberg: Starke Darsteller im Landsberger Stadttheater

Landsberg

Starke Darsteller im Landsberger Stadttheater

    • |
    • |
    Die Shakespeare Company Berlin zeigte „König Lear“ im Stadttheater Landsberg.
    Die Shakespeare Company Berlin zeigte „König Lear“ im Stadttheater Landsberg. Foto: Christian Rudnik

    Das berühmteste Zitat von William Shakespeare, „Sein oder Nichtsein – das ist hier die Frage“, es stammt zwar aus „Hamlet“, doch mindestens ebenso gut passt es auf „König Lear“, einer der erschütterndsten Tragödien der Weltliteratur. Die Shakespeare Company Berlin erfreut sich im Landsberger Stadttheater bereits seit Jahren einer großen Fangemeinde, und so ist das Haus zur Aufführung des „Lear“ restlos ausverkauft, trotz der angekündigten Spielzeit von zweieinhalb Stunden.

    Die Berliner Truppe hat immer wieder bewiesen, wie treffsicher sie die Shakespeare-Stücke werkgetreu wiedergibt, dabei angenehm und klärend rafft und mit einer Sprache versieht, die nach Shakespeare klingt, zugleich aber leicht verständlich ist. Die Darsteller übernehmen meist mehrere Rollen, die sie in rasanter Wandlung ausfüllen, sie singen dabei mehrstimmige Madrigale oder Sätze und spielen Musikinstrumente dazu. All das ist abwechslungs- und temporeich, hat Unterhaltungswert und dennoch Tiefe und Dramatik.

    „König Lear“ ist die Geschichte zweier Väter, die den Jungen im Wege stehen – sozusagen ins Rentenalter kommen und ihre Geschäfte an die junge Generation übergeben wollen oder sollen: König Lear (zentral und bühnenbeherrschend: Stefan Plepp) will den größten Anteil seines Königreichs seiner Lieblingstochter Cordelia (Kim Pfeiffer) übergeben. Da sie ihm aber nicht, wie ihre Schwester, übertriebene Liebe vorheuchelt, verstößt der Vater sie und nennt sie undankbar. Der andere Vater, Graf von Gloucester (Johannes Quissanga), missachtet seinen unehelichen Sohn Edmund (Kim Pfeiffer) und bevorzugt den ehelichen Edgar (Philipp-Manuel Bodner) und schürt so den Hass Edmunds auf den Vater.

    Lügen und Intrigen führen zu sinnlosem Leid

    In der Folge zerstören Undankbarkeit und Ungerechtigkeit, Lügen und Intrigen alle familiären Beziehungen und führen zu großem und sinnlosem Leid, vor allem für Lear, Cordelia und Gloucester. Das Leid zerrüttet Lears Verstand und das Leben Edgars. Der eine wahnsinnig geworden, der andere scheinbar ein zerlumptes, bettelndes Nichts, treffen sie aufeinander wie zwei Gestalten aus Becketts absurdem Theater. Gloucester, seiner Augen gewaltsam beraubt, irrt sinnlos herum und scheitert sogar mit dem Versuch, sich umzubringen. „Was ist unser Leben?“, fragen die Darsteller singend. „Fragile“, der Song von Sting über die Zerbrechlichkeit unserer Existenz, zieht sich als gesungenes Thema durch das Stück.

    Die Shakespeare Company Berlin sorgte im Stadttheater Landsberg für Unterhaltung und Tiefgang.
    Die Shakespeare Company Berlin sorgte im Stadttheater Landsberg für Unterhaltung und Tiefgang. Foto: Christian Rudnik

    Viele der Motive im Stück haben auch mit unserer heutigen Welt zu tun: Die enttäuschten Erwartungen der Eltern an die Kinder; die Zerstörung der Familie durch Rachsucht, Neid und Gier bei der Übergabe von Geschäft oder Erbe; und im großen Rahmen ein alter weißer Mann, ein Despot, der durchdreht und brüllt: „Ich will die ganze Welt mit Terror überziehen!“

    Eindrücklich ist das Hinübergleiten Lears in den Wahnsinn inszeniert, mit feuerrotem Licht und chaotisch zunehmendem Lärm durch die Percussion-Wand, ein Gerüst mit integriertem Vibrafon, Klangwald, Steinharfe und einem großen Becken. Die einfachen, genial entworfenen Kostüme tragen Anklänge von Uniformmänteln und darunter mumienartig gewickelten Leichentüchern, Narrenkappe oder Dornenkrone und heben dabei klärend hervor, in welcher Rolle der jeweilige Darsteller gerade steckt (Bühnenbild und Kostüme: Kathrin Hegedüsch).

    Allen Darstellern gebührt großes Lob, herausragend in der Wandlungsfähigkeit ist Stefan Plepp als Lear, anfangs starrsinnig und größenwahnsinnig, später senil und altersschwach. Und das höchste Lob verdient die Regie, die es geschafft hat, das umfangreiche Stück in eine griffige Handlung zu straffen und dennoch nichts vom Wesentlichen zu verlieren.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden